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nach Dessau, von wo die ersten Wiederanfänge deutscher Turnübungen ausgingen und durch Salzmann nach Schnepfenthal gebracht wurden; aber nach Karlsruhe kamen solche Uebungen in das Gynmasium gar nicht, in die hier durch Karl Friedrich gegründete Militärknabenschule nur auf bald vorübergehende Jahre[1]. Nachdem sie in den Zeiten des deutschen Befreiungskrieges eine viel weitere Ausbildung durch Jahn gewonnen hatten; eröffnete Wilhelm Stern, früherer Schüler und seit 1817 anderthalb Jahre lang auch Lehrer unseres Lyceums, 1823, als er Vorstand des hier errichteten Lehrerseminars wurde, mit einigen Lyceisten den ersten förmlichen Turnunterricht[2], der aber nicht lange dauerte und erst 8 Jahre später durch Secretär Schwarz, Sohn des rühmlich bekannten Heidelbergischen Pädagogen, für junge Leute aller Stände und Anstalten wieder begann[3]. An diesem Unterrichte betheiligten sich in 2 oder 3 Sommern auch viele unserer Zöglinge, denn er schien unentbehrlich in einer Zeit, wo kraftübende jugendliche Spiele im Freien mit der zunehmenden Größe der Stadt immer seltener geworden, theils durch die Polizei verboten, theils durch üble Begriffe von Schicklichkeit untersagt waren und die Sorge für körperliche Ausbildung auffallend ungleichen Schritt mit den erhöhten Ansprüchen an die geistige Thätigkeit der Jugend hielt. Wenig später, am 31. December 1836, schrieb das Großherzogl. Staatsministerium allen badischen Mittelschulen vor, den Schülern Gelegenheit zu gymnastischen Uebungen unter der Aufsicht eines Lehrers zu verschaffen; doch wurde die Theilnahme an solchen Uebungen durch §. 31 des Lehrplanes von 1837 nicht allen Schülern anbefohlen, sondern als eine freiwillige bezeichnet


  1. Aus dieser Zeit stammt der Namen der Zahlenmauer, welche den nördlichsten Theil des Fasanengartens auf der Westseite begrenzt und für die Uebungen der Militärschüler im Wettlaufe mit Zahlen bezeichnet war.
  2. In dem oben S. 243 erwähnten Lokal der Autenrieth’schen Zeichnungsschule an dem Linkenheimer Thore.
  3. In der Gegend des jetzigen Diakonissenhauses, auf einem Acker.