Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 060.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eingeführte Lehrbuch auch in den nächst folgenden möglichst lange beibehalten wurde[1]; ferner daß es bei der Angabe der Autoren in dem Schematismus oft ausdrücklich hieß, jede Ausgabe sei zulässig; z. B. 1710 bei Terenz, Virgil u. A; „Editio quaeconque“, denn auch die Schematismen, von unserer Vorschule und Prima an, waren bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts lateinisch. Noch im Jahre 1710 enthält das Lectionsverzeichniß für unsere jetzige Prima 11 lateinische Lehrstunden, für unsere Secunda 18, für Tertia 15, für Quarta 12, für Quinta 7, für Sexta zwar nur sehr wenige, aber die Vorträge und Examinatorien über Philosophie, Rhetorik und Geschichte nebst den oratorischen Uebungen wurden hier alle lateinisch gehalten.

Auf Prosodie und Fertigung lateinischer Verse verwendete man, schon von den mittleren Klassen an, viele Zeit; unter den Dichtern, welche am häufigsten gelesen wurden, findet sich, außer dem bereits erwähnten Terenz, hauptsächlich Phädrus, Virgil und Horaz, mit welchem sogar schon in Tertia ein Anfang gemacht wurde; von Ovid gleichfalls Einiges mit Ausnahme der Metamorphosen, welche erst 1726 Eingang fanden.

Als lateinische Sprachlehre diente in Durlach weit über 100 Jahre lang die Grammatica latina minor des Seite 51 schon zum Jahre 1578 citirten Straßburgers Theophilus Golius; die major des gleichen Verfassers von den mittleren Klassen an. Beide waren lateinisch geschrieben, doch für die ersten Anfänger gab es eine deutsche Uebersetzung, deren Gebrauch allmählich bis Tertia einschließlich gestattet wurde. Letzteres geschah aber in Durlach erst seit 1713. Wenige Jahre nachher führte der Kirchenrath die Lang’sche Grammatik im Gymnasium ein. Zu Stilübungen, von denen bei 9- bis 12jährigen Knaben 1565 in Lauingen täglich Eine und in Durlach noch 1706 wöchentlich vier vorgeschrieben waren, brauchte unsere Anstalt damals den Speccius


  1. Ildem libri retineantur, ut, avari patres familias faciunt in custodienda pecunia, idem dilligentes faciant discipuli in retinenda scientia. (Sturm in Shol. Laving. class. quarta §. 1, tertia §. 6.)
Empfohlene Zitierweise:
Mittelschule+Durlach+(Vierordt): Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule. Karlsruhe: , 1859, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mittelschule_Durlach_(Vierordt)_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)