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dem vorzutragenden Gegenstande Eines sein. – In allen übrigen Klassen waren die Religionsstunden von jeher immer nur dem Hauptlehrer und das mit größtem Rechte anvertraut; eine einzelne Ausnahme hievon machte das Consistorium, als 1797 der Vorstand unserer jetzigen Quarta „Abneigung gegen die kirchliche Lehrform hervortreten ließ, so daß er nicht länger bei dem Religionsunterricht belassen werden konnte“[1]; aber eine häufig wiederkehrende Ausnahme trat ein, als 37 Jahre später auch Nichttheologen Vorstände von Lyceumsklassen zu werden anfingen, also dieser Lehrgegenstand in mehreren Kursen Einem Lehrer übertragen werden mußte. Seit 1855, wo alle Ordinarien der drei untersten Lycealklassen weltlichen Standes waren, übernahm die dortigen Religionsstunden Herr Pfarrer Emil Frommel, während sie in den sechs höheren Jahreskursen durch Hrn. Professor August Gerstner versehen werden.

Für Inhalt und Methode dieses wichtigsten Lehrzweiges galten bei den unteren und mittleren Klassen immer die gleichen Regulative wie bei den Volksschulen; was in Letztere nicht tauge, gehöre auch in Jene nicht. Biblische Geschichten, Sprüche, ganze Psalmen, der Katechismus und Liederverse waren „mit Fleiß zu erläutern und mit Fleiß zu lernen“[2]. – In unserer jetzigen Quinta war eine Kirchengeschichte zugelassen, aber, so fügte Karl Friedrich 21. Juli 1802 hinzu, nur so, daß „der Glaube nicht etwa nach geschichtlicher Ansicht gemodelt werde“. – Die seit 1837 den einzelnen Klassen vorgeschriebene Stoffvertheilung ist in dem 2. §. des jetzigen Lehrplans angegeben, dessen Vorschrift, in der obersten Klasse das Neue Testament in der Ursprache zu


  1. Worte des Consistorial-Rescripts vom 22. März 1797. – Der sonst achtbare Lehrer hieß Mylius und wurde sehr bald darauf, wegen Unfähigkeit, unter seinen Schülern Disciplin zu erhalten, aus unserer Anstalt ganz entfernt.
  2. Als Theil seines Winterpensums berichtete 1780 einer der unteren Klassenlehrer, er habe 12 Lieder aus dem Gesangbuche durch bloses Vorlesen lernen lassen. – Ob dieses eine Zeit lang Beifall gefunden habe, weiß ich nicht.