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schwaches kleines Lächeln über sein Gesicht und er hob als erster mühsam ein klein wenig die Hand zum Dank.

An den Wagen hingen noch die vertrockneten Kränze aus Eichenlaub, die Tannenzweige und welken Sträuße. Da waren noch die Kreidezeichnungen und Inschriften, die die ins Feld ziehenden Kameraden darauf geschrieben.

Dort ein künstlerisch mit Kreide hingeworfenes Porträt unseres Monarchen, vom Lorbeerkranz umgeben. Vor ihm kniet der Zar und bittet um Gnade. Daneben ein überlebensgroßer preußischer Landwehrmann, der einen Franzosen mit dem Gewehrkolben niederschlägt.

Und Verse, — Verse, auf jedem Wagen der vorbeirollt, Verse:

„Jeder Schuß ein Russ',
Jeder Stoß ein Franzos',
Jeder Tritt ein Brit'
Und die Serben in Scherben!“

„Die Russen geben den Serben die Schuh,
Und wir ihnen die Wichs dazu.“

„Lieber Willi, ich bitt dich,
Sei so gut, gib mir Lüttich!“

„Mein lieber Albert,
Ich tu nichts halbert,
Wart' ein bißl,
Ich komm' eh nach Brüssel!“

So geht es weiter von Wagen zu Wagen, im derben, urwüchsigen Soldatenhumor. Einer überbietet den anderen an schlagenden Einfällen, und man bedauert nur,

Empfohlene Zitierweise:
Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)