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wo jetzt die Griesbachische Fabrik steht, reichte. Dieser geschenkte Platz diente nun 40 Jahre lang zur Vergrößerung der Gärten der Gymnasiallehrer und bildete später einen Haupttheil des Bodens, auf welchem die beiden jetzigen Lyceumsflügel nebst der evang. Stadtkirche in den drei ersten Decennien des 19. Jahrhunderts erbaut worden sind[1]. – Von gleichem Geiste beseelt, stifteten 1761 und 1766 die Freifrauen von Gültling und von Pelcke-Bernhold Stipendien für begabte, fleißige, aber vermögenslose Schüler unserer Anstalt, während für Söhne einzelner Familien 1766 und 1786 Stipendien durch Lamprecht und Lidell gegründet wurden. Karl Friedrich gab durch seine väterliche Fürsorge das anregendste Beispiel; er that zumal in den hier fraglichen Jahren von 1764 bis 1789 für unsere Anstalt Größeres als irgend einer seiner Vorfahren[2] und war


gebildet wird, südwärts bis an den Landgraben. – Der reformirten Kirchgemeinde schenkte Primavesi in gleicher Zeit die 2 östlichen Drittel seines Gartens, d. h. den Raum, wo wir jetzt die Kirchgasse, das Postgebäude nebst andern Häusern und den zwischen der Zähringerstraße und dem Landgraben befindlichen Theil der Kreuzstraße sehen. – Den hier fraglichen Garten, welcher östlich von dem allgemeinen (d. h. für Lutheraner und Katholiken bestimmten) Kirchhofe (dem jetzigen Marktplatze) lag, hatte bald nach der Gründung von Karlsruhe ein Italiener, Paolo Castello, angelegt und nach dessen Tod 1739 sein Vetter, Pietro Scotto, geerbt. (Gen.-Landesarchiv, Fasc. Karlsruhe, Schulgebäude 1721–43.)

  1. Näheres über die Primavesi’sche Schenkung enthält im städtischen Archive zu Karlsruhe das älteste Grund- und Pfandbuch tom. II, lit. E, fol. 682.
  2. Schon 1768 äußerte ein später zu Göttingen, Pavia, Wien und Petersburg sehr berühmt gewordener Lehrer der Arzneikunde, Johann Peter Frank, damals als Arzt zu Rastatt wohnend, wo die katholische Linie der badischen Markgrafen bis zu ihrem Aussterben 1771 residirte: In dem benachbarten Karlsruhe blühen die Wissenschaften, mit denen es in Rastatt sehr finster aussieht. (Biographie des Dr. J. P. Frank, Kaiserl. Königl. Hofrathes u. s. w., von ihm selbst geschrieben. Wien 1802. Seite 47.) – In den Jahren 1783 und 1784 lebte zu Karlsruhe der (oben Seite 141 citirte) aus Zerbst gebürtige Schriftsteller, Friedrich Leopold Brunn, welcher bald darauf Professor am Joachimsthaler [145] Gymnasium zu Berlin und Lehrer des Prinzen Louis von Preußen wurde. Er sagt in seinen „Briefen über Karlsruhe“ (Berlin 1791 Seite 179): Es gibt wenige deutsche Schulanstalten, an welchen so viele geschickte und gelehrte Männer vereinigt wären wie hier. – Er geht sie dann der Reihe nach mit sehr freimüthiger Beurtheilung durch.