verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5 | |
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Danson, Mich. Chevalier u. a., herrühren, keineswegs kritiklos hinzunehmen, sondern erfordern eine sorgfältige Revision, die in neuerer Zeit insbesondere von A. Soetbeer, W. Lexis, Del Mar u. a. angebahnt worden ist. Die bedeutendste Leistung ist diejenige von A. Soetbeer, welcher ganz neue, kritisch korrigierte Daten über die Edelmetallgewinnung seit 1493 aufzustellen versucht hat. Um die wichtigsten Phasen der Edelmetallgewinnung schärfer zu markieren, sind folgende Perioden festzuhalten.
Der erste Zeitabschnitt umfaßt die 28 Jahre von 1493 bis 1520; während desselben liefern noch die Bergwerke in Sachsen und im Harz, in Böhmen, Tirol und Salzburg, in Ungarn und Siebenbürgen bei weitem das meiste Edelmetall, namentlich Silber; aus Westindien und Amerika kommen nur jährlich ca. 800 kg Gold. Der zweite Zeitabschnitt, von 1521 bis 1544, kennzeichnet die Jahre, in welchen der eigentliche Umschwung in der Massenhaftigkeit der Silberproduktion durch die Entdeckung der Silberminen von Potosi beginnt. In dieser Zeit wird die durchschnittliche Silberproduktion von Deutschland und Österreich schon durch die amerikanischen Sendungen relativ zurückgedrängt, denn nun kommen aus der Neuen Welt außer den von den Plünderungen in Peru und Mexiko herrührenden Gold- und Silbermengen auch noch die ansehnlichen Erträge der Goldwäschereien in Neugranada und der Silbergruben zu Porco in Peru in Betracht. Der dritte Zeitabschnitt, von 1545 bis 1560, ist dadurch motiviert, daß in demselben durch den kolossalen Ertrag der Minen in Potosi und Mexiko die Silbergewinnung ein entschiedenes Übergewicht gegen die relativ zurücktretende Goldproduktion erhält. Von 1561 bis ans Ende des 18. Jahrh. werden die Verhältnisse so gleichartige, daß sie in der unten folgenden Tabelle in gleichmäßigen je 20jährigen Abschnitten zusammengefaßt sind. Zuerst und zwar von 1561 bis 1580 nimmt der Ertrag der Minen in Potosi ab, und der Ausfall ist noch nicht durch die Silbergruben in Mexiko ausgeglichen; dann zeigt sich von 1581 bis 1600 wieder eine bedeutende Zunahme der Silberproduktion, indem in dieser Zeit die Gruben von Potosi, begünstigt durch die in ihrer Nähe aufgefundenen Quecksilberbergwerke, ihre größte Ergiebigkeit erreicht haben. Von da angefangen, bewahrt die Silber- und Goldproduktion wesentlich ihre Stabilität bis 1720; die Silbergewinnung nimmt in Potosi allmählich ab, steigt aber gleichzeitig in Mexiko; die bedeutende peruanische Silbergewinnung behauptet immer ziemlich gleichen Stand; in Deutschland und Österreich nimmt die Silbergewinnung vom Beginn des 17. Jahrh. an bedeutend ab, bleibt aber in den folgenden Jahrzehnten, wenn man beide Staaten zusammenfaßt, beinahe konstant.
Von 1721 angefangen, folgen Perioden mit rascherer Zunahme, und zwar sind es von 1721 bis 1760 die Goldgewinnung in Brasilien sowie der fortwährend steigende Ertrag der mexikanischen Silberbergwerke, welche eine so rasche Vermehrung hervorrufen; von 1761 bis 1810 fällt der größte Anteil an den wachsenden Zuflüssen auf das in Mexiko gewonnene Silber, wogegen die Goldgewinnung nachzulassen beginnt. Die beiden Jahrzehnte 1811–20 und 1821–30 stehen in vollem Gegensatz zu der vorangehenden Zeit, indem sich die Edelmetallproduktion infolge der politischen Unruhen und Umgestaltungen in Mexiko, Neugranada, Peru, Potosi und Chile um mehr als 70 Mill. Mk. oder ca. 40 Proz. vermindert. Von 1831 bis 1840 und noch mehr von 1841 bis 1850 hebt sich wieder die Silberproduktion in den Staaten des frühern spanischen Amerika; zugleich macht sich schon die Goldproduktion von Kalifornien geltend.
In der Periode 1851–55 wird die Ausbeutung der Goldfelder in Kalifornien und Australien entscheidend und bewirkt einen ähnlichen Umschwung, wie er gegen die Mitte des 16. Jahrh. stattgefunden hat, nur mit dem Unterschied, daß um die Mitte des 16. Jahrh. beim Silber, dagegen um die Mitte unsers Jahrhunderts beim Golde die außerordentliche Zunahme der Produktion eintritt. Diese letztere erreicht ihren Höhepunkt in der Zeit von 1856 bis 1860, sinkt jedoch allmählich bis 1866–70 und wird seit dem Jahr 1871 wieder durch stete Zunahme der Silbergewinnung überwogen. Im Quinquennium 1876–1881 und noch mehr in den jüngst abgelaufenen drei Jahren 1882–84 nimmt die Goldproduktion ungemein rasch ab, während die Silbergewinnung ebenso rasch vermehrt wird, und es entsteht daraus jene Verschiebung der Wertverhältnisse, welche die Währungsfrage in der Gegenwart zu einem der schwierigst lösbaren Probleme gemacht hat. Eine ziffermäßige Übersicht der eben geschilderten Thatsachen enthält die folgende Tabelle, in welcher der Geldwert des Goldes*) mit 2790 Mk. pro Kilogramm und der Geldwert des Silbers**) gleichmäßig nach dem ältern Normalsatz mit 180 Mk. pro Kilogramm eingestellt, also der neuern Entwertung des Silbers nicht Rechnung getragen ist. Es war die
Perioden und Jahre | Gold | Silber | Gesamtwert Mill. Mk. | ||
Kilogr. | Wert*) Mill. Mk. |
Kilogr. | Wert**) Mill. Mk. | ||
1493–1520 | 5800 | 16,18 | 47000 | 8,46 | 24,64 |
1521–1544 | 7160 | 19,98 | 90200 | 16,24 | 36,22 |
1545–1560 | 8510 | 23,74 | 311600 | 56,09 | 79,83 |
1561–1580 | 6840 | 19,08 | 299500 | 53,91 | 72,99 |
1581–1600 | 7380 | 20,59 | 418900 | 75,40 | 95,99 |
1601–1620 | 8520 | 23,77 | 422900 | 76,12 | 99,89 |
1621–1640 | 8300 | 23,16 | 393600 | 70,85 | 94,01 |
1641–1660 | 8770 | 24,47 | 366300 | 65,93 | 90,40 |
1661–1680 | 9260 | 25,83 | 337000 | 60,66 | 86,49 |
1681–1700 | 10765 | 30,03 | 341900 | 61,54 | 91,57 |
1701–1720 | 12820 | 35,77 | 355600 | 64,01 | 99,78 |
1721–1740 | 19080 | 53,23 | 431200 | 77,62 | 130,85 |
1741–1760 | 24610 | 68,66 | 533145 | 95,97 | 164,63 |
1761–1780 | 20705 | 57,77 | 652740 | 117,49 | 175,26 |
1781–1800 | 17790 | 49,63 | 879060 | 158,23 | 207,86 |
1801–1810 | 17778 | 49,60 | 894150 | 160,95 | 210,55 |
1811–1820 | 11445 | 31,93 | 540770 | 97,34 | 129,27 |
1821–1830 | 14216 | 39,66 | 460560 | 82,90 | 122,56 |
1831–1840 | 20289 | 56,64 | 596450 | 107,36 | 164,00 |
1841–1850 | 54759 | 152,78 | 780415 | 140,47 | 293,25 |
1851–1855 | 197515 | 551,07 | 886115 | 159,50 | 710,57 |
1856–1860 | 206058 | 574,90 | 904990 | 162,90 | 737,80 |
1861–1865 | 185123 | 516,49 | 1101150 | 198,21 | 714,70 |
1866–1870 | 191900 | 535,40 | 1339085 | 241,03 | 776,43 |
1871–1875 | 170675 | 476,18 | 1969425 | 354,50 | 830,68 |
1875–1880 | 172000 | 479,88 | 2500000 | 450,00 | 929,88 |
1881 | 161912 | 451,70 | 2521639 | 453,90 | 905,60 |
1882 | 155200 | 432,00 | 2634700 | 474,10 | 906,10 |
1883 | 143000 | 399,00 | 2750000 | 495,00 | 894,00 |
1884 | 140000 (?) | 390,60 | 2800000 (?) | 504,00 | 894,60 |
Diese Tabelle zeigt uns die jährlichen ausgeglichenen Durchschnittsmengen ganzer Perioden und nur für die letzten vier Jahre die effektiven Größen. Die absoluten Totalziffern der von 1493 bis heute in den wirtschaftlichen Verkehr gelangten Mengen der E. zeigt nachstehende Berechnung:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0308.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2024)