verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9 | |
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von Farbstoffen, dann aber auch zur quantitativen Bestimmung aller Körper, welche gefärbte Lösungen liefern. Bei allen Kolorimetern vergleicht man die Färbung der zu untersuchenden Flüssigkeit mit der einer andern Lösung (Normallösung) oder mit der eines farbigen Glases und zwar in der Weise, daß man die zu prüfende gefärbte Flüssigkeit so lange mit Wasser oder Weingeist verdünnt, bis ihre Färbung jener der Normallösung oder des Normalglases gleichkommt, oder in der Weise, daß man so lange die Dicke der Schicht der zu untersuchenden Flüssigkeit ändert, bis das gleiche Resultat erzielt ist. Auf dem ersten Prinzip beruhen die K. von Houton-Labillardière und Salleron, auf dem zweiten die von Collardeau und Reineck, während bei Müllers Komplementärkolorimeter die Tiefe der Färbung ermittelt wird durch Messung der Schicht einer färbenden Flüssigkeit, welche erforderlich ist, mit einem komplementärfarbigen Normalglas Weiß zu geben. Bei Dubosqs K. (s. Figur)
Kolorimeter von Dubosq. | |
wird die Flüssigkeit, deren Farbe zu bestimmen ist, in den Glascylinder C gegossen, die Vergleichsnormallösung in C′. In beide Cylinder tauchen die am untern Ende mit einer Glasscheibe verschließbaren Cylinder T und T′, welche in senkrechter Richtung verschiebbar sind. Die jedesmalige Entfernung zwischen den Scheiben und den Böden der Cylinder CC′ kann an einem Nonius abgelesen werden. Der Spiegel M sendet Licht durch CC′ auf zwei Fresnelsche Parallelepipede PP′, in welchen es durch totale Reflexion so gebrochen und reflektiert wird, daß ein bei A durch das Fernrohr schauender Beobachter ein in zwei Hälften geteiltes Gesichtsfeld erblickt. Man stellt beide Hälften zu gleicher Farbenintensität ein und liest die Stellung der Cylinder TT′ ab. Die Höhen der Flüssigkeitsschichten verhalten sich umgekehrt wie die in ihnen enthaltenen Farbstoffmengen. Zur Bestimmung des Färbungsgrades von Zuckersäften etc. hat Stammer ein auch für andre Zwecke geeignetes Chromoskop konstruiert, bei welchem die Lösung mit einem gefärbten Glas verglichen wird. Die Dekolorimeter von Payen, Ventzke und Greiner sind ebenfalls für die Zuckerfabrikation konstruiert, durch Stammers Apparat aber mehr oder weniger verdrängt worden. Vgl. Analyse, S. 528.
Kolorīn, s. Krapp.
Kolorisation (franz.), Färbung, Farbendarstellung; Kolorist, Bilderausmaler, dann auch Maler, der sich im Kolorit (s. d.) auszeichnet oder dasselbe im Gegensatz zur Zeichnung betont; koloristisch, die Kunst der Farbengebung, des Kolorits betreffend.
Kolorīt (lat.), in der Malerei die farbige Wirkung eines Bildes. Das K. ist nächst Komposition, Zeichnung und Charakteristik ein wesentlicher Bestandteil der Malerei, durch das K. wird erst die Zeichnung zum Gemälde. In den ältesten Malerschulen Italiens, Deutschlands und Flanderns beschränkte sich das K. auf die Nebeneinanderstellung von Lokalfarben ohne harmonische Zusammenstimmung. Die Venezianer begannen zuerst auf einen einheitlichen Grundton Gewicht zu legen, den dann Rembrandt vollendete, welcher nebst Rubens das ganze 18. Jahrh. beherrschte. Im Anfang unsers Jahrhunderts kehrte man wieder zu der Härte und Sprödigkeit des Kolorits der ältern Schulen zurück, bis die belgischen Maler Gallait und de Bièfve um 1840 einen Umschwung zu gunsten einer einheitlichen Gesamtstimmung bei größter Leuchtkraft der Farben herbeiführten. In München setzte Piloty ihre Bestrebungen fort, und gegenwärtig ist die Ton- und Stimmungsmalerei in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland zur Herrschaft gelangt, während die Engländer mehr an der isolierten Behandlung der Lokalfarben festhalten.
Kolos (spr. kólŏsch), Stadt im ungar. Komitat Klausenburg (Siebenbürgen), an der Ungarischen Staatsbahn, mit 5 Kirchen, (1881) 3150 ungarischen und rumän. Einwohnern, Bezirksgericht, Salz- und Kohlenlagern.
Koloschen (Koljuschen, Kaljuschen oder, wie sie sich selbst nennen, Thlinkit, Klinkits, „Menschen“), die Urbewohner des Küstenstrichs von Alaska, welcher sich vom Eliasberg südostwärts bis zum Dixonsund erstreckt, sowie der vorliegenden Küsteninseln, namentlich des Alexander-Archipels. Sie zerfallen in zwei Stämme: die Stikhin-Kwan, am Stikhinfluß, und die Sitkin-Kwan, an der Sitkabai bei Neuarchangel und auf den benachbarten Inseln. Ihre Gesamtzahl gibt der Zensus von 1880 auf 6757 Seelen an. Die K. bilden den Übergang zu den Nutkaindianern auf der Vancouverinsel, sprechen aber Dialekte, die von denen ihrer Nachbarn bedeutend abweichen. Sie sind in ihrem Äußern (s. Tafel „Amerikanische Völker“, Fig. 2), namentlich ihrer gelbbraunen Farbe, einigermaßen verschieden von den übrigen Indianern Nordamerikas, durchschnittlich klein, aber wohlgebaut und kräftig, führen meist ein seßhaftes Leben in Rindenhütten oder Blockhäusern und zeigten, ehe sie durch Branntwein u. a. herunterkamen, große Geschicklichkeit in Anfertigung von Haarschmuck aus Walroß- und Haifischzähnen, Klappern, Waffen, Götzenbildern, Kriegermasken, Schnitzereien etc. Auch verwendeten sie vor Ankunft der Europäer Kupfer zur Verfertigung ihrer Dolche und Lanzenspitzen, doch weiß man über den Ursprung des Metalls nichts; jetzt sind sie im Besitz von Gewehren. Gegenwärtig wird nur noch das Korbflechten von Frauen und Mädchen mit großer Gewandtheit betrieben. Im übrigen sind
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 961. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0961.jpg&oldid=- (Version vom 11.11.2024)