Seite:Meyers b5 s0148.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

Pennerich hervorbrach. Auf die Nachricht, daß Vandamme, der am 25. bei Königstein über die Elbe gegangen war, gegen Pirna vordringe und die Verbindung mit Böhmen bedrohe, traten die Alliierten in der Nacht vom 27. auf den 28. den Rückweg an. Sie hatten 15,000 Mann an Toten und Verwundeten, über 20,000 Gefangene verloren; aber auch die Franzosen zählten an Verwundeten allein mehr als 10,000 Mann.

Das Herannahen der Verbündeten veranlaßte Napoleon und den König von Sachsen, 7. Okt. die Stadt zu verlassen; in und um D. blieb eine Heeresmacht von einigen 30,000 Mann unter Gouvion Saint-Cyr und dem Grafen Lobau zurück. Die Stadt, zuerst nur von einer kleinen Heeresabteilung beobachtet, wurde nach der Schlacht bei Leipzig durch den österreichischen General Klenau blockiert. Mangel an Lebensmitteln und heftig auftretende Fieber nötigten Saint-Cyr zur Kapitulation, in welcher ihm freier Abzug bewilligt wurde. Doch Fürst Schwarzenberg versagte derselben seine Einwilligung, und Saint-Cyr mußte sich unterwegs mit 35,000 Mann kriegsgefangen geben. Nun rückten die Russen unter dem General Gouriew in die Stadt, und D. ward 17. Nov. Sitz der russischen Landesverwaltung unter dem Fürsten Repnin, bis es 8. Nov. 1814 dem preußischen Gouverneur v. d. Reck übergeben wurde. Nach dem Frieden und unter der Pflege des am 7. Juni 1815 in sein Land zurückgekehrten Königs Friedrich August gewann D. allmählich ein immer freundlicheres Ansehen, besonders infolge der Abtragung der Festungswerke, die seit 1817 wieder in Angriff genommen ward. Unter der Regierung des Königs Anton (1827–36) wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, die Stadtpost errichtet, die Kavalleriekasernen in der Neustadt, die Hauptwache, das neue Posthaus in der Altstadt und die Weißeritzbrücke in der Friedrichstadt erbaut. An neuen wissenschaftlichen Anstalten entstand unter König Anton (1828) die technische Bildungsanstalt (Polytechnikum). Die Erweiterung der Stadt auf der Neustädter Seite ward 1835 zu einem vierten Stadtteil unter dem Namen Antonstadt vereinigt und mit Stadtgerechtigkeit versehen. Der am 9. Sept. 1830 ausgebrochene Aufstand hatte für die Stadt insbesondere die Umgestaltung der Polizei und die Einführung der Städteordnung zur Folge. Auch unter der Regierung des Königs Friedrich August II. (1836–54) ward D. erweitert und verschönert, namentlich durch das neue Theater, das 21. Sept. 1869 ein Raub der Flammen wurde, das königliche Orangeriegebäude und das Belvedere auf der Brühlschen Terrasse. Über den zunächst infolge der Ablehnung der deutschen Reichsverfassung seitens des Königs von Sachsen 3. Mai 1849 hier ausgebrochenen Aufstand und Barrikadenkampf, der endlich am 9. von sächsischen und preußischen Truppen unterdrückt wurde, s. Sachsen, Geschichte. Vom 23. Dez. 1850 bis 15. Mai 1851 fanden hier Ministerkonferenzen der deutschen Staaten statt. Unter der Regierung des Königs Johann (1854–73) hat D. hinsichtlich seiner innern und äußern Entwickelung und Verschönerung einen bedeutenden Aufschwung genommen. Das Innere der Stadt ist durch zahlreiche Neubauten verschönert worden, und mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung Schritt haltend, streben die Vorstädte mit ihren Villen immer mehr einer engern Verbindung mit den nächstliegenden Ortschaften entgegen. Die Ereignisse des Jahrs 1866, wo D. von seiten Preußens als strategischer Punkt mit einem starken, die weitere Entwickelung ernstlich bedrohenden Schanzengürtel umgeben wurde, der in neuester Zeit seinen bedenklichen Charakter wieder verloren hat, haben dieses Aufblühen nur auf kurze Zeit zu hemmen vermocht. Vgl. Klemm, Chronik der Stadt D. (Dresd. 1833–37, 2 Bde.); Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt D. (2. Aufl., das. 1884–85, 2 Bde.); Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt D. (das. 1885, Bd. 1); Aster, Schilderung der Kriegsereignisse in und vor D. (das. 1844); Waldersee, Der Kampf in D. im Mai 1849 (Berl. 1849); Montbé, Der Maiaufstand in D. (Dresd. 1850); Thüme und Gebauer, Heimatskunde von D. (das. 1876, mit Atlas); Fürstenau, Geschichte der Musik und des Theaters am Hof zu D. (das. 1861–62, 2 Bde.); Prölß, Geschichte des Hoftheaters in D. (das. 1877); „Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von D.“, herausgegeben vom Ingenieur- und Architektenverein (das. 1878); Lokalführer durch D. und Umgebung von Gottschalck, Meinhold, Gampe u. a.

Die Kreishauptmannschaft D., welche den Kern des Sandsteingebirges der Sächsischen Schweiz nebst dem erzreichsten Teil des Erzgebirges umfaßt (s. Karte „Sachsen“), zählt auf 4336,86 qkm (78,76 QM.) 1880: 808,512 Einw., davon 780,648 Evangelische, 24,255 Katholiken und 2371 Juden, und zerfällt außer der Stadt D. in sieben Amtshauptmannschaften:

  QKilom. QMeilen Einwohner
Dippoldiswalde 652,11 11,84 51399
Dresden (Stadt) 25,11 11,73 220818
Dresden-Altstadt 249,46 83567
Dresden-Neustadt 371,26 75282
Freiberg 653,98 11,87 110211
Großenhain 795,71 14,45 64625
Meißen 683,17 12,41 91816
Pirna 906,06 16,46 110794

Dresdener Friede, der am 25. Dez. 1745 zu Dresden abgeschlossene Friede zwischen Preußen, Österreich und Sachsen, welcher den zweiten Schlesischen Krieg (s. d.) beendigte.

Dreß, Kostüm des Jockeys, in welchem er das Rennen reitet.

Dressel, Albert, Theolog, geb. 9. Juli 1808 zu Neuhaldensleben, studierte in Berlin, kam, von philologischen Studien angezogen, 1834 nach Rom, wo er zunächst als Privatsekretär und Erzieher im Haus Bunsens, des damaligen preußischen Gesandten am päpstlichen Hof, thätig war, bis er 1839 durch ein schweres Augenleiden sich genötigt sah, seinen bleibenden Wohnsitz in Rom zu nehmen und neben seinen sonstigen litterarischen Arbeiten regelmäßige Berichte für einige der namhaftesten deutschen Blätter zu liefern. Während des vatikanischen Konzils erging gegen ihn als vermeintlichen Verfasser der „Römischen Briefe vom Konzil“ ein Ausweisungsbefehl, den rückgängig zu machen nur mit Mühe gelang. Er starb, seit 1840 erblindet, 8. Nov. 1875 in Rom. Dressels Hauptwerk ist die Ausgabe der „Patrum apostolicorum opera“ (2. Aufl., Leipz. 1863). Außerdem veröffentlichte er: „Vier Dokumente aus römischen Archiven“ (Leipz. 1843); „Epiphanii monachi et presbyteri edita et inedita“ (das. 1843); „Joannis du Tillet historiae belli contra Albigenses compendium“ (Berl. 1845); „Diplomatische Korrespondenz 1759–60, betreffend die Ausweisung der Jesuiten aus Portugal“ (Götting. 1859); „Clementis Romani quae feruntur homiliae“ (das. 1853); „Clementinorum epitomae duae“ (2. Aufl., Leipz. 1873); „Aurelii Prudentii Clementis carmina“ (das. 1860). Auch Winckelmanns „Allegorie der Kunst“ (Leipz. 1866) gab er heraus.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0148.jpg&oldid=- (Version vom 2.9.2023)