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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

die Aufspeicherung elektrischer Energie zu erlangen und namentlich das Gewicht der A. für eine bestimmte Energieaufnahme zu verringern, stehen zur Zeit die Blei-A. noch immer obenan. Die Leistungsfähigkeit ist zwar in hohem Grade ausgebildet (man kann bis zu 85 Proz. der eingeleiteten Energie wiedererlangen, auch ist ihre Haltbarkeit eine angemessene), die Fabriken übernehmen gegen einen mäßigen Prozentsatz (7–10 Proz.) die vollkommene Instandhaltung und eventuelle Erneuerung, allein ihr Gewicht ist noch ein ganz erhebliches. Die bekanntesten und verbreitetsten A. sind die nach Tudors System gebauten, bei denen eine Kombination des Plantéschen und Faureschen Verfahrens zur Ausführung gelangt. Nach Faure werden die positiven Platten dadurch hergestellt, daß man eine passende Bleiplatte mit Bleisuperoxyd überzieht, und durch geeignete Konstruktion der Bleiplatte (Rippen, Höhlungen etc.) sucht man das Bleisuperoxyd möglichst fest und innig mit ihr zu verbinden und das Herausfallen des Superoxyds zu vermeiden. Die Zahl der dahin zielenden Verfahren und Patente ist sehr groß. Immerhin ist es unter alleiniger Anwendung dieses Verfahrens nicht ganz leicht, dauerhafte positive Platten herzustellen. Es bildet sich nämlich auf der Oberfläche der Bleiplatte, also zwischen dem Blei und dem künstlich aufgetragenen Superoxyd, durch die Schwefelsäure verursacht, eine Schicht von Bleisulfat, welches die Superoxydschicht allmählich vom Blei loslöst. Um dies zu vermeiden und die Superoxydschicht mit der Bleiplatte innigst zu verbinden, werden die positiven Platten Tudorschen Systems zunächst als reine Bleiplatten 3 Monate nach dem Plantéschen Verfahren behandelt, bis sich eine genügend starke und tiefe natürliche Superoxydschicht gebildet hat. Auf diese wird dann das künstliche Bleisuperoxyd aufgetragen. Hierdurch wird die Bildung von Bleisulfat auf der Bleioberfläche vereitelt und die Haltbarkeit ungemein vergrößert. Die in Deutschland neuerdings auftretenden Correnz-A. sind lediglich nach dem Faure-Verfahren hergestellt. Als besondere Eigentümlichkeit sehen wir hier das Bleisuperoxyd durch Bleigitterrahmen zusammengehalten. Auch Gottfried Hagen fertigt ähnliche A.

Wenn einigermaßen sachgemäß gefertigt, ist der Nutzeffekt der Blei-A. bei sämtlichen Systemen so ziemlich der gleiche, und sie unterscheiden sich im wesentlichen nur durch ihre Haltbarkeit. Wie bereits erwähnt, kann der Nutzeffekt bis zu 85 Proz. betragen. Im großen praktischen Betrieb, wo die A. nicht so sorgsam behandelt werden können wie etwa in einem wissenschaftlichen Laboratorium, werden im allgemeinen 75 Proz. Nutzeffekt garantiert, jedoch je nach der Behandlung nicht immer erreicht, allerdings aber auch manchmal überschritten. Das Gewicht der A. spielt eine Hauptrolle, wenn sie zu Transportzwecken (elektrische Eisenbahnen, Schiffe etc.) verwendet werden sollen; man ist gezwungen, sie möglichst leicht zu machen. Anderseits werden an diese A. zeitweise gerade die außerordentlichsten Anforderungen gestellt, so z. B. eine erhöhte Energieabgabe beim Anfahren elektrischer Wagen. Nun sind aber A. um so leistungsfähiger und haltbarer, je weniger eine bestimmte Energie-Entnahme pro Sekunde überschritten wird, da bei einer erhöhten Stromabgabe durch die starke Gasentwickelung zu leicht das Bleisuperoxyd losgelöst wird, und so sehen wir die Forderung hoher Entladung und großer Energie-Aufnahmefähigkeit mit der Forderung eines möglichst geringen Gewichts im geraden Gegensatz; kein Wunder daher, daß die Konstruktion von A. zum Betrieb elektrischer Bahnen, Boote etc. mit ganz erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. In der That kann man bis heute noch nicht behaupten, daß sich die A. bei diesen Betrieben in hervorragendem Maße bewährt hätten. Ein zweiter Mißstand bei A. für Transportzwecke liegt darin, daß die Elemente sehr geschüttelt werden und die Säure leicht überschießt. Man hat dies durch sehr hohe Kasten zu vermeiden gesucht. Eine bemerkenswerte Neuerung aber nach dieser Richtung hat sich die Firma Örlikon patentieren lassen. Es wird die verdünnte Schwefelsäure durch Zusatz von Wasserglas in geringer Menge in einen gallertartigen Zustand übergeführt. Man nennt die so hergestellten A. Gelatine-A.

Akromegalīe (griech.), s. Riesenwuchs.

Alagna, s. Deutsche Gemeinden in Piemont.

Alarcon, Don Pedro Antonio de, span. Dichter, starb 19. Juli 1891 in Valdemoro bei Madrid.

Alaska. Eine Zählung der ortsanwesenden Bevölkerung 1890 nach 7 Zählbezirken ergab 30,329 Bewohner, darunter 4419 Weiße, 82 Neger, 1568 Mestizen, 22,135 Eingeborne und 2125 Chinesen. Die letzten sowie eine große Anzahl von Weißen und Negern sind indes nur vorübergehend anwesend zur Zubereitung der Salme und zum Walfischfang. Die Eingebornen sind zu 62 Proz. Eskimo, zu 31 Proz. Indianer, zu 7 Proz. Alëuten. Im südöstlichen Zählbezirk des Landes mit 1755 schulpflichtigen Personen bestanden 17 Schulen mit 1049 Lernenden. Seit 1880 ist die Zahl der Eingebornen um 5700 (20 Proz.) zurückgegangen. Seit der Besitzergreifung des Territoriums durch die Vereinigten Staaten 1867 um den Preis von 7,2 Mill. Doll. sind von dort für 33 Mill. Doll. Robbenfelle und für 16 Mill. Doll. andre kostbare Pelze verschifft worden. Der Wert der Lachsfischerei erreichte 7,5, der des Stockfischfanges 3 Mill. Doll.; auch der Heringsfang ist schon sehr bedeutend. Die Jagd auf Walfische und Walrosse an der Nordküste ergab 1890: 226,402 Pfund Fischbein, 3980 Pfund Elfenbein und 14,567 Faß Thran. Ferner hat A. seit 1868 für 4 Mill. Doll. Edelmetalle geliefert, 1890 allein für 700,000 Doll. Bedeutende Braunkohlenlager sind entdeckt worden, von denen die bisher allein in Angriff genommenen auf einer langen, schmalen Halbinsel die Walfischfahrer und Zolldampfer versorgen. Den Wert sämtlicher seit 1868 geförderter Erzeugnisse schätzt man auf 100 Mill. Doll. Und wenn auch bei der Massenabschlachtung der Pelztiere, besonders der Robben, die Quelle dieses Reichtums in nicht ferner Zeit zurückgehen muß, so wird doch die Fischerei noch lange reiche Erträge liefern. So wurden allein in Koruk, wo eine Fabrik 1100 Fischer und Einmacher beschäftigt, 200,000 Lachse, von denen einige bis 120 Pfund schwer waren, eingemacht. Der augenscheinlich große Goldreichtum des Gebiets ist bisher noch kaum erforscht worden. Vgl. Woodman, Picturesque Alasca (Boston 1890).

Albatroß-Expedition, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen.

Albemarle, George Thomas Keppel, Graf, brit. General, einer der letzten höhern Offiziere, die noch bei Waterloo mitgekämpft haben, starb 21. Febr. 1891 im 92. Lebensjahr. Den Titel eines Grafen von A. erbte sein Sohn William Couth Keppel, Viscount Rury, geb. 1832, 1857–74 konservatives Mitglied des Unterhauses, 1878–80 und 1885 bis 1886 Unterstaatssekretär im Kriegsministerium, 1876, aber noch bei seines Vaters Lebzeiten, für die diesem gehörige Baronie Ashford ins Oberhaus berufen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0026.jpg&oldid=- (Version vom 17.12.2024)