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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

Gerste 1,5, Hafer 4,27, Buchweizen 0,43 Mill. hl. Die eignen Ernten decken etwa zwei Drittel des Bedarfs, der infolge des Wohlstandes der Bevölkerung ein relativ hoher ist. Die gesamte Getreideeinfuhr bezifferte sich 1889 auf 78 Mill. Mk., doch berechnet man die durchschnittliche Mehreinfuhr von Getreide und Mehl ungleich höher, nämlich auf 89 Mill. Mk.

[Belgien.] In Belgien wird der Anbau von Weizen, Roggen und Gerste von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt, und die Produktionsmengen genügen bereits seit langer Zeit nicht mehr dem Bedarf der schnell wachsenden Bevölkerung. Dabei gehen die Anbauflächen stetig zurück. Nach den letzten Erhebungen waren Anbaufläche und Mittelernte:

Weizen und Spelz 328445 Hektar 7289000 Hektoliter
Roggen 277639 5788000
Gerste 40181 1253000
Hafer 249486 8841000
Halbfrucht 25726 537000
Buchweizen 13184 264000

Danach kann man die durchschnittliche Produktion Belgiens an eigentlichen Brotfrüchten (Weizen und Spelz, Halbfrucht und Roggen) bei einer Mittelernte auf 13,62 Mill. hl berechnen. Zieht man davon für Saatgut 1,177,000 hl, für Brauereien und Brennereien 712,000 hl ab, so bleiben für den Konsum 11,720,000 hl, d. h. 2,12 hl pro Kopf. Da man aber den Verbrauch auf 3 hl pro Kopf schätzen kann, so ergibt sich ein Defizit von 88 Lit. pro Kopf oder 4,857,000 hl für den Staat. Die Ernte von 1890 überstieg den Durchschnitt erheblich; sie betrug in Millionen Hektolitern: Weizen und Spelz 8,8, Roggen 6,9, Gerste 1,5, Hafer 10,7, Halbfrucht 0,6, Buchweizen 2,3. Die Einfuhr von Brotfrüchten ist daher stets sehr bedeutend, allerdings um zum großen Teil wieder nach andern Ländern, insbesondere nach Deutschland, ausgeführt zu werden. Der Getreidehandel zeigte 1890 eine außerordentliche Lebhaftigkeit, nämlich eine Mehreinfuhr gegen 1889 von Weizen für 34,757,000 und von Hafer, Mais und Buchweizen für 10,180,000 Frank und eine Mehrausfuhr von Weizen für 6,389,000 und von Hafer, Mais und Buchweizen für 9,746,000 Fr.

Dänemark ist seit 1883 in Bezug auf Getreide aus der Reihe der Ausfuhr- in die der Einfuhrländer getreten, nicht weil die Produktion sank, sondern weil der Verbrauch der Produktion außerordentlich schnell voraneilte. An Getreide (außer Mais) und Mehl betrug die Mehreinfuhr 1888: 370, 1889: 347 und 1890: 179 Mill. Pfd., der Einfuhrüberschuß an Mais dagegen 1889: 87 und 1890: 292 Mill. Pfd. Mais wird hauptsächlich zur Viehfütterung, in geringern Mengen zur Branntweinbrennerei verwandt.

[Schweden.] Die Ernteerträge von Weizen, Roggen, Mengkorn, Gerste und Hafer haben in den letzten Jahren zwischen 31,7 und 38,5 Mill. hl geschwankt; 1890 wurden geerntet in Millionen Hektolitern:

Weizen 1,40
Roggen 7,80
Mengkorn 3,20
Gerste 5,70
Hafer 25,80
Kartoffeln 12,33

Was den Außenhandel betrifft, so führt Schweden bedeutende Mengen von Weizen und Hafer besonders nach England aus, muß dagegen Roggen und Mehl aus Rußland und Dänemark einführen. 1890 betrug in Hektolitern:

  Einfuhr Ausfuhr
Weizen 904740  1757710
Gerste 8430 200
Roggen 1022610 65410
Weizenmehl 172650 1150
Roggenmehl 114930 16330

[Norwegen.] Die Getreideproduktion ist in allen Jahren so ungenügend, daß jährlich 2,660,000 hl eingeführt werden müssen, d. h. 1,5 hl pro Kopf. Rußland, Dänemark und Deutschland liefern den größten Teil des Bedarfs. Nach den letzten Erhebungen von 1875 wurde die gesamte Ackerfläche auf 277,000 Hektar geschätzt. Davon waren bestellt mit Weizen 2 Proz., Roggen 6,5, Mengkorn 9, Gerste 24,5, Hafer 39,5 Proz. Die Durchschnittsernte betrug 1871–75 für Weizen 97,000, Roggen 346,000, Mengkorn 720,000, Gerste 1,594,000, Hafer 3,225,000 hl, dagegen 1881–85 für Weizen 100,000, Roggen 400,000, Gerste 1,600,000, Hafer 3,100,000, Buchweizen 700,000, für Kartoffeln 7,100,000 hl. Norwegen kann sich nur zu 56 Proz. mit einheimischen Brotfrüchten versorgen und hat im Durchschnitt der letzten Jahre an das Ausland für seinen Getreidebedarf über 39 Mill. Mk. (1890: Einfuhr 37,6 Mill., Ausfuhr 784,000 Mill.) zahlen müssen.

[Finnland.] Die klimatischen Verhältnisse und die Beschaffenheit des Bodens bedingen es, daß nur ein kleiner Teil der Oberfläche für den Ackerbau sich eignet und daß die eigne Bodenproduktion dem Bedarf nicht genügt. Nach den Erhebungen von 1881 betrug die mit Körnerfrüchten bestellte Fläche für die einzelnen Getreidegattungen:

  Erntefläche Ertrag 1888
Weizen 2650 Hektar 17075 Hektoliter
Roggen 264699 4588820
Gerste 110641 2157734
Hafer 150621 5015065

Es macht sich, da diese Erträge nicht genügen, regelmäßig eine bedeutende Zufuhr von Roggen und Mehl (1890 für 16,6 Mill. Mk.) notwendig, während die Ausfuhr von Gerste und Hafer nach England nur 4,2 Mill. Mk. erreichte.

[Spanien.] Nach den 1879 angestellten Erhebungen entfielen auf den Getreidebau 11,242,000, auf Reisfelder 20,894 Hektar. Früher eins der Getreide ausführenden Länder, ist Spanien schon seit einer Reihe von Jahren zu einem entschiedenen Einfuhrlande geworden. Eine Mittelernte schätzt man jetzt auf 119,4 Mill. hl im Werte von 1822,1 Mill. Mk., welche sich wie folgt auf die einzelnen Früchte verteilen:

Weizen 61142000 Hektoliter 1076,6 Mill. Mark
Roggen 11629400 149,8
Gerste 27791800 363,3
Hafer 4481000 35,2
Mais 13173000 179,8
Reis 1212000 17,4

Im J. 1889 betrug die Produktion von Weizen 32,8, Roggen 17,4, Gerste 7,4, Hafer 2,6, Mais 7,8, Kartoffeln 18,3 Mill. hl. Aber auch in den günstigsten Jahren genügt die Produktion nicht dem Bedarf. Durchschnittlich steht einer jährlichen Einfuhr von 33,4 Mill. Mk. eine Ausfuhr von 16,1 Mill. Mk. gegenüber, so daß also Spanien einer Jahreszufuhr von Brotfrüchten im Werte von 17,3 Mill. Mk. bedarf; 1889 bezifferte sich die Einfuhr von Weizen allein auf 35,1 Mill. Mk., wozu noch kleinere Posten von Roggen, Gerste und Weizenmehl kommen.

[Portugal.] Auch dieses Land bedarf fortwährend der Zufuhren, um seinen Bedarf von Brotkorn zu decken, welcher durch die heimische Produktion längst nicht mehr befriedigt wird. Nach zuverlässigen Ermittelungen betrugen Anbaufläche und Mittelernte:

Weizen 260000 Hektar 2766000 Hektoliter
Roggen 270000 2165000
Gerste 7000 540000
Hafer ? 206000
Mais 520000 5400000

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0404.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2024)