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1766 gestiftete Societas latina[1] und unter den jüngeren förderte das 1775 eröffnete lateinische Redeinstitut die Geläufigkeit des mündlichen Ausdrucks, zwei Anstalten, die wir oben Seite 137 ff. geschildert haben; aber nur einzelne lateinische Vorlesungen, z. B. von Posselt über Alterthümer, dauerten noch bis 1791 und nicht viel länger die seines Lehrers Tittel, der als trefflicher Latinist beliebt war. Bei Weitem für die meisten Lectionen war die Muttersprache auch auf dem Katheder schon längst in Gebrauch gekommen. Selbst die zum Auswendiglernen eingeführten lateinischen Dialoge wurden, weil nicht unmittelbar aus klassischen Autoren geschöpft, allmählich entfernt; zuerst die Erasmischen, deren sich die oberen Klassen bedient hatten, dann in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts auch die bei den kleinsten Schülern im Gebrauche gewesenen „Colloquia Latina des berühmten Langii“. So werden sie schon in den Schulgesetzen von 1725 Cap. XI. bezeichnet. Sie handelten von den gewöhnlichsten Vorkommnissen des Lebens, wurden durch die Knaben mit Lust gelernt, und wenn der Großvater die Enkel abhörte, legte er das ihm aus seiner Kindheit wohlbekannte Buch, stolz auf sein Gedächtniß, zuweilen auch bei Seite. In neueren Jahrzehenden, bei der minder langen Dauer der Elementarbücher, hörten wir manchen Vater behaupten, er könne seinen Söhnchen nicht nachhelfen, da man zu seiner Zeit das Lateinische anders gelernt habe. – Uebungen im Lateinsprechen sind übrigens


  1. Vergl. oben S. 137. Hier nur Einiges aus dem Protokolle dieser Societät vom 16. Mai 1801: Intra sodalium numerum cooptari qui desiderabant, praelectis literis recepti sunt Fridericus Nebenius Rotensis, Augustus Boeckh Carlsruhanus etc. Placuit deinde sociis post discessum ornatissimi Herbstii ab epistolis me Wilhelmum Meierum (den nachmaligen, 1852 verstorbenen Generalstabsarzt) constituere, quod munus grato animo suscepi. – In den folgenden Protocollen steht unter Anderem: De virtutis et utilitatis congruentia habet commentationem Augustus Boeckh, stud. theol. (sie steht im 5. Theil der handschriftl. Acta Societatis S. 45–51.); ein anderes Mal: Quae bona amicis invicem contingant, disseruit Augustus Boeckh, stud. theol. und so noch mehrere Vorträge des Nämlichen.