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noch mehr, als zur wirklichen Ausführung kam, zu thun geneigt. Auch ein neues Gymnasialgebäude wollte er schon 1783 errichten und zwar an einem besser gelegenen, von der Hauptstraße und von dem Markte entfernten Orte, zwischen der jetzigen Zähringerstraße und dem Spitalplatze. Schon hatte er dort für den genannten Zweck einen großen Platz angekauft; da fand sein preiswürdiger Plan bei der Baubehörde leider einen Widerstand, dessen Folgen noch jetzt schwer auf uns lasten und wohl niemals auf Abhülfe zu hoffen haben. Wir werden §. 44 im genaueren Zusammenhange davon reden.

Drei Jahre darauf feierte die Anstalt, zwei Monate nach dem am 13. Sept. 1786 zu Stuttgart gefeierten 1. Jubelfeste des dortigen Gymnasiums, am 21. November 1786 ihr zweites Jubelfest, wozu der damalige Professor der Beredsamkeit, Dr. juris Ernst Ludwig Posselt, der spätere Gründer der Allgemeinen Zeitung und der Europäischen Annalen, in einem lateinischen Programme eingeladen hatte[1]. Lehrer und Zöglinge, begleitet von den Geistlichen und dem Gemeinderathe der Stadt, zogen morgens 9 Uhr aus dem Gymnasium unter dem Geläute aller Glocken in die Hofkirche, wo Karl Friedrich mit der ganzen fürstlichen Familie der Festfeier von Anfang bis zu Ende beiwohnte. Nach einem Choralgesange und nach der Predigt des Oberhofpredigers Walz[2] betraten nach einander die Redner


Gymnasium zu Berlin und Lehrer des Prinzen Louis von Preußen wurde. Er sagt in seinen „Briefen über Karlsruhe“ (Berlin 1791 Seite 179): Es gibt wenige deutsche Schulanstalten, an welchen so viele geschickte und gelehrte Männer vereinigt wären wie hier. – Er geht sie dann der Reihe nach mit sehr freimüthiger Beurtheilung durch.

  1. De Virgilii Georgicis praefatus, Illustris Gymnasii anno MDLXXXVI Durlaci instaurati, nunc Carolsruhae florentis, memoriam saecularem die XXI Novembr. in Palatio Principis celebrandam indicit Dr. E. L. Posselt. – Daß er und Rector Sachs nebst ihren vorgesetzten Behörden der irrigen Ansicht waren, das Jubelfest werde nun zum 1. Mal begangen und sei 100 Jahre zuvor wegen der bedrohlichen Kriegszeiten unterblieben, ist I, Seite 29 bemerkt worden.
  2. Eingangschoral: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’; Predigt über [146] Psalm 34, Vers 12–15; dann Gesang: Herr Gott dich loben wir. – Vergl. Sachs, Beiträge S. 171.