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Zandt, auch sie sei zu Lehrzwecken weder gebaut, noch geeignet und enthalte außer fünf kleinen Gemächern, die etwa zur Aufstellung unserer Naturaliensammlung und der Bibliothek verwendet werden könnten, blos Ein großes, für ein Unterrichtslokal passendes Zimmer; übrigens seien Lehrerwohnungen vielfach wohlthätig in einem Hause, in welchem 400 junge Leute (bis zu dieser Zahl waren sie im Januar 1816 bereits angewachsen) sich bewegen, und die Schule gewinne dadurch, daß man ältere Docenten dort wohnen lasse, um sie in Tagen kleinerer Unpäßlichkeit und übler Witterung weit seltener vom Unterrichtertheilen abzuhalten[1].

Obwohl nun unter fortwährenden Verhandlungen das Ministerium des Innern am 14. August 1816 der obersten Finanzbehörde die Versicherung aussprach, daß der enge Raum das Gedeihen des Lyceums von Grund aus zerstöre; so wiederholte doch acht Tage später das Finanzministerium nur seinen obenerwähnten Rath vom 20. October des vorigen Jahres, Lehrerwohnungen in Unterrichtszimmer zu verwandeln, und nun verlor zwar nicht Böckmann, aber Hebel wirklich seine Lyceumswohnung


  1. Der Evang. Oberkirchenrath fügte 12. Jan. 1816 hinzu: In der Schule verhalte es sich ganz anders als bei Kollegialgeschäften, die der Referent auch zu Haus bearbeiten könne. Uebrigens könne vielleicht der bereits erbaute Lyceumsflügel, weil er an dem Marktplatze liege, vortheilhaft verkauft, das Lyceum selbst in das am Ende der Adlerstraße stiller gelegene Hospitalgebäude verlegt werden, da ja ein großer Spitalbau vor den Thoren der Stadt projectirt sei. – Diesen Vorschlag verwarf Oberbaudirector Weinbrenner, der ihn zur Begutachtung bekam, auch deßwegen, weil ein bequemeres Lokal als das jetzige, welches mitten in der Stadt und neben der Kirche liege, für das Lyceum nicht gefunden werden könnte. (Weinbrenner’s Bericht vom 28. Mai 1816). – Kirchenrath Sander erzählte von einer schon früheren Aeußerung Weinbrenner’s aus der Zeit, als 1803 der Plan zum jetzigen Lyceumsbau rechts und links von der künftigen Stadtkirche entworfen wurde: In allen alten Städten sei ja das Seminarium neben der Kathedrale, und darauf habe man dem berühmten Baumeister erfolglos erwiedert, ob denn Karlsruhe eine alte Stadt und die evangelische Stadtkirche eine Kathedrale und das Lyceum ein Seminar sei?