Seite:Meyers b5 s0933.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

reicher an Gattungen und Arten, der Norden an Zahl und Menge. Bemerkenswert sind im N. der Hering und die vielen Dorscharten, im Mittelmeer der Thunfisch und die Sardelle. Wie die nördlichen Flüsse, so zeichnen sich im S. besonders Theiß und Wolga durch außerordentlichen Fischreichtum aus. Eidechsen und Schlangen sind im S. häufiger; demselben ausschließlich eigen sind die Tarantel, der Skorpion (besonders auf Sizilien), viele Krabben- und Krebsarten. Von Wichtigkeit ist die Kultur der Honigbiene, der Kochenille (Kermes), der Seidenraupe, der Blutegel. Edelkorallen finden sich an den Küsten Siziliens, der Balearen etc.

Die Zahl der menschlichen Bewohner Europas wird gegenwärtig auf 331,612,360 berechnet, so daß auf 1 qkm 33 Bewohner kommen. Über Areal (mit Berücksichtigung von Strelbitskys Berechnungen), Einwohnerzahl, Dichtigkeit der Bevölkerung und ihre Zunahme in diesem Jahrhundert in den einzelnen Staaten Europas gibt folgende Tabelle Aufschluß:

Areal und Bevölkerung der europäischen Staaten.
Staaten,
nach der Bevöl­kerungs­dichtig­keit geordnet
Areal Bevölkerung jährliche Zunahme in Prozenten
QKilom. insgesamt auf 1 qkm 1801​–20 1821​–40 1841​–60 1861​–70 1871​–80
Bel­gien (1883) 29455 5720807 194 0,9 0,4 0,6 1,0
Nieder­lande (1883) 33000 4225065 128 0,9 0,7 0,87 1,3
Groß­bri­tannien und Ir­land (1881) 314956 35411646 112 1,5 1,3 0,42 0,79 1,1
Ita­lien (1882) 288540 28733396 98 0,7 0,7 0,7 0,6 0,7
San Marino (1874) 86 7816
Monaco (1883) 22 10108
Deut­sches Reich (1880) 540519 45234061 84 1,18 0,77 0,76 1,1
Luxem­burg (1880) 2587 209570 81 0,67
Frank­reich (1881) 528572 37672048 71 0,56 0,62 0,36 0,24 0,5
Schweiz (1880) 41347 2846102 69 1,3 0,7 0,6 0,7
Öster­reich-Un­garn (1880) 622270 37882712 61 1,1 0,3 0,53 0,5
Liech­ten­stein (1880) 157 9124 58 1,1
Däne­mark (1880) 38302 1969039 51 0,97 0,93 1,1 1,2 1,0
 Dazu Fä­röer und Is­land 106118 83666
Por­tugal (mit Azo­ren, 1881) 91531 4575955 50 0,2 −0,13 0,8 0,8
Rumä­nien 129947 5376000 41 1,2 1,2
Ser­bien (1883) 48582 1865683 38 0,5 1,6 2,0 (?)
Spa­nien (mit An­dorra, 1883) 500270 16737365 33 0,42 0,18 2,0 (?) 0,7 0,1
Grie­chen­land (1879) 64689 1979147 30 0,5 1,1 1,0 1,6
Monte­negro 9030 236000 26
Tür­kei (mit Bul­garien, Bos­nien) 326376 8650000 26
Ruß­land und Finn­land (1881) 5389628 86021185 16 1,3 0,92 0,92 1,5
Schwe­den (1883) 450574 4603595 10 0,5 1,0 1,1 0,98 0,8
Nor­we­gen (1875) 325422 1806900 6 0,45 1,3 1,2 1,4 0,6
Euro­pa: 9881980 331866990 33
Dazu Asow­sches Meer, Boden­see etc. 41435
Zu­sam­men: 9923415

Die Bevölkerung gehört überwiegend dem indo-europäischen oder mittelländischen Stamm an, welcher in E. durch 8–9 Völkerfamilien vertreten ist, von denen mehrere einzelne reich an Gliedern und Zweigen sind. Die überwiegende Mehrzahl davon gehört dem indogermanischen Zweig an. Die griechisch-lateinische Familie (Romanen) enthält folgende Hauptvölker: Neugriechen, Italiener, Spanier und Portugiesen, Franzosen und Provençalen, Rätier, Walachen; die germanische Familie 3 Hauptnationen: Deutsche, Skandinavier und Engländer, von denen die ersten auch die Holländer und Vlämen begreifen, die zweiten in Schweden, Norweger, Dänen und Isländer zerfallen. Die slawische Familie umfaßt eine noch weit größere Zahl von Völkern und Völkerschaften, nämlich die nordslawischen Stämme: die Tschechen mit den Mähren, Slowaken und Lechen oder Polen, die Sorben oder Wenden und die Russen (Großrussen, Ruthenen oder Rußniaken und Weißrussen), und die südslawischen Stämme: die Slowenen oder Winden, die Serben (wozu Kroaten, Bosnier, Montenegriner und die Bewohner des eigentlichen Serbien gehören) und die Bulgaren. Die lettische Familie beschränkt sich auf Litauen und die Urbevölkerung Preußens; ihr am nächsten stehen die Albanesen oder Schkipetaren, die in der westlichen Türkei, in Griechenland und Sizilien wohnen. Da jedoch ihre Sprache vieles aus dem Lateinischen und Griechischen aufgenommen hat, führen wir sie in der Tabelle (S. 935) unter den Romanen auf. Die keltische Familie zählt 5 Völkerschaften: Iren, Gälen, Walliser (Kymren), Aremoriker (Bretonen) und Wallonen (Welsche). Hierzu kommen die armenischen Kolonisten und Handelsleute in Südosteuropa und die wandernden Horden der Zigeuner, so daß mit Ausnahme der persischen alle übrigen Völkerfamilien des indo-europäischen Stammes in mehreren oder einzelnen Zweigen (Romanen, Germanen, Slawen, Kelten, Letten) ausschließlich auf dem europäischen Boden Wurzel geschlagen haben oder doch nur durch größtenteils moderne Kolonisationen aus E. in andre Erdteile übergegangen sind. Unter diesen sind wieder die drei ersten (Romanen, Germanen und Slawen) in jeder Beziehung als die herrschenden Völkerfamilien Europas anzusehen. Dem semitischen Zweige gehören die Hebräer an, welche mit Ausnahme der skandinavischen und Iberischen Halbinsel, wo sie nur ausnahmsweise vorkommen, über den ganzen Erdteil verbreitet sind, und die Morisken, Abkömmlinge der Araber, in den abgeschlossenen Alpujarras in Spanien. Eine isolierte Stellung unter den Völkern Europas nehmen die Basken ein, die in einigen Pyrenäengegenden Spaniens und Frankreichs wohnen; ihre Sprache zeigt mit keiner andern Europas Verwandtschaft.

Der ethnographische Reichtum Europas wird indes

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 933. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0933.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2023)