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Friedrich Gerstäcker: Moden über die Welt. In: Fliegende Blätter. Band 18.

Moden über die Welt.
(Schluß).

Die Mädchen jener Inseln, die besonders aus Tahiti mit Hilfe der neuen Eroberer, das alte Joch ziemlich abgeschüttelt haben und sich jetzt in einer Art Uebergang vom protestantischen zum katholischen Glauben befinden, tragen oft auch einen ganz eigenthümlichen Schmuck in den Locken, der ihnen zu dem dunklen Haar vortrefflich steht. Es ist das eine Art Geflecht aus der silberweißen Bastfaser der Arrowroot, den sie in eine Art von Diadem formen, an dem kleine Büschel und Troddeln flattern und wehen.

Höchst eigenthümlich ist aber, daß diese Stämme ächtes Gold vom unächten sehr genau zu scheiden wissen, und sich aus unächten Sachen wenig oder gar Nichts machen. Sie nennen das Geld Perú.

Ein Gleiches findet in Indien statt und auf Java verschmähen selbst die gewöhnlichen Malayen unnächte Sachen, selbst unächte Steine zu tragen.

Auf Java ebenfalls hat die Civilisation noch wenig von der Urtracht verdrängt, und die Eingeborenen dort haben höchstens dann und wann ihre eigens gewebten Stoffe, wenn ihnen diese zu theuer kommen, mit den billiger hergestellten Cattunen vertauscht.

Die Holländer sind auch darin weit vernünftiger als fast alle anderen Nationen, und lassen den Stämmen, die sie unterjocht haben, ihren Glauben sowohl, als ihre ihnen am besten zusagende Tracht, weil sie eben aus dem Klima und den natürlichen Bedürfnissen auch natürlich hervorgegangen.

Die Tracht der Javanen hat Aehnlichkeit mit der der Südseeländer, nur der Stoff ist verschieden und mehr verfeinert, denn was der Südseeländer aus der Rinde seiner Bäume mit einem hölzernen Klöppel herausschlägt, webt der Javane erst aus baumwollenen Fäden, und gibt ihm dann in der nur erdenkbar mühsamsten Art geschmackvolle und oft wirklich künstliche Muster. Frauen allein fertigen meist all diese Arbeiten, und es gehört auch wirklich die sorgliche Geduld und Ausdauer einer Frau dazu, das complizirte Muster dieser Stoffe mit heißem Wachs, Strich für Strich, erst auf der einen, dann auf der anderen Seite aufzuzeichnen, und dann zu färben, bei Stücken aber, die mehrere Farben haben sollen, solche ganze Arbeit zwei und dreimal zu wiederholen. –

Diese Stoffe nennen sie sarongs und tragen sie um die Hüften ganz in derselben Art, wie die Südseeländer ihre Tapatücher, nur daß die sarongs bis auf die Knöchel hinunter gehen. Zu diesem sarong gehört dann ebenfalls noch eine cabaya, oder ein genähter Ueberwurf mit Aermeln; die Landmädchen aber, die diesen Ueberwurf nicht haben, nehmen dann den sarong so hoch unter die Arme hinauf, als sie ihn bekommen können, und stecken ihn über die Brust zusammen, während einzelne Stämme der Berge, besonders in den Preanger Regentschaften, mit dem Oberkörper ganz nackt gehen.

Die Männer tragen hier auch, als einen ihrer religiösen Gebräuche das Kopftuch, das sie Turbanartig nicht selten mit den Haaren zusammen winden, und darüber meistens einen breiten, flachen, backschüsselartigen Hut von Bambus geflochten.

Die Frauen tragen Nichts auf dem Kopfe oder doch nur sehr selten einen dem ähnlichen Hut, wie ich denn auch überhaupt bei allen uncivilisirten Völkern gefunden habe, daß die Frauen stets im bloßen Kopfe gehen, und nur einzelne Sachen, Kränze oder Blumen, immer jedoch nur zur Zierrath, in die Haare flochten.

In den Spanischen Ländern jedoch tragen sie meist Strohhüte wie die Männer, und ich brauche wohl nicht hinzu zu setzen, daß sie sich vortrefflich darunter ausnehmen.

Die Spanische Tracht hat überhaupt in den fremden

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Friedrich Gerstäcker: Moden über die Welt. In: Fliegende Blätter. Band 18.. Braun & Schneider, München 1853, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moden_%C3%BCber_die_Welt-Gerstaecker-1853.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)