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von Przemysl gefallenen Mannschaftspersonen“.

Diesem Fonds fließen reichliche Spenden zu, und obwohl er vorderhand einzig auf die Unterstützung der Przemysler selbst angewiesen ist, hat er doch schon beinahe die Höhe von 50 000 K erreicht. Unter dem Militär ist viel Geld und jeder gibt gern. Alle beteiligen sich. Selbst die Verwundeten geben. So sind bei einer Sammlung in einem einzigen der Offizierszimmer unseres Spitals 250 K gespendet worden.

Auch die Zivilbevölkerung gibt reichlich. Die polnische Gesellschaft veranstaltet Dilettantenvorstellungen zu diesem Zweck, die auch stets ein bedeutendes Reinerträgnis haben. Die Juden geben Wohltätigkeitsvorstellungen in jüdischer Sprache. So trägt jeder sein Scherflein bei zu dem gemeinsamen Werk.

Auch für andere Zwecke wird gesammelt. Die Kriegsnachrichten und die Festungskommandobefehle bringen fast täglich eine kleine Liste Bedürftiger, die vom Festungskommando zur Unterstützung vorgeschlagen werden, vor allem sind es die Angehörigen der von russischen Bomben Getöteten und Verletzten. Da kommen oft in 2 bis 3 Tagen ein paar tausend Kronen für eine Familie zusammen. Dann sind die vielen Flüchtlinge, die zwischen der ersten und zweiten Belagerung fort wollten und nicht mehr weiter konnten. Allein in Wapowce haben wir über 1000 Bauern, die dort einstweilen untergebracht und verpflegt werden müssen. Es ist nur traurig, daß die so reichlich fließenden Spenden, die zu anderer Zeit imstande wären, einen solchen armen Teufel reich zu machen, jetzt fast nichts sind, Was er braucht, ist Brot. Und wer ist heute noch imstande, ein Stück Brot, das kleinste Stückchen Brot verschenken oder verkaufen zu können? Wie

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)