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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

aus denen dieselben bestehen, ordnen sich zu Reihen, welche radial von dem Centrosoma ausstrahlen, und diese Körnchenreihen wandeln sich unter allmählicher Verlängerung in homogene feinste Fädchen um, welche die Zellsubstanz nach allen Richtungen durchsetzen (Fig. 6). Einige derselben treffen auf die Chromosomen, um sich hier festzuheften, was in der Weise geschieht, daß die Fädchen des einen Strahlensystems sich ausschließlich an die eine Langseite des in Spaltung begriffenen Chromatinkörpers ansetzen, die des andern an die andre Seite. Dabei zeigt nun jedes Archoplasmasystem das Bestreben, die einzelnen Chromosomen durch Verkürzung seiner Fibrillen möglichst nahe an sich heranzuziehen, und indem dieser Zug von beiden Systemen in gleicher

Fig. 7.
Karyokinetische Figur.

Stärke ausgeübt wird, werden die Chromosomen möglichst in der Mitte zwischen den beiden Centrosomen zusammengeführt. So entsteht eine äußerst regelmäßige Figur (Fig. 7), die speziell mit dem Namen karyokinetische Figur oder Kernspindel bezeichnet wird; die beiden Centrosomen sind die Spindelpole, umgeben von den Polradien, in der Mitte zwischen beiden Polen liegt die chromatische Äquatorialplatte; die eine Spaltungshälfte eines jeden Chromosoma ist dem einen, die andre dem andern Pol zugekehrt und mit demselben durch eine Anzahl von Fädchen (Spindelfasern) in Verbindung. Mit diesem Stadium sind die langwierigen Vorbereitungen zur Teilung beendigt, und

Fig. 8. Fig. 9.
Teilung der Zelle.

nun erfolgt dieselbe mit großer Raschheit als ein sehr einfacher Vorgang. Die lange vorbereitete Spaltung der Chromosomen kommt jetzt endlich zum Vollzug, die beiden Hälften (Tochterchromosomen) lösen sich vollkommen voneinander, und nun weichen die beiden Centrosomen nach entgegengesetzter Richtung auseinander, jedes die mit ihm verbundenen Tochterchromosomen mit sich führend (Fig. 8). Gleichzeitig streckt sich der Zellkörper in die Länge, schnürt sich in der Mitte zwischen den beiden Zentralkörperchen ringförmig ein und schließlich vollkommen durch. Damit sind die beiden Tochterzellen gebildet, deren jede ein Centrosoma mit dem zugehörigen Archoplasmasystem und von jedem Chromosoma der Mutterzelle die eine Hälfte besitzt. Und wenn sich nun die Spindelfasern von den Chromosomen wieder abgelöst haben und alle Radien wieder in den körnigen Zustand übergegangen sind (Fig. 9), ist der Ausgangspunkt wieder erreicht, der Kreislauf ist vollendet. Aus dem geschilderten Verlauf ergibt sich ohne weiteres, daß jede Tochterzelle ebenso viele Chromosomen enthält, wie in der Mutterzelle vorhanden waren; es ist ja jedes dieser Körperchen ein Abkömmling eines bestimmten Chromosoma der Mutterzelle; und so erbt sich die einmal gegebene Zahl von einer Zellengeneration auf die nächste fort. Die Zahl vier, die in den Abbildungen gezeichnet ist, kommt bei manchen Würmern wirklich vor; bei den, meisten Organismen aber finden sich größere Zahlen, bei gewissen Wirbeltieren 24, beim Flußkrebs (Astacus fluviatilis) über 200. Von den Folgerungen, welche aus den mitgeteilten Untersuchungen gezogen werden können, ist die wichtigste die, daß dem Kern die Bedeutung eines Teilungsorgans, also eines Fortpflanzungsorgans der Z., als welches derselbe früher vielfach in Anspruch genommen wurde, nicht mehr zuerkannt werden kann. Diese Rolle muß vielmehr auf das Centrosoma übertragen werden, welches ja in der That durch seine Teilung in der noch einfachen Z. zuerst zwei neue Mittelpunkte herstellt, um deren jeden sich die Hälfte der Kernbestandteile und des Protoplasmas gruppiert. Über die Bedeutung des Kernes, bez. der Chromosomen s. Erblichkeit. Vgl. Flemming, Zellsubstanz, Kern und Zellteilung (Leipz. 1882); Heuser, Beobachtungen über Zellkernteilung („Botan. Zentralblatt“ 1884); E. van Beneden, Recherches sur la maturation de l’œuf, la fécondation et la division cellulaire (Gent 1883); O. und R. Hertwig, Untersuchungen zur Morphologie und Physiologie der tierischen Z. (Jena 1884 bis 1890); Boveri, Zellenstudien (das. 1887–90).

Zemp, Joseph, schweizer. Bundesrat, geb. 1834 zu Entlebuch (Luzern), studierte die Rechte in München und Heidelberg, wo er 1859 doktorierte, errichtete in Entlebuch ein Advokaturbüreau, das er später nach Luzern verlegte, wurde 1863 in den Großen Rat seines Heimatkantons gewählt und bekleidete anfangs der 70er Jahre die Stelle eines Amtsstatthalters in Entlebuch, die er jedoch bald aufgab, um sich wieder der Anwaltspraxis zn widmen. 1871 wurde er von seinem Kanton in den schweizerischen Ständerat, 1873 in den Nationalrat gewählt, dem er seitdem mit Unterbrechung der Jahre 1877–80 angehörte. In den eidgenössischen Räten nahm er seit Segessers Tode die Stelle eines Führers der katholisch-konservativen Rechten ein, erwarb sich aber auch die Hochachtung der Gegenparteien und wurde deshalb 1886 zum Vizepräsidenten und 1887 zum Präsidenten des Nationalrates erhoben, während sonst die radikale Mehrheit die Rechte grundsätzlich vom Vorsitz ausschloß. Nach der Demission Weltis wurde er von der vereinigten Bundesversammlung 17. Dez. 1891 in den Bundesrat gewählt, der erste konservative Katholik, dem überhaupt diese Ehre widerfahren ist. Im Bundesrat hat Z. das Post- und Eisenbahndepartement übernommen.

Zentralarbeitsnachweisestelle, eine Arbeitsnachweisestelle, welche im Januar 1891 in Düsseldorf errichtet wurde, und die ihre Wirksamkeit über die Rheinprovinz und über Westfalen ausdehnt, mit dem Zweck, Arbeitsgelegenheit aller Art zu vermitteln und jedem Arbeitsuchenden ohne Unterschied der Religion, des Geschlechts und Alters passende Arbeit und zuverlässiges Unterkommen nachzuweisen. Das Unternehmen trägt einen gemeinnützigen, auf die Wohlfahrt stellenloser Arbeiter gerichteten Charakter. Für den Nachweis von Arbeit ist deswegen nur eine zur Deckung entstandener Barauslagen bestimmte Gebühr

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 1001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s1015.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2024)