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daß sich während der Belagerung im Garnisonsspital ein so gräßlicher Unfall ereignete.

Und hätte unsere Festungsartillerie nicht damals die feindliche Batterie sofort entdeckt und vernichtet, so wären wir nicht so leichten Kaufes davongekommen. Es ist herrlich und erschütternd zugleich, was diese treue Wacht da draußen Tag und Nacht für uns leistet!


Przemysl, den 7. November 1914,
     am 1. Tag der 2. Belagerung.

Heute erhalten wir Ziffern über die enormen Verluste des Feindes während des furchtbaren Ringens um die Festung in den ersten Oktobertagen.

Offiziell wird mitgeteilt, daß die Russen bei dem Sturm auf unsere Werke 70 000 Mann an Toten und Verwundeten zurückließen.

Gleichzeitig wird die Besatzung aufgefordert, bei einer zweiten Belagerung, die durch das notwendige Abziehen eines Teiles unserer Armee nach Russisch-Polen unvermeidlich geworden, denselben Heldengeist zu betätigen wie bisher.


Przemysl, den 8. November 1914,
     am 2. Tag der 2. Belagerung.

Nun sind wir schon wieder den zweiten Tag ohne Post und ohne Zeitung. Man sagt, das Postautomobil wird ab und zu hinausgehen, wenn die Strecke nach Sanok frei ist.

Die Russen sind im Süden der Festung schon sehr nahe. Von unseren verwundeten Offizieren wollten sich einige im Automobil abtransportieren lassen, aber das Festungskommando läßt es nicht zu, weil die Lage zu unsicher ist. Vorderhand schweigen die Geschütze,

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)