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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

oder es werden Vorrichtungen angewendet, welche das Öffnen der Deckel an den Schlagmaschinen nur während des Stillstandes gestatten. Die hierher gehörige Konstruktion von F. Lejeune ist in Fig. 1 und 2 dargestellt. An dem Deckel d ist der Bolzen b, an dem Deckel d1 der gebogene Arm b1 befestigt. Beide, b und b1, sind durch die vortretenden, zu einem Stück D verbundenen Nasen n und n1 gegen Bewegung gesichert, so daß der Deckel in der gezeichneten Stellung des Sicherheitsdaumens D nicht geöffnet werden kann. Der Daumen kann infolge seiner zweiseitigen Wirkung nicht gedreht, sondern nur in der Richtung der Welle w verschoben werden, auf welcher er mit der Nabe a lose aufsitzt. In der Nähe dieser Nabe befindet sich die auf der Welle festgekeilte Scheibe s mit dem nach einer Seite abgeschrägten Zahn z, welcher in einen entsprechenden Ausschnitt der Nabe a paßt. Solange sich die Welle mit der Scheibe s dreht, kann der Daumen D nicht verschoben werden, weil bei der außerordentlich hohen Umdrehungszahl der Welle w der Arbeiter die übereinstimmende Stellung von Zahn und Ausschnitt nicht zu finden vermag. Auch würde das nichts helfen, da der Zahn den Daumen mittels der erwähnten schrägen Fläche sofort wieder zurückschieben würde. Erst wenn die Welle in Ruhe versetzt und Daumen und Zahn in die richtige gegenseitige Lage gebracht sind, kann der Daumen verschoben und die Schlagmaschine geöffnet werden. Eine Bewegung der Welle hat sofort wieder die Verschiebung des Daumens zur Folge. Die Zuführungswalzen werden zweckmäßig ebenso wie bei den Wölfen versichert. Bei den Krempelmaschinen ist die in kurzen Zwischenräumen erforderliche Wegnahme des Wollschmutzes während des Betriebes nur mit großer Gefahr ausführbar, da die Hand des Arbeiters leicht von der mit 500 Umdrehungen pro Minute laufenden Wendewalze w (Fig. 3), welche mit scharf zugeschliffenen Stahldrahtkratzen beschlagen ist, erfaßt werden kann. In vielen Fabriken ist daher zum Schutz der Arbeiter die Einrichtung getroffen, daß die Wegnahme des Schmutzes

Fig. 3. Dietrichs Fangkorb für Walzenkrempel.

von dem zur Aufnahme desselben vor der Wendewalze angebrachten Tisch nur beim Stillstand der Maschine erfolgen darf. Das hat aber ein oftmaliges Anhalten der Maschine und erheblichen Arbeitsverlust zur Folge. Der von Dietrich angegebene Fangkorb für die Abfallstoffe der Walzenkrempel (Fig. 3) soll die Gefahr beim Wegnehmen derselben beseitigen. Durch Löcher in dem Schutzblech b ist während des Betriebes des Krempels die Anhäufung des Wollschmutzes auf dem Tischblech c stets bemerkbar und somit auch zu ersehen, wann eine Entfernung desselben nötig ist. Hierzu legt der Arbeiter mit der Hand das um a drehbare Schutzblech b in der Pfeilrichtung um und zieht dadurch gleichzeitig das durch die Gelenkstangen e mit b verbundene und in Führungen auf der Unterplatte d gleitende Tischblech c derart zurück, daß, wie in der Figur punktiert angedeutet ist, die Bleche b und c eine Fläche bilden. Jetzt kann das Tischblech, da es von der Wendewalze etwa 15 cm entfernt ist, während des Ganges der Maschine leicht, schnell und ohne jede Gefahr gereinigt sowie durch Zurückklappen von b der Wendewalze wieder genähert werden. Im übrigen müssen alle die Vorsichtsmaßregeln getroffen werden, welche bei Räderwerken etc. zur Sicherung der Arbeiter erforderlich sind (s. Räderwerke, Bd. 17). – Zur Litteratur: Hentschel, Praktisches Lehrbuch der Kammgarnspinnerei (Stuttg. 1889).

Spiritus. Der durch Destillation der weingaren Maische erhaltene Rohspiritus von 90 Proz. ist regelmäßig mit Fuselöl und andern flüchtigen Gärungsprodukten verunreinigt. Er wird nur in geringer Menge zur Darstellung von Trinkbranntwein benutzt, vielmehr zum weitaus größten Teil rektifiziert, raffiniert, und das erhaltene Produkt ist fast reiner Äthylalkohol. Dies gilt besonders von Kartoffelspiritus. Kornbranntwein wird niemals in dem Maß von flüchtigen Gärungsprodukten befreit, weil die letztern in ihrer Eigenart gerade den Wert des Kornbranntweins bedingen. Dagegen wird viel Kartoffelspiritus mit Kornlutter, Essenzen etc. verschnitten als Kornbranntwein in den Handel gebracht. Rohspiritus enthält etwa 3 Proz. Verunreinigungen: Aldehyd, Paraldehyd, Acetal, Propyl- und Isopropylalkohol, normalen und gewöhnlichen Butylalkohol, sekundären und gewöhnlichen Amylalkohol, einfache und zusammengesetzte Äther, flüchtige Fettsäuren, Amine, Furfuröl, Collidin etc. Bei der Raffination gehen die flüchtigern Stoffe, namentlich Aldehyd, in den Vorlauf, die minder flüchtigen in den Nachlauf und bilden das Fuselöl. Kornspiritus enthält neben Butylalkohol etc. Önanthäther, Önanthsäure, Kopryl-, Kaprinsäure und Kornöl. Kognak ist durch Gehalt an normalem Butylalkohol charakterisiert, enthält aber auch nicht unbeträchtliche Mengen von Amylalkohol, normalem Propylalkohol, Essigäther und Aceton. Rum enthält stets Ameisensäure, Buttersäurerester und freie Essigsäure. Über seine und über die Fuselöle des Arraks ist nichts Näheres bekannt. 265 im Reichsgesundheitsamt untersuchte Proben von Branntwein des Kleinhandels ergaben:

  Alkohol Fuselöl
Vol.-Proz. Gew.-Proz. Vol.-Proz.
Minimum 21,58 17,57
Maximum 77,68 70,89 0,582
Mittel 39,39 33,03 0,113

12,4 Proz. dieser Branntweine waren fuselfrei. Auf Alkohol berechnet, ergab sich im Minimum 0,034, im Maximum 1,177 Volumprozent Fuselöl. Die Untersuchung des Branntweins befaßt sich in erster Linie mit der Nachweisung des Fuselöls. Man schüttelt 250 ccm Branntwein mit 100 ccm Äther, setzt 350 ccm Wasser zu, schüttelt wieder und hebt die Ätherschicht ab. Nach einer zweiten Ausschüttelung vereinigt man beide Ätherauszüge und verdunstet sie. Bei Abwesenheit von ätherischen Ölen erkennt man das Fuselöl am Geruch. Versetzt man den Verdampfungsrückstand, ohne zu schütteln, mit der vierfachen Menge einer frisch bereiteten, durch Salzsäure grün gefärbten Lösung von Methylviolett, so scheiden sich bei Anwesenheit von Fuselöl augenblicklich rötlichblaue Tropfen auf der Flüssigkeit aus. Zur quantitativen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 769. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0773.jpg&oldid=- (Version vom 23.7.2024)