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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

dem Muschelkalk an und sind mit ansehnlichen Zinkerzvorkommen verbunden. Während die Zinkerze sich den erwähnten Bleierzvorkommen fast ausnahmslos zugesellen, sind auch selbständige, freilich meist bereits stark erschöpfte Lagerstätten der letztern am Altenberg bei Aachen, bei Wiesloch i. Baden und Iserlohn bekannt. Am wichtigsten ist gegenwärtig das Galmeivorkommen im Muschelkalk von Beuthen in Oberschlesien. Die Gewinnung von Kobalt (für Blaufarbendarstellung) und Nickel in Hessen und Thüringen, von Antimon (Arnsberg), Wismut, Zinn und Wolfram (sächsisches Erzgebirge) ist unbedeutend. Arsenikalien liefert Schlesien, Manganerze für die chemische Industrie Thüringen, für Zwecke des Eisenhüttenwesens vor allem die Lahngegend. Eisenerze verschiedensten geognostischen Alters und mannigfachster Beschaffenheit sind durch ganz Deutschland weitverbreitet und begründen in Verbindung mit den wichtigern Kohlenlagern eine großartige, weit über den Bedarf des Inlandes hinaus erzeugende Industrie. Der mineralischen Natur nach haben wir in Deutschland zu unterscheiden Braun-, Rot- und Spateisenstein; Magneteisenerze treten dagegen völlig zurück (Thüringen und Schlesien). Diese Erze bilden teils mehr oder minder regelmäßige schichtförmige Lager in den verschiedensten Formationen, teils Gangausfüllungen, welche dieselben quer durchsetzen. Zur ersten Gruppe zählen die Roteisenerze im Silur Thüringens und Böhmens (zum Teil Chamoisit), im devonischen Kalk des rheinischen Schiefergebirges (Brilon, Wetzlar, Weilburg) und des Harzes (Elbingerode), ferner die zum Teil durch Kohle und Thon verunreinigten Braun- und Spateisensteinlager im Karbon Westfalens, dann die reinen Erze im Zechstein Thüringens (Kamsdorf), weiter im Buntsandstein der Aschaffenburger Gegend, im Keuper Schlesiens und vor allem im Jura Lothringens und Luxemburgs sowie des nördlichen Harzes (Harzburg), Württembergs (Wasseralfingen), Oberschlesiens und der Weserkette. Im Tertiär sind Eisenerzlager in Bayern (Kressenberg und Sonthofen) und in Hessen (Immenhausen etc.) bekannt. Weitaus die wichtigsten aller dieser Vorkommen sind die zwischen Mosel und der französischen Grenze auf einer Fläche von über 9000 Hektar verbreiteten oolithischen Brauneisenerzflöze (Minette) Lothringens und Luxemburgs. Unter den gangförmigen Eisenerzlagerstätten genießen diejenigen des rheinischen Schiefergebirges und vor allem des Siegerlandes den besten Ruf. Sie liefern wegen ihrer Reinheit und ihres hohen Mangangehalts ein zur Stahlbereitung besonders geeignetes Eisen. Auch der Thüringer und Frankenwald sowie das Erzgebirge, der Harz und Niederschlesien liefern aus Gängen wertvolle Eisenerze.

Eskimo, s. Amerikanistenkongreß, S. 18.

Eski Schehir, die kleinasiatische Stadt nordöstlich von Kutahia, am Pursak, hat nach Humann höchstens 10,000 Einw., meist Türken, weniger Armenier, unter letztern auch einige Protestanten. Die Meerschaumausfuhr (die Erde wird am Südabhang des Djümdikiangebirges, 20–40 km östlich von E., gegraben) beträgt jährlich für mehr als 1 Mill. Mk., hat in den letzten Jahren aber sehr nachgelassen, „weil man in Amerika ein leichtes, weißes, fast faserfreies Holz entdeckt hat, welches sich wie Meerschaum schneiden und anrauchen läßt, aber viel billiger ist“. – E. ist das antike Doryläon; in römischer Zeit nahm letzteres die Stelle des heutigen Ruinenhügels Scharüjük, 3 km nördlich von E. und nördlich des Pursak, ein. 8 km südwestlich liegen die Ruinen Karaschehir (griech. Melangeia), welche der 1175 von Manuel Komnenos erbauten, 1288 von Osman eroberten Festung angehören.

Este, ital. Fürstenhaus. Vgl. Campori und Solerti, Luigi, Lucrezia e Leonora d’Este, studi (Turin 1888).

Esterházy,[WS 1] Moritz, Graf von, österreich. Minister ohne Portefeuille in den Ministerien Schmerling und Belcredi 1861–66, einst außerordentlich einflußreich, wenn auch in der Stille wirkend, ein unversöhnlicher Gegner Preußens, starb 10. Nov. 1890 in einer Privatheilanstalt in Pirna.

Estlander, Karl Gustav, finnisch-schwed. Litterarhistoriker und Ästhetiker, geb. 31. Jan. 1834 im Kirchspiel Lappfiärd, studierte in Helsingfors Geschichte, neuere Litteratur und Kunst, unternahm 1860 und 1863–64 Studienreisen nach dem Süden, wurde 1868 zum Professor an der Universität Helsingfors ernannt und 1879 Mitglied der obersten Schulbehörde. E. machte sich besonders verdient durch Begründung der Schwedischen Litteraturgesellschaft Finnlands (1885) und des „Athenäums“, einer 1887 eröffneten Anstalt für höhern künstlerischen Unterricht und die Kunstsammlungen Finnlands. Auch ist er seit 1878 Vorsitzender des finnländischen Kunstvereins. Er schrieb außer zahlreichen kleinern Schriften eine Kunstgeschichte („De bildande Konsternas Historia ifrån Slutet af förra Arhundradet intill våra Dagar“, 1867); „Entwickelung der finnischen Kunst und Industrie etc.“ (1871); „Bei den Herden der Kunstindustrie“, Reisestudien aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien (1874); „Die ästhetischen Ansichten J. L. Runebergs“ (1888); „Hippolyte Flandrins Leben und Werke“ (1890). Auch lieferte er eine schwedische Übersetzung des „Cid“ (1863) und begründete 1876 die angesehene „Finsk Tidskrift for Vitterhet, Vetenskap, Konst och Politik“, deren Herausgabe er bis 1886 leitete.

Estrée,[WS 2] 1) Gabrielle d’, Geliebte Heinrichs IV. von Frankreich. Vgl. Desclozeaux, Gabrielle d’E., marquise de Monceaux (Par. 1889).

et, auf Kurszetteln Abkürzung für „etwas“. Wird nur ein kleiner Teil eines limitierten Kaufauftrags ausgeführt, so steht hinter dem Kurse „et bz. G“ gleich: etwas bezahlt und Geld, während „et bz. B“ bedeutet, daß von einem limitierten Verkaufsauftrag nur ein kleiner Teil zur Ausführung gelangte.

Eubuleus ist der Beiname einer altgriechischen, in Eleusis verehrten Gottheit und bedeutet der Wohlwollende, der Gutes Ratende. Er wird einem jugendlichen Gotte, dem Bruder des Triptolemos, gegeben, aber auch dem Hades, dem Unterweltsgott, selbst, was sich mit der Anschauung vom Tode sehr wohl verträgt. Durch eine in Rom befindliche Inschrift ist bekannt, daß der Bildhauer Praxiteles einen E. gemacht hat. Nun wurde 1885 zu Eleusis der von langem, lockigem Haar umwallte Kopf eines Jünglings gefunden, welcher nach einer Vergleichung mit dem Hermes von Olympia, einem dem Praxiteles ganz zweifellos gehörigen Werke, den Stilcharakter dieses Künstlers zeigt. Sein E. aber kann nur für Eleusis bestimmt gewesen sein. Der zu Eleusis gefundene Kopf vereinigt trüben Ernst und weiches, mildes Wesen und paßt darum für einen Unterweltsgott. Nach diesen Wahrscheinlichkeitsbeweisen wird der Kopf dem Praxiteles zugesprochen; doch sind auch Bedenken dagegen erhoben worden. Der Kopf ist in unergänzten Originalabgüssen und nach einer Ergänzung von dem Bildhauer R. Schweinitz in Berlin vervielfältigt worden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Hauptteil unter dem Stichwort Esterházy von Galantha.
  2. Im Hauptteil unter dem Stichwort Estrées.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0275.jpg&oldid=- (Version vom 14.12.2024)