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Mittelschulen jener Zeit im gleichem Falle, z. B. das Stuttgarter Gymnasium[1]. Bei unseren vier obersten Jahreskursen blieb selbst das Lehrbuch, nach welchem die Theorie der Beredsamkeit vorgetragen wurde und dessen sich Mauritii, der Professor dieses Fachs, seit 1749 über 30 Jahre lang bediente, fortwährend in lateinischer Sprache verfaßt; es war Caldenbachii compendium rhetorices[2]. Vollends von einem Unterricht in der Muttersprache selbst hat auch der Schematismus von 1759 noch lange keine Spur. Doch traten schon seit 1753 Zöglinge mit deutschen Reden neben den lateinischen bei Schulfeierlichkeiten allmählich


  1. Pfaff, Geschichte von Stuttgart II., 481.
  2. Hier nur einige Beispiele, wie jetzt vor 100 Jahren ein Thema zuweilen durch eine ganze Reihe von Vorträgen aus verschiedenen Standpunkten beleuchtet wurde. Auf 6. April 1759 lud ein gedrucktes Programm „zu den Reden von der Gemüthsruhe ein, welche durch einige Studiosos des Gymnasii Illustris in dem Auditorio publico Nachmittags zwei Uhr werden abgelegt werden.“ Jacob Lamprecht aus Berghausen wolle in lateinischer Sprache zeigen, daß die Gemüthsruhe durch ordentliche Abwartung der Geschäfte erlangt werde. Andere, wie Eisenlohr, Saul, Trostel, seien bereit, theils in Poesie, theils in deutscher Prosa die Gemüthsruhe durch Religion, die Gemüthsruhe im Militär u. s. w. zu schildern. – Im Jahre zuvor, 17. März 1758, hatte Johann Diebold aus Flein bei Heilbronn in lateinischer Zunge die innere Würde der Kirche Gottes beschrieben, worauf Heinrich Mayer aus Eggenstein griechisch nachwies, daß Gebet und Thränen die Waffen der Kirche seien. Ein Dritter pries die Schulen als Stützen der Kirche, noch Andere rühmten entweder in lateinischer oder chaldäischer oder deutscher Sprache theils die Lauterkeit der patriarchalischen Kirche, theils den Nutzen, welchen die Kirche aus den Verfolgungen, aus den Ketzereien und aus der Weltweisheit gezogen habe, bis endlich Georg Trostel aus Brötzingen die triumphirende Kirche in deutschen Versen besang. – Als Philipp Jacob Bürcklin (Seite 126) starb, kündigte das Gymnasium durch ein Programm an, es werde am 13. März 1761 das Andenken an seinen ehemaligen Rector und Ephorus durch 9 Reden feiern, 3 lateinische, eine griechische, 4 deutsche und eine französische. Jede hob irgend eine Seite des Gefeierten heraus, z. B. der französische Redner sprach über Bürcklin’s gelehrte Reisen. Den Schluß machte ein deutscher Vortrag über sein ganzes Leben. (Quartmiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. 25, No. 4.)