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die unterste der 6 Klassen enthalte 75 Knaben und würde deren 100 haben, wenn die Direction nicht durch Mangel an Raum genöthigt gewesen wäre, im Anfange jedes früheren, so auch dieses Schuljahres die Aufnahme zu erschweren, oft auch ganz zu verweigern. In einer ähnlichen Lage befinde sich die zweitunterste Klasse. So große Schülermengen seien aber auch bei dem besten Willen der Lehrer nicht bedeihlich zu unterrichten und bedürften der Theilung, folglich auch einer Vermehrung der Lokale. Noch immer könne man, „horrible dictu“, nur nach der Möglichkeit des vorhandenen Raumes promoviren. Dem ursprünglichen Bauplane zufolge solle das Erdgeschoß blos 6 Lehrzimmer enthalten; diese habe man nur durch planwidrige Zwischenwände auf die jetzt uns zu Gebote stehenden 9 vermehrt; aber in einzelnen Abtheilungen sehe man daher die Knaben buchstäblich zusammengepreßt auf eine für den Unterricht störende, für die Gesundheit nachtheilige, für die Sittlichkeit bedenkliche Weise. Dei Erbauung des nördlichen Lyceumsflügels dürfe durchaus nicht länger verschoben werden.

An diese Erbauung sei nicht zu denken, erwiederte am 20. October 1815 das Großherzogliche Finanzministerium, weil den dazu bestimmt gewesenen Fond der evangelische Stadtkirchenbau bereits verschlungen habe; nur Ein Mittel, um Raum zu gewinnen, bleibe übrig, wenn man die zwei im mittleren Stockwerke des schon vorhandenen Flügels befindlichen Lehrerwohnungen in Lehrzimmer verwandle. – Hier wohnten nämlich auf der vorderen Seite der Professor der Physik Böckmann, auf der hinteren Hebel. – Aber Böckmann berief sich darauf, er wohne in diesem Raume nicht als Lyceumslehrer, sondern als Director des Großherzoglichen physikalischen Kabinets, bei dessen Apparaten er wohnen müsse, da er mancherlei Beobachtungen alle 15 Minuten aufzeichnen und sehr oft Fremde in das Kabinet zu führen habe, „welches bis jetzt noch das einzige in Deutschland sei“[1]. – In Bezug auf Hebel’s Wohnung entgegnete


  1. Bericht des Hofraths C. W. Böckmann vom 8. Januar 1816 in den Oberkirchenrathsakten, Fascikel Karlsruhe, Lyceumsgebäude 1815 ff.