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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

von Kettenenden darin eingehängt werden. Der Teil A ist über das Scharnier B hinaus zu dem Haken F verlängert, über welchen das geschlossene Endglied E der einen Kette geschoben wird. Zieht man an diesem, so schließt sich das Verbindungsglied über dem Endglied G der andern Kette und muß geschlossen bleiben, solange der Zug anhält. Eine Modifikation (Fig. 2) hat anstatt der Überlappungen der Teile A und C einen stumpfen Stoß. Das Verbindungsglied kann ferner auch so ausgeführt werden, daß das Scharnier in die Mitte der beiden Teile A und C angeordnet wird und von jedem der letztern ein Haken F ausgeht. Zwischen die beiden Haken wird dann das Endglied der einen K. eingelegt, treibt sie auseinander und schließt dadurch das Verbindungsglied. Diese Kettenverdindungsglieder wirken einfach und sicher, so daß sie überall, wo Ketten zur Verwendung gelangen, willkommen sein werden, so bei Geschirr- und Zugketten, Hemmschuh- und Würgketten, für die man beliebige vorrätige, kürzere oder längere Kettenenden durch diese Glieder zu einer durch das Bedürfnis vorgeschriebenen Länge aneinander fügt. Auch an Stelle der gebräuchlichen Endhaken sind diese Verbindungsglieder zu verwenden.

Keyserling, Alexander, Graf, Reisender, starb 25. Mai 1891 in Dorpat.

Kiefernspinner (Gastropacha pini). Der dunkle Rückenstreifen der Raupe besteht aus dicht nebeneinander stehenden, stachelartigen Härchen, welche nach außen und oben gerichtete, mit dem innern Hohlraum in Verbindung stehende Seitenästchen tragen, die allgemein als Widerhäkchen bezeichnet werden. In den größern erkennt man, namentlich in den untern Teilen, einen Inhalt von grünlich-bläulicher Farbe, der hier und da mit größern hellen Stellen, anscheinend Hohlräumen, durchsetzt ist. Dieser Inhalt besteht aus konzentrierter Ameisensäure, die sich auch in allen Teilen der Haut wie auch in Giftorganen andrer Insekten findet. Die Haut wird mit den Haaren in vier- bis fünfmaliger Häutung abgestreift, gelangt so in die Moosdecke, unter welche sich die Raupen zur Verpuppung, die mit Abstreifen der Haare beginnt, zurückgezogen haben, und durchfilzt den Boden; die Haare können in so gewaltigen Mengen vorhanden sein, daß sie auf den Gewächsen des Waldes und im Sande der Wege nachweisbar sind, und daher auch nach Stellen verweht werden, wo die Raupen wegen Mangel an Nahrung nicht mehr nisten. Diese Härchen nun spießen sich in die Haut der Menschen und der Tiere, und die in ihnen enthaltene Ameisensäure übt einen Reiz aus, der einen Nesselausschlag erzeugt. Dieser zeigt sich zuerst meist auf der Haut der Beugeseiten (Kniekehle, Schenkelbeuge, Fußgelenk), kann sich aber schließlich über den ganzen Körper verbreiten. Ein peinigendes, heftiges Jucken stört die Nachtruhe, auch die Schleimhäute erkranken, es kommt zu Schwellungen im Kehlkopf und Rachen und dadurch zu Schluckbeschwerden und Heiserkeit, ferner auch zu Augenentzündung. Die Härchen wandern wie andre spitze Körper auch in die tiefern Hautschichten; bei Vögeln und Amphibien, die sich von Insekten mit Hauthaaren nähren, fand Siebold abgebrochene Haare und borstige Teile außerhalb der Darmwand in der Körperhöhle. Wie die Menschen, so erkranken auch Haustiere, Hunde, Schafe, Ziegen, Rinder daran, und Pferde schon durch bloßes Passieren eines Waldes mit Raupennestern; Wild und Singvögel sollen solche Wälder verlassen. Wie verhängnisvoll das massenhafte Auftreten des Kiefernspinners in dieser Richtung werden kann, geht daraus hervor, daß ein bisher in starkem Aufblühen begriffener See- und klimatischer Kurort, der auf der Frischen Nehrung in einem schönen Kiefernwalde liegt und mit großem Aufwande durch künstliche Anpflanzungen zu einem lieblichen Stückchen Erde umgeschaffen ist, seit dem Erscheinen des Kiefernspinners mehr und mehr gemieden wird. Die einzigen Vertilger der Raupen des Kiefernspinners sind, soweit bekannt, der Kuckuck und der Raubkäfer Calosoma sycophanta, dessen Larve sich sogar in den Raupennestern findet.

Kinästhesie, s. Muskelsinn.

Kinkel, Gottfried, der jüngere, Kunstschriftsteller, starb 22. Mai 1891 in Bonn, wohin er kurz zuvor übergesiedelt war.

Kippwagen. Zum Transport von Erde, Sand, Kies, Rüben, Kartoffeln, Kohle etc. werden jetzt, besonders auf Feldbahnen, vielfach die K. benutzt. Diese werden heute meist so gebaut, daß die das zu befördernde Gut aufnehmende Mulde so aufgehängt ist, daß sie sich in labilem Gleichgewicht befinden würde, wenn sie nicht noch durch besondere Feststellvorrichtungen gehalten würde.

Fig. 1. Neitschs Kippwagen mit auf­gerichteter Mulde. Fig. 2. Neitschs Kippwagen mit gekippter Mulde.

Erst wenn diese gelöst sind, kann die Mulde nach einer der beiden Wagenseiten umkippen. An der Mulde m (Fig. 1 u. 2) ist an jeder Stirnwand eine Schiene a angebracht, mit der sie auf einem gebogenen Stützbock b ruht. Die Mulde kippt in der Weise, daß die Schienen a sich auf b abwälzen. Damit nun keine Verschiebung der Schienen gegen die Stützböcke eintritt, sind die Enden der Schiene a von bosondern Bogenstücken c geführt. Die Feststellung der Mulden erfolgt vielfach mittels eines Flacheisenüberwurfes, der am Ende mittels Öse und Krampe an jedem Kippbock beweglich befestigt ist und mit einer Lochung über einen an der Stirnwand der Mulde befestigten Zapfen greift, durch einen Vorstecker versichert wird und so die Mulde festhält, dagegen, nach dem Lösen des Vorsteckers vom Zapfen herabgezogen, die Mulde zum Kippen freigibt. Im ganzen sind am Wagen zwei

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0534.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2023)