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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Proz., mittels Elektrizität 419 km = 8,26 Proz., als Seilbahnen 412 km = 8,12 Proz., mittels Dampfkraft 457 km = 9 Proz. Hinsichtlich der elektrischen Bahnen ist es merkwürdig, daß die Großstädte mit Ausnahme von Boston dabei am wenigsten vertreten sind. Über 16 km elektrisch betriebener Bahnen hatten Boston mit 80 km, Cleveland mit 29 km, Detroit mit 20 km, Nashville mit 18 km, Omaha mit 38 km, Pittsburg-Alleghany mit 33 km, Saint-Joseph mit 27 km, Scranton mit 38 km. Es fehlen also hierunter Baltimore, Chicago, Milwaukee, New Orleans, New York, Philadelphia, San Francisco. Kabelbahnen hatten über 10 km: Cincinnati mit 20 km, Chicago mit 39 km, Denver mit 49 km, Kansas City mit 62 km, Los Angeles mit 24 km, Philadelphia mit 37 km, Pittsburg-Alleghany mit 21 km, Saint-Louis mit 33 km, Saint-Paul mit 16 km, San Francisco mit 76 km. Unter den Dampfstraßenbahnen befanden sich 99 km Hochbahnen, von denen 39 km auf Brooklyn, 8 auf Kansas City und 52 km auf New York kommen.

Straßengift, s. Tollwut.

Strasser, Arthur, Bildhauer, geb. im April 1854 zu Adelsberg in Krain, studierte 1871–75 auf der Kunstakademie zu Wien, wo er 1873 den Neulingschen Preis erhielt, arbeitete dann bei den Bildhauern Pilz und Kundmann, ließ sich aber nicht durch sie beeinflussen, sondern schlug eine entschieden naturalistische Richtung ein, die zunächst in Statuetten von japanischen Jongleuren und Schauspielerinnen zum Ausdrucke kam, die S. in Wien gesehen hatte. Danach reizten ihn die dunkelfarbigen Körper und die malerischen Trachten der Araber und andrer Orientalen, deren in Thon gebrannte Statuetten er ebenso wie die japanischen mit feinem koloristischen Sinn farbig bemalte, so daß er den Eindruck höchster Naturwahrheit erreichte. Dabei verstand er die Rasseeigentümlichkeiten der Modelle ebenso scharf zu erfassen und charakteristisch wiederzugeben wie alles Stoffliche. Diese Vorzüge kommen besonders in dem ägyptischen Schlangenbeschwörer, dem Geheimnis des Grabes (ein Araber vor der Öffnung einer ägyptischen Pyramide) und dem Inder, der zwischen zwei knieenden Elefanten stehend die Hände zum Gebet erhebt, zur Geltung. Die gleiche Lebendigkeit durchdringt seine Bronzefiguren u. Terrakotten, von denen ein Gänsemädchen, ein Mädchen mit einem Wasserkrug und der Blick in die Ewigkeit (eine sitzende weibliche Figur mit einer Fackel in der Hand) die hervorragendsten sind. In neuerer Zeit hat S. auch Tierfiguren in großem Maßstabe (Löwen und Löwinnen) gebildet. 1891 erhielt er die kleine goldene Medaille der Berliner internationalen Kunstausstellung.

Strauß (Zucht). Der stark gesteigerte Bedarf an Straußfedern hatte eine so eifrige Jagd auf die Vögel im Gefolge, daß diese sich immer tiefer in das unbekannte Innere von Afrika zurückzogen und die Preise für schöne Federn im 3. u. 4. Jahrzehnt unsers Jahrhunderts eine außerordentliche Höhe erreichten. In der Befürchtung, daß die Vögel völlig ausgerottet werden könnten, setzte die Akklimatisationsgesellschaft in Paris 1859 einen Preis auf die Züchtung junger Strauße aus, welchen Hardy in Hammar (Algier) erhielt. In den zoologischen Gärten Europas züchtete man schon damals den S. mit gutem Erfolg, aber diese Bemühungen blieben ohne praktische Bedeutung. In Beaufortvest in der Kapkolonie gelang es Kinnear 1857, jung eingefangene, erst wenige Tage alte Strauße aufzuziehen. Die Tiere wurden sehr zahm, so daß sie frei herumlaufen durften und lieferten bereits im Alter von 11/2 Jahr eine Anzahl schöner Schmuckfedern. Kinnear vermehrte seine Herde durch neuen Zukauf auf mehr als 100 Stück, fand jedoch zunächst keine Nachahmung. Erst als dürre Jahre den Schafherden große Verluste brachten, fand die Straußenzucht Beachtung; in den 70er Jahren zählte man bereits gegen 33,000 zahme Strauße, und gegenwärtig mag ihre Zahl in der Kapkolonie wohl nahezu 100,000 Stück im Werte von einigen hundert Millionen Mark betragen. Die Ausfuhr beziffert sich jährlich auf mehr als 12 Mill. Mk. Durch diese Erfolge angeregt, hat man Straußenzucht auch in der australischen Kolonie Victoria, in Ägypten, Algerien, in den La Plata-Staaten und Patagonien, namentlich aber in Südkalifornien eingeführt und hier sehr gute Resultate erzielt. Man bedarf zur Straußenzucht eines Terrains, welches zum Teil aus Sandboden, zum Teil aber aus gutem Weideland mit Gras und Klee besteht. Auf fruchtbarem Erdreich bedarf man 0,75–1, auf schlechterm Terrain 1–1,5 Hektar für den Vogel. In Gegenden mit regelmäßig wiederkehrenden, lange anhaltenden Trockenheitsperioden ist eine Bewässerungsanlage nötig, um Ausfall an Grünfutter zu vermeiden. Das ganze Terrain wird eingezäunt, und etwa in der Mitte errichtet man die nötigen Baulichkeiten, besonders auch Schuppen zum Schutz der Tiere. Die Anlagekosten und der Betrieb während der ersten zwei Jahre erfordern einen Aufwand von ca. 20,000 Mk., doch ist unter halbwegs günstigen Verhältnissen eine mindestens 50prozentige Verzinsung des Kapitals zu erwarten. Die Nachfrage nach Federn übersteigt noch immer das Angebot, und da die von zahmen Straußen stammenden Federn, weil zur richtigen Zeit und in tadellosem Zustand geschnitten, die vielfach beschädigten und zerzausten der wilden Vögel weit übertreffen, so ist auch eine fernere Rentabilität der Straußenzucht mit Sicherheit zu erwarten. Die jungen Tiere bedürfen einer äußerst sorgsamen Pflege und Wartung. Man gibt ihnen anfangs feingeschnittenes, zartes Grünfutter, später Maiskörner, Bohnen etc., darf es aber auch an Kalk, kleinen Steinen, zerbröckelten Knochen, Wasser und namentlich an Salz nicht fehlen lassen. Mit 11/2 Jahr sind die Tiere ausgewachsen. Man rupft die Tiere zum erstenmal, wenn sie 1 Jahr alt sind und schneidet von da an die Federn, sobald sie reif sind, in Zwischenräumen von acht Monaten dicht über der Haut ab. Einige Wochen später werden die dann noch nicht ausgefallenen Spulreste ausgezogen. Die herrlichen weißen Federn wachsen nur an den Enden der kurzen Schwingen des Männchens, welches vom vierten Lebensjahre an deren jährlich 30–40 Stück liefert. Auf jeden Vogel rechnet man vom vierten Lebensjahre an einen jährlichen Erlös von 300–450 Mk.; ein erwachsener S. von 5–6 Jahren kostet daher auch 4–6000 Mk. Die Schwanzfedern sind minderwertiger als die Schwungfedern, ebenso die gräulichen oder graugefleckten des Weibchens. Das Brutgeschäft läßt man vielfach von der Mutter besorgen, rationeller aber ist die Anwendung der Brutmaschine. Nimmt man der legenden Henne stets sofort die Eier ab, so kann man von einem Straußenpaar im Laufe des Jahres 60–70 Eier erhalten und diese auch in der Brutmaschine zum allergrößten Teil ausbrüten. Überläßt man aber die Eier der Henne, so legt sie höchstens 35 Stück und von diesen nicht mehr als drei Viertel ins Nest, während die übrigen verloren gehen. Dazu kommt noch, daß die brütenden Tiere geschwächt werden, leichter erkranken und ihre Federn ruinieren. Trotz ihrer Zahmheit und Gefangenschaft

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 895. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0909.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2022)