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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Bd4 1754

folglich soll ein Dichter sich bemühen, seine Gedichte recht singbar zu machen wenigstens eine Art derselben und sie also einigermassen verstehen.

VI.
Denkmal dreyer verstorbenen Mitglieder
der Societät der musikalischen
Wissenschafften.

Es ist ein von langen Zeiten her bey allen Gesellschaften löblich eingeführter Gebrauch, daß man den verstorbenen Mitgliedern Lobreden hält, Trauergedichte auf sie verfertiget, und darinn das Gute erzählet, so sie in ihrem Leben vorgenommen. Wenn alles in der Welt eitel und vergänglich, und dahero gewisser maßen Verachtungswerth ist, so ruhet doch dieser löbliche Gebrauch auf solchen Gründen, die die gesunde Vernunft für geltend erkennet. Der Ruhm der sich nur auf Lobsprüche gründet, ist eitel, und die Ehre so nur leere Worte ausdrücken, nicht aber die Thaten selber beseelen, ist eine vergängliche ia keine Ehre. Was ist die wahre Ehre? der richtige Begriff welchen andere Menschen von unsern Handlungen und Wissenschafften haben, die zur Tugend, zum Guten, zur Verherrlichung des Schöpfers und Wohlfahrt der Menschen abzielen. Nun wird wohl niemand leugnen, daß der Mensch nicht vergeblich von dem weisem Schöpfer auf diesen Erdenball gesetzet worden, Es muß ein Endzweck seyn, warum er hier ist, warum er leben und sterben soll. GOtt hat uns die Vernunft nicht umsonst

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Lorenz Christoph Mizler (1711–1778): Mizler Musikalische Bibliothek Bd4 1754. Mizlerischer Bücher-Verlag, Leipzig 1754, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mizler_Musikalische_Bibliothek_Bd4_1754.pdf/131&oldid=- (Version vom 22.11.2023)