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eigentliches Gründungsjahr des physikalischen Kabinets dürfen wir aber 1765 ansehen, wo Maler’s trefflicher Nachfolger, Joh. Lorenz Böckmann[1], die von nun an zu einer geringeren Stundenzahl in anderen Lehrfächern verpflichtete Professur der Physik antrat. Ihm stand dabei die edle Begeisterung seines Fürsten für diese Wissenschaft und außerdem ein technisch geübter Mann, Johann Sebastian Clais, zur Seite. Dieser zu Badenweiler bei Müllheim 1742 geborene, aber von seinem Geburtslande vergessene Sohn eines Schullehrers hatte zuerst die Uhrmacherkunst gelernt und war sodann als ein für Mechanik sehr begabtes Talent durch Karl Friedrich erkannt und deßwegen zur weiteren Ausbildung nach Frankreich und England geschickt worden. Zurückgekehrt nach Karlsruhe erhielt er den Titel Hofmechanikus, bald aber auch die Aufsicht über die schon längere Zeit bestehende Modellkammer und über die bei den Eisenwerken des Landes angewandten Maschinen, so daß er als Assessor in das markgräfliche Rentkammerkollegium trat. An dem Gymnasium, an welchem der noch sehr junge Professor Böckmann dem Studium der Naturlehre eine größere Ausdehnung mit wöchentlich 6 Lehrstunden und eine größere Fruchtbarkeit zu geben suchte, übernahm Clais einen Theil des praktischen Unterrichts. Nachdem er durch einen markgräflichen Erlaß vom 30. Sept. 1773 mit einer abermaligen Reise nach Paris und London beauftragt worden war, damit er dort für 3500 Gulden neue physikalische Apparate ankaufe[2], sehen wir ihn noch 1775 im badischen Staatskalender Seite 59 und 80 als Rechnungsrath und Lehrer der Experimentalphilosophie am Gymnasium aufgeführt[3].


  1. Böckmann, 1741 in Lübeck geboren, 1764 aus Jena berufen, trat seine Professur in Karlsruhe am 5. Januar 1765 an.
  2. Akten des Generallandesarchivs, Fasc. Karlsruhe, Studien, Anschaffung mathematisch-physikalischer Apparate 1773–1779. – In London erhielt Clais für eine durch ihn erfundene Wage von der englischen Regierung eine reiche Belohnung. Dort kaufte er für das physikalische Kabinet z. B. einen Theodolith um 25 Pfund Sterling, eine Luftpumpe um 34, eine Elektrisirmaschine um 11 Pfund u. s. w.
  3. Clais erhielt gegen Ende der 1770er Jahre durch die Regierung [233] des Kantons Bern den Auftrag, die Salinen zu Bex besser einzurichten und trat 1781 mit einem ähnlichen Auftrage für die großen Salzwerke zu Reichenhall und Traunstein als Hofkammerrath in kurbayrische Dienste. Nachdem er dort 1785 Salinen-Oberkommissär geworden war, zog er sich später, in den Adelstand erhoben und durch die Regierungen von Oesterreich, England, Bayern und Zürich mit Ehrenzeichen und Ehrengeschenken für seine Erfindungen und andere technische Verdienste ausgezeichnet, nach Winterthur zurück, wo er 1794 das Bürgerrecht kaufte, 5 Jahre darauf die gesammte Lieferung bayrischen Salzes in die Schweiz übernahm und 24. September 1809 starb. – Näheres über ihn gibt Matthias Flurl in seiner Beschreibung der Gebirge von Baiern (München 1792, S. 178–182) und von Hillesheim in seinen „Ausführlichen Nachrichten von den Salzwerken zu Reichenhall und Traunstein“ (Mannheim 1798). – Diese Mittheilungen verdanke ich theils der Gewogenheit Sr. Excellenz des Freiherrn von Malzen, Königl. Bayr. Gesandten am Großh. Hofe, theils der gütigen Vermittlung des Herrn Hofraths Redtenbacher, Directors des Polytechnischen Instituts. – Mit Unrecht wird Clais im 9. Buche der Geschichte Bayern’s von Dr. Andreas Buchner ein Schweizer von Geburt genannt.