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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

und einer Ausfuhr von 263,530,000 Pfd. Sterl., auf die K. 96,161,000, bez. 87,370,000 Pfd. Sterl. entfielen.

Frankreich.

Der Umfang der französischen außereuropäischen Besitzungen hat sich in den letzten Jahren sehr bedeutend vergrößert, ist doch der Besitzstand Frankreichs in Afrika (vgl. Afrika, S. 5) seit 1876 um mehr als das Achtfache gestiegen. Gegenwärtig läßt sich der Kolonialbesitz Frankreichs ohne die großen, noch der nähern Bestimmung harrenden Gebiete West- und Innerafrikas, welche durch wenig sichere Verträge oder gar nur durch bloße Abmachungen mit andern europäischen Staaten als französische Interessensphäre bezeichnet wurden, wie folgt angeben:

Übersicht der Kolonien Frankreichs 1892.
  QKilom. Bewohner Auf 1 QKilom.
Algerien 667100,0 3855700 6,0
Tunis 116300,0 1500000 13,0
Sahara 3061000,0 1120000 0,3
Senegal 132000,0 146518 1,2
Rivières du Sud 47503
Gold- u. Beninküste 19400,0 250000 1,3
Französischer Sudân 1231500,0 8800000 7,0
Französisch-Kongo 570000,0 250000 4,0
Obock 6000,0 7770 4,0
Tadschurra und Kubbet 14600
Réunion 1980,0 165915 33,0
Mayotte 366,0 12270 34,0
Komoren 1606,0 53000 33,0
Diego Suarez 591964,0 4607 6,0
Nossi Bé 7567
Ste.-Marie de Madagaskar 7667
Madagaskar 3500000
Afrika: 6399216,0 21993117 3,0
Besitzungen in Indien 509,0 283053 554,0
Französisch-Indochina 489500,0 18691000 38,0
Asien: 490009,0 18974053 39,0
St.-Pierre und Miquelon 235,0 5929 25,0
Guadeloupe u. Dependenzen 1870,0 165899 89,0
Martinique 988,0 175863 178,0
Französisch-Guayana 78900,0 29769 0,3
Amerika: 81993,0 377460 4,0
Neukaledonien und Loyalty­inseln 19823,0 62714 3,0
Chesterfieldinseln 0,8
Wallisinseln 96,0 5000 20,0
Futuna und Alofi 159,0
Tahiti und Dependenzen 4108,0 28129 6,0
Clippertoninsel 6,0
Ozeanien: 24193,0 95843 3,0
Französ. Kolonien: 6995411,0 41440473 6,0

In Bezug auf die administrative Einteilung wurden in den letzten Jahren einige Veränderungen vorgenommen. Das früher mit der Kolonie Senegal verbundene Gebiet Rivières du Sud wurde von jener 1. Jan. 1890 als eignes Verwaltungsgebiet abgetrennt und die Besitzungen am Golfe von Guinea (Groß-Bassam und Assinie, Groß-Popo und Agueh, Porto Novo und Kotonu) ebenfalls 1. Jan. 1890 in zwei Verwaltungsgebiete geschieden, das Gebiet der Goldküste und das Gebiet des Golfes von Benin. Zur Besitzergreifung von dem östlichen Küstenstrich Liberias von Cavally bis Sankt Andreas entsandte Mai 1891 der Leutnant-Gouverneur der Rivières du Sud zwei Kriegsschiffe, indem er erklärte, daß der betreffende, 300 km lange Küstenstrich schon seit Jahren zu Frankreich gehöre, es sich demnach nur um die Geltendmachung lange bestandener Ansprüche handle. Durch Agenten, welche die Verwaltung von Ober-Senegal aussandte, wurden Protektoratsverträge mit den Königen und Häuptlingen von Massina, Yatenga, Aribinda, Gurma und Mossi abgeschlossen, so daß jetzt Segu, Senedugu, Tuba, Samorys Reich Wassulu und Kong bis zur Elfenbeinküste als französisch gelten, ebenso wie die Landschaften innerhalb des großen Nigerbogens. Ein 5. Aug. 1890 mit England getroffenes Abkommen bestimmt, daß die Grenzlinie vom Niger nach Segu durch eine gemischte Kommission in Paris festgestellt werden sollte, während man sich darüber einigte, daß eine von Say am Niger nach Barrua am Tsadsee gezogene, nördlich der Reiche Sokoto und Gandu laufende Linie die Grenze zwischen der englischen und französischen Interessensphäre bilden solle. Somit beansprucht Frankreich ein ungeheures Gebiet in Westafrika.

Der Kostenaufwand für die K. ist sehr bedeutend. Je nach der Entwickelungsstufe derselben ist er verschieden. Für Algerien hat Frankreich, seit es auf afrikanischem Boden Fuß faßte, 5 Milliarden ausgegeben, und heute werden noch immer 80–90 Mill. Frank auf Algerien verwendet. Bei Tunis fallen Frankreich lediglich die Kosten der Residentur (162,000 Fr.) zur Last. Bei den schon eine gewisse Selbstverwaltung besitzenden K. trägt das Mutterland nur die Kosten der höhern Verwaltung u. teilweise des Militärdienstes. Bei den weniger selbständigen K. u. den Schutzgebieten tritt Frankreich aber in viel weiterm Maße ein, bei einigen auch mit Beiträgen zu den lokalen Budgets, so namentlich bei Anam und Tongking, deren Defizit zu decken auch Kotschinchina mithelfen muß. Im Budget 1890 waren für koloniale Zwecke ausgeworfen:

Staatssekretariat der Kolonien 445100 Frank
Zivilverwaltung (Gehalte) in den Kolonien 1132981
Justizverwaltung (Gehalte) 1364069
Militärdienst (Gehalte) 6685445
Intendantur 746850
Reisekosten 1456129
Wissenschaftliche Missionen 50000
Naturalverpflegung 6334801
Hospitalwesen 2560007
Sachliche Ausgaben der Kolonialverwaltung 171695
Sachliche Ausgaben der Militärverwaltung 1874507
Verschiedene Ausgaben 527793
Beihilfen zu den lokalen Verwaltungen der Kolonien 1565050
Beitrag zum Hafen- und Eisenbahnbau auf Réunion 2700000
Eisenbahn Dakar-St. Louis (Beitrag und Zinsgarantie) 1250490
Wege und Eisenbahnen am obern Senegal 250000
Unterseeisches Kabel in Tongking (Jahresbeitr.) 450000
Strafkolonien 10048827
Subvention für Anam und Tongking 12000000
Zusammen: 51613744 Frank

Die Subvention für Anam-Tongking veranschlagt das Budget für 1891 auf nur 10 Mill. Fr., dagegen erscheinen neue Posten, so für Kohlenstationen (1,2 Mill. Fr.) u. a., so daß das Budget die Höhe von 55 Mill. erreicht. Zu obigen 51,613,744 Fr. kommen noch die Kosten der Residenturen in Tunis und Madagaskar (576,600 Fr.) und die Subventionen für Dampferlinien nach Indochina 6,670,144, Algerien, Tunis und Berberei 880,000, Australien und Neukaledonien 3,079,104, Ostafrika 1,042,560 und Westafrika 500,850, zusammen 12,172,858 Fr., so daß die Gesamtsumme der Ausgaben für koloniale Zwecke 64,363,002 Fr. betragen würde. Diesen Ausgaben stehen nur Einnahmen in Höhe von 2–3 Mill. Fr. gegenüber. Und Algerien ist dabei gar nicht in Betracht gezogen. Um den Verkehr mit dem Mutterlande

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0551.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2024)