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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

werden bei den Träger- oder Angelseismometern großenteils vermieden. Der Apparat besteht im wesentlichen aus einem schweren Gewicht, das sich wie eine Thür um ihre Angeln in einem Rahmen um eine Vertikalachse bewegen kann. Der untere Arm des Rahmens ist mit einem Multiplikatorzeiger versehen, der die Bewegung in einem bestimmten Verhältnis vergrößert auf eine Tafel überträgt. Bei einem Stoß wird nun, falls die Stoßrichtung nicht mit der Thürebene zusammenfällt, die Thür träge bleiben, während die Stützpunkte eine Bewegung ausführen. Stöße, welche in die Richtung der Thürebene fallen, haben keine Wirkung; man benutzt daher stets zwei Instrumente dieser Art und stellt sie so auf, daß ihre Ebenen einen rechten Winkel bilden, so ergänzen sich ihre Aufzeichnungen. Zu derselben Gruppe gehören die konischen Pendelseismographen. Das Instrument besteht aus zwei Pendeln, die in rechtwinkelig zu einander stehenden Ebenen aufgehängt sind. Das Gewicht eines jeden Pendels ist in geringer Entfernung von dem einen Ende eines Hebels angebracht, dessen kürzeres Ende gegen einen Pfosten ruht, um den sich derselbe in Angeln drehen kann, während das längere Ende den Registrierzeiger trägt. Das Gewicht hängt an einem Drahte, dessen andres Ende an einer Schraube senkrecht über der Angel des Hebels befestigt ist. Pendel- und Angelseismographen verzeichnen nur die horizontale Komponente eines Erdbebenstoßes; um auch die vertikale kennen zu lernen, gebraucht man meistens eine durch ein Gewicht beschwerte Feder, welche die vertikalen Verschiebungen notiert. Den Zeitpunkt, in welchem ein Erdbeben eintritt, kann man auf verschiedene Weise feststellen. Die Methode, eine Uhr im Augenblick des Stoßes durch irgend einen Apparat zum Stehen zu bringen, ist ungenügend und unzuverlässig. Milne vermeidet alle die Schwierigkeiten, welche sich für die Zeitbestimmung aus dem Stillstehen der Uhr ergeben, indem er die Stellung der Enden von Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger im Augenblick des Eintreffens eines Erdstoßes mechanisch registriert. Die Übertragung der Bewegung eines Seismographen geschieht entweder auf eine berußte Glasscheibe oder auf einen Papierstreifen, der wie beim Telegraphen um einen Trommelapparat gewickelt ist. Erstere Art hat den Vorzug, daß sich das Diagramm leicht durch Photographieren vervielfältigen läßt, was bei der andern Art mit Schwierigkeiten verknüpft ist; doch hat der Trommelapparat den Vorzug, daß der Papierstreifen mit dem aufgezeichneten Diagramm sich leicht aufbewahren läßt. Trommel und Glasscheibe stehen entweder still und werden erst beim Eintreffen des Erdstoßes durch eine mechanische Vorrichtung oder auf elektrischem Weg in Bewegung gesetzt, oder man läßt, was vorzuziehen ist, beide Apparate durch ein Uhrwerk fortwährend laufen. Auf der Glasscheibe zieht in diesem Fall der Zeiger des Seismographen stets denselben Kreis, bis ihm durch eine Erderschütterung eine andre Bewegung mitgeteilt wird, infolge welcher der Kreis durch unregelmäßige Wellenlinien geschnitten wird. Ein vollständiger Seismograph soll also die horizontale und vertikale Bewegungskomponente eines Erdbebens registrieren und gleichzeitig den Augenblick des Beginns markieren. Ein solcher Apparat ist von Gray und Milne konstruiert worden, der allen Anforderungen entspricht, die man an ihn stellen muß (s. Abbild.). Die beiden rechtwinkeligen Komponenten der horizontalen Bewegung, die nordsüdliche und ostwestliche, werden auf einen Streifen

Seismograph von Gray und Milne.

geschwärzten Papiers registriert. Derselbe bewegt sich fortwährend um zwei durch ein Uhrwerk getriebene Trommeln B und C, die im Augenblick des Erdstoßes durch eine mechanische Vorrichtung O in schnellere Bewegung gesetzt werden können. Im gleichen Augenblick werden durch ein Zahnrad D, das mit der Uhr K in Verbindung steht, Zeichen auf dem Papierstreifen markiert, welche die Sekunden angeben. Die horizontale Bewegung wird durch zwei konische Pendel auf den Papierstreifen übertragen; das eine von diesen Pendeln hängt vor der Trommel B an einem horizontalen Hebel, der sich um die horizontale Säule bewegen kann, das andre hängt rechts von dieser letztern; die vertikale Komponente des Erdbebens registriert ein Federseismograph, so daß das schließliche Diagramm die beiden Komponenten vereinigt auf der Trommel C zeigt. Der Apparat ist somit vollständig selbstregistrierend. Vgl. J. Milne, Earthquakes and other earth movements (Lond. 1888).

 Seiß, Isidor, Komponist und Pianist, geb. 23. Dez. 1840 zu Dresden, wo sein Vater Kammermusikus war, erhielt im Klavierspiel von Fr. Wieck, in der Theorie von J. Otto die erste, die weitere Ausbildung aber 1858–60 von M. Hauptmann in Leipzig. Um diese Zeit veröffentlichte er seine ersten

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 757. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0761.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2024)