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Fälle kamen später mit noch höheren Zahlen vor; z. B. 1817 zählte die Prima sogar 103 und im Jahr 1840 die unterste Vorschule 112 Kinder, denen unsere beengte Räumlichkeit nicht zu helfen vermochte. Wo diese Hülfe räumlich und (da sie auch die Anstellung eines weiteren Lehrers erfordert) finanziell möglich war, errichtete der Großh. Oberstudienrath seit 1838 Parallelklassen. Oft aber ließ sich das nicht ausführen und so hatten wir z. B. 1850 und in den beiden folgenden Jahren eine Prima von 76, 83 und 91 Schülern, und 1858 in der untersten Vorschule 92 Knaben, denen die fragliche Erleichterung nicht verschafft werden konnte.

Das Recht auswärts wohnender Eltern, für gewissenhafte Beaufsichtigung ihrer Söhne zu sorgen, war schon in der Durlacher Periode ausdrücklich an die Bedingung geknüpft, daß die gewählte Familie dem Rector als eine achtbare und gottesfürchtige bekannt sein und ihm regelmäßige Berichte über den Kostgänger erstatten müsse. Da aber von jeher theils beschränkte Vermögensumstände, theils beschränkte Einsicht nicht gehörig auf die pflichtgemäße Wahl eines Fürsorgers von sittlichem Ernst eingehen wollten, und da sogar nicht alle hier wohnenden Eltern eine genügende Ueberwachung ihrer eigenen Söhne zu führen schienen; so brachte ein sehr eifriger Gönner unseres Gymnasiums, der Präsident von Hahn, der nämliche, der uns später seine Mineraliensammlung vermacht hat, am 5. Sept. 1777 die von Karl Friedrich unterschriebene Verordnung zu Stand, nach welcher alle Zöglinge der 3 obersten Jahreskurse durch das Loos unter sämmtliche Professoren zur speciellen Aufsicht vertheilt wurden. Nicht nur über wissenschaftliche, sondern auch über sittliche, sociale und nöthigenfalls selbst über ökonomische Verhältnisse mußte der „Inspector“, so lautete der Geschäftsausdruck, sich durch häufige Zimmerbesuche des Abends verlässigen und den Eltern wie dem Rector zeitweisen Bericht darüber erstatten. So unbequem diese Maßregel auch einzelnen Lehrern vorkam, denen die Schulpflicht mit dem Glockenschlag der letzten schematismusmäßigen Stunde zu erlöschen schien; so lesen wir doch