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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

Mal auffiel, so ist das E., entsinne ich mich zugleich des Ortes und der Zeit der Wahrnehmung, lokalisiere ich also den Vorstellungskomplex richtig, so ist das Wiedererkennung. Wird eine neue Wahrnehmung fälschlich als Wiedererkennung aufgefaßt, d. h. glaubt man, das Objekt der Wahrnehmung bereits früher einmal da oder dort gesehen zu haben, dann liegt eine sogen. Erinnerungstäuschung vor, wie sie besonders häufig bei der Beurteilung von Gegenden vorkommt.

Erinnerungsnachbilder, s. Vorstellung.

Ernst, 5) E. August, König von Hannover. Vgl. Wilkinson, Reminiscences of the court and times of king Ernest of Hanover (Lond. 1886, 2 Bde.).

13) E. der Fromme, Herzog von Sachsen-Gotha. Vgl. Boehne, Die pädagogischen Bestrebungen Ernsts des Frommen (Gotha 1888); Kreyenberg, E. der Fromme (das. 1890).

Erosion. Alles rinnende Wasser ist bestrebt, sofern es innerhalb der festen Grenzen eines Bettes fließt, für die ganze Länge des Laufes eine bestimmte Gefällskurve herauszubilden. Die Gefällsentwickelung eines Flusses ist aber je nach den besondern Umständen eine ganz verschiedene. Als allgemeines Gesetz gilt der Satz, daß die Wasserwirkung genau der zur Verwendung kommenden Wasserkraft entspricht, d. h. der Wassermenge und Fallhöhe, so daß bei einer Zunahme der Wassermenge eine Abnahme des Gefälles eintreten muß. Ist also das Gefälle derart, daß der Fluß an jedem Punkte seines Laufes dieselbe Arbeit verrichtet, so muß die allmähliche Abnahme des Gefälles genau der Wasserzunahme entsprechen. Anders liegen die Verhältnisse bei jenen Strömen, welche überall auf jedes Hindernis dieselbe Stoßkraft ausüben und infolgedessen ihren Lauf mit gleicher Geschwindigkeit durchströmen. In diesem Falle nimmt das Gefälle des Flusses in dem gleichen Maße ab, wie die Quadratwurzel aus dessen Wassermenge wächst. Die Wasserwirkung wird nun vor allem beschränkt durch den zu überwindenden Widerstand, der seinerseits wieder ein verschiedener ist, je nachdem das Flußbett in festen Fels eingegraben ist oder aus losen Massen besteht. In der Mehrzahl der Fälle, besonders bei den großen Strömen, ist der Boden des Bettes mit Geschiebe bedeckt. Dasselbe entstammt entweder dem Ufer zu beiden Seiten des Flusses, oder wird aus dem obern Laufe zugeführt. Soll nun der Fluß das ihm gelieferte Material bewältigen, so muß sich sein Gefälle nach der Menge und Größe des zugeführten Geschiebes einrichten. Im Laufe der Zeit nutzen sich aber die Geschiebe durch gegenseitige Reibung ab und werden kleiner, zum Transport derselben ist dann aber nicht mehr dieselbe Stoßkraft nötig wie im obern Laufe zum Fortschaffen der größern Blöcke. Da nun die Stoßkraft der Wassermenge und dem Gefälle proportional ist, so kann letzteres um so kleiner werden, je mehr die Wassermenge zunimmt. Der größte Teil der lebendigen Kraft, welche dem fließenden Wasser beiwohnt, wird aber durch die innere Reibung der einzelnen Flüssigkeitspartikel und durch die Reibung der Wasserteilchen am Boden und an den Seiten des Bettes verbraucht. Korrosion und Geschiebetransport ist also nur bei denjenigen Flüssen möglich, in welchen nicht die ganze Beschleunigung der Schwere zur Herstellung der fließenden Bewegung und Überwindung der äußern und innern Reibung verbraucht wird. Man bezeichnet derartige Gewässer als Wildwässer, während Stillwässer diejenigen heißen, bei welchen Wasserkraft und Reibung sich fast im Gleichgewichtszustand befinden. Die Grenze zwischen Wild- und Stillwasserentwickelung fällt daher mit der Grenze zusammen, bis zu welcher die E. wirken kann. Nach der Berechnung von Boussinesq erhält man als eine solche Grenze ein Gefälle von ungefähr 4 pro Mille. Demnach kann ein 1 m tiefes Gerinne bei einem Gefälle von 1,5 m auf 1 km einen Teil seiner Kraft noch auf den Transport von Geschiebe verwenden, während eine einigermaßen beträchtliche E. erst bei einem Gefälle von 7 m auf 1 km beginnt. Die Endkurve der E. liegt somit bei einem Gefälle, das bedeutender ist als das der meisten großen Ströme. Wenn trotzdem Ströme mit ganz geringem Gefälle erodierend auf den Boden ihres Bettes einwirken, indem sie Schlammmassen an einer Stelle aufheben, um dieselben an einer andern in einer Vertiefung wieder abzulagern, so geschieht das auf Kosten der lebendigen Kraft des Wassers. Die Grenze der Wild- und Stillwasserentwickelung fällt mithin nicht mit dem Ende der E. zusammen. Die E. hört erst dann auf, wenn die Gewässer so träge dahinschleichen, daß sie nicht mehr die feinsten Partikel zu verschleppen vermögen, welche sich im Laufe der Zeiten durch das Zusammenwirken der verschiedenen Kräfte aus ihrem Boden loslösen. Das Gefälle, bei welchem noch ein Schlammtransport möglich ist, ergibt sich für einen 1 m tiefen Strom zu 0,016 pro Mille, d. h. von 16 mm auf 1 km. Die wahre Endkurve der E. verlangt demnach ein ganz geringes Gefälle.

Erz- und Kohlenlagerstätten in Deutschland (hierzu Karte). 1) Steinkohlen, Braunkohlen, Petroleum, Asphalt, Graphit. Deutschland hat den größten Reichtum und die größte Produktion an Steinkohlen von allen Staaten des europäischen Kontinents. Das größte und dabei am wenigsten ausgewonnene Becken ist das von Oberschlesien. In der Produktion wird es jedoch gegenwärtig von dem a) niederrheinisch-westfälischen Becken noch übertroffen. Im südlichen Teil zu Tage tretend, im N. unter zunehmender Kreidebedeckung verhüllt, bilden die 5 Flözgruppen (90 bauwürdige Flöze mit 80,8 m Gesamtkohlenmächtigkeit) 4 Mulden von mäßiger Tiefe (Witten, Bochum, Essen, Duisburg). In der Südwestfortsetzung, doch ohne daß der Zusammenhang in der Rheinsenke zwischen Düsseldorf und Düren erschlossen wäre, schließt sich b) das Aachener Kohlenbecken an. Es zerfällt in die westliche Worm- (Kohlscheider-) Mulde, in der 14 steil stehende, zerknickte Flöze mit zusammen 12,5 m Kohle auf 12 qkm sich verteilen, während in der östlichen, flachern Inde- (Eschweiler-) Mulde auf 9,2 qkm 14 bauwürdige Flöze mit 9,8 m Gesamtkohlenmächtigkeit gebaut werden. Während Besitz und Gewinnung in den bisher erwähnten Becken in Händen von Privaten liegt, betreibt der preußische Staat die Ausgewinnung des c) Saarbeckens auf 10 fiskalischen Gruben. Kleinere Teile des gegen S. durch Verwerfung abgeschnittenen und von Buntsandstein überlagerten flözführenden Schichtensattels reichen nach Deutsch-Lothringen und Rheinbayern hinein. Man kennt etwa 90 bauwürdige Flöze mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von je 1 m. Die in breitem Streifen nördlich der Linie Saarbrücken-Neunkirchen zu Tage tretenden Flöze werden gegen N. von Rotliegendem bedeckt. Süddeutschland, die Reichslande, größere Teile von Oberitalien, die Schweiz und Frankreich werden aus dem Saarbecken versorgt. Die kleinen Steinkohlenablagerungen im Schwarzwald und den Vogesen sind ohne wirtschaftliche Bedeutung. Bei Ibbenbüren wird zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0272.jpg&oldid=- (Version vom 13.12.2024)