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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Raum abgekühlt, um bei dieser Temperaturerniedrigung die letzten Wasserteile abzusetzen. Nach den Gesetzen der mechanischen Wärmetheorie kann durch Expansion von Preßluft in Luftmaschinen Kaltluft nur bei gleichzeitiger Kraftentwickelung gewonnen werden. Hierbei kann Kaltluft durch Luftmaschinen erzeugt werden als Nebenprodukt der Kraftgewinnung derart, daß durch eine Luftmaschine Kraft für irgend welchen Maschinenbetrieb abgegeben und die infolge nur geringer Vorwärmung unter 0° abgekühlte Luft in Wein- oder Bierkeller geleitet oder zur Eisbereitung benutzt wird. Anderseits kann die Erzeugung von Kaltluft Hauptzweck, Kraftgewinnung Nebenzweck sein. Letztere dient dann in Paris meist zum Betrieb von elektrischen Maschinen, die in diesen erzeugte Elektrizität wird tagsüber in Akkumulatoren gesammelt und abends zu Beleuchtungszwecken verwendet. Endlich kann es auch vorkommen, daß Kaltluft erzeugt werden soll, ohne daß sich für die damit verbundene Kraftentwickelung eine zweckmäßige Verwendung finden läßt. In diesem Fall wird der erforderliche Widerstand durch einen Luftkompressor erzeugt, der, durch die Luftmaschine betrieben, Luft aus dem Freien ansaugt, verdichtet und in die Preßluftleitung, welche die Luftmaschine speist, hineindrückt, so daß etwa 50 Proz. der zur Kaltlufterzeugung verwendeten Druckluft wiedergewonnen werden. Nun kann Kaltluft zwar durch andre Prozesse (z. B. mit Hilfe von Ammoniak) im großen bedeutend billiger erzeugt werden als in Luftmaschinen, aber es ist unmöglich oder doch ganz unzweckmäßig, die für jene Prozesse erforderlichen Maschinen in einem so kleinen Maßstab, wie sie der Kleinbetrieb oder gar der Haushalt erfordert, auszuführen, während die Luftmaschinen in beliebig kleinem Maßstab noch leistungsfähig sind. In dieser Verwendbarkeit im kleinen und kleinsten, verbunden mit größter Einfachheit, Bequemlichkeit und Gefahrlosigkeit, liegt der außerordentliche Vorteil der Kaltlufterzeugung in Luftmaschinen mittels Preßluft. Wie weit sich die Verwendbarkeit der Drucklufttransmission, sei es zur Verrichtung von Arbeit oder zur Lüftung oder Kühlung, möglicherweise erstrecken kann, ist zur Zeit noch gar nicht abzusehen. Eine Übersicht der bisherigen Verwendungsarten der Preßluft in Paris mag von ihrer vielseitigen Verwendungsfähigkeit ein Bild geben: elektrische Beleuchtung von Theatern, Konzertsälen, Vergnügungslokalen, Restaurants, Klubs etc., Betrieb der Maschinen in Druckereien, Werkstätten für Metallbearbeitung, Tischlereien, Drechslerwerkstätten, Spielwarenfabriken, Knopf- und Wurstfabriken, Betrieb von Steinbearbeitungsmaschinen, Bohrmaschinen für Zahnärzte, Nähmaschinen (sowohl in Fabriken als einzeln). Verwendung der Kaltluft in Restaurants, Cafés, Konditoreien, Kellereien zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, in Haushaltungen, in der Morgue. Hinsichtlich des Nutzeffekts, bez. der Betriebskosten stellt sich die Pariser Anlage sehr günstig. Der Gesamtwirkungsgrad, d. h. das Verhältnis der von den Luftmaschinen abgegebenen Arbeit zu der vom Dampf im Dampfcylinder verrichteten Arbeit, beträgt je nach der Größe der Luftmaschine, abgesehen von ganz kleinen Maschinen unter 1 Pferdekraft, 0,4–0,7 (bei Vorwärmung der Luft auf 170° C. und Einspritzung von 4 Lit. Wasser pro Stunde und Pferdekraft). Hierbei werden pro Stunde und Pferdekraft etwa 22–12 cbm Luft verbraucht (auf atmosphärische Spannung reduziert), deren jedes etwa 1/7 Pf. kostet, so daß die Pferdekraft der Luftmaschinen sich zu 31/7–15/7 Pf. pro Stunde berechnet (ausschließlich der, wie erwähnt, sehr geringen Kosten für Erwärmung und Wasserverdampfung). Nun sind sowohl die Betriebsdampfmaschinen als auch die Kompressoren und die Luftmaschinen von unvollkommener Bauart, so daß durch die Wahl zweckmäßigerer Maschinen der Wirkungsgrad zweifellos um mehrere Prozente erhöht und die Betriebskosten entsprechend verringert werden können. Derartige Resultate werden von der Preßluftanlage der Compressed Air Power Company in Birmingham erwartet, mit welcher nichts weniger beabsichtigt wird, als die gesamte in der Stadt erforderliche Betriebskraft (von etwa 30,000 Pferdekräften) außerhalb der Stadt zu erzeugen und mittels Preßluft in die Stadt zu leiten. Zur Zeit sind für 6000 Pferdekräfte die erforderlichen Maschinen im Betrieb. Vgl. E. Fränkel, Die Kraftanlage der Compressed Air Power Company in Birmingham („Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 1888, S. 681); A. Riedler, Die Kraftübertragung durch Druckluft (System Popp) in Paris (das. 1889); Radinger, Über die Kraftverteilung mit komprimierter Luft (2. Aufl., Wien 1889).

 Trebelli, Zelia, Opernsängerin, geb. 1838 zu Paris als Tochter deutscher Eltern, Namens Gilbert, betrat zuerst 1859 in Madrid unter dem Namen T. die Bühne und kam 1860 nach Berlin, wo sie als Mitglied der im königlichen Opernhaus gastierenden Merellischen Gesellschaft mit solchem Erfolg sang, daß ihr Ruf sich schnell über ganz Europa verbreitete. Nicht weniger als auf der Bühne wirkte sie mit ihrer sonoren und zum Herzen dringenden Mezzosopranstimme sowie durch ihre technische Meisterschaft im Konzertsaal. Noch in den 70er Jahren entzückte sie das Publikum teils in London, teils auf ihren Reisen mit dem Konzertunternehmer Ullmann. Ihre bereits früher geschlossene Ehe mit dem Sänger Bettini wurde nach kurzer Dauer wieder gelöst.

 Trench (spr. trenntsch), Richard Chenevix, engl. Dichter und Gelehrter, geb. 9. Sept. 1809, studierte in Cambridge, erlangte 1829 seine akademischen Grade, die Priesterweihe und eine Pfarre. Durch seine Dichtungen gewann er schon früh einen einflußreichen Beschützer in Samuel Wilberforce, dem spätern Bischof von Oxford, der ihn 1845 zu seinem Kaplan erwählte. 1847 wurde er Professor am Londoner King’s College, 1856 zum Dekan von Westminster, 1864 zum Erzbischof von Dublin ernannt. Er starb 28. März 1886 in London. Als theologischer Schriftsteller entwickelte er eine außerordentliche Fruchtbarkeit; eine Gesamtausgabe seiner Gedichte erschien 1887 in neunter Auflage. Von größerm Wert sind seine populären sprachwissenschaftlichen Schriften: „English past and present“ (14. Aufl. 1889); „Glossary of English words used in different senses“ (5. Aufl. 1879); „The study of words“ (19. Aufl. 1888). Auch sein „Essay on the life and genius of Calderon“ (1856, 2. Aufl. 1880) und „Gustavus Adolphus, social aspect of the 30 years’ war“ (1865) sind zu erwähnen. Seine „Letters and memorials“ erschienen 1888 in 2 Bänden.

 Trichōsen, Hautkrankheiten, welche auf Anomalien der Haarbildung beruhen.

Tröltsch, 2) Anton Friedrich, Freiherr von, Mediziner, starb 9. Jan. 1890 in Würzburg.

 Trust (engl., spr. tröst, aus dem Altgermanischen stammend), Vertrauen; Trustee (spr. tröstih), Vormund, nach englischem Recht überhaupt derjenige, welcher ein Vermögen im Interesse Dritter verwaltet. T. deed (spr. dihd) oder Deed of t., die hierüber ausgestellte Vollmacht. Vorzüglich findet der T. in England

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 804. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0808.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2024)