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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

 Seeckt, Richard von, preuß. General, geb. 4. Nov. 1833 in Stralsund aus einer alten schwedisch-pommerschen Familie, als Sohn des damaligen Leutnants im 34. Infanterieregiment Rudolf v. S., der, zuerst in schwedischen Diensten, 1856 als Oberst aus dem preußischen Dienst schied und 1873 in Stralsund starb. Richard v. S. trat 1851 aus dem Kadettenkorps als Portepeefähnrich in das 16. Infanterieregiment, wurde 1852 Sekondeleutnant, 1860 Premierleutnant, 1864 Hauptmann und 1867 zum Major befördert; er ward meist in der Adjutantur verwendet und sehr rasch befördert. Im Krieg von 1866 war er Adjutant des Generalkommandos des 2. Armeekorps. 1868 wurde er Bataillonskommandeur im Alexanderregiment, kämpfte in diesem 1870/71 gegen Frankreich, erhielt 1874 das Kommando des 55. Infanterieregiments in Detmold, 1881 die 62. Infanteriebrigade in Straßburg und 1885 die 2. Landwehrinspektion zu Bromberg. 1886 wurde er Generalleutnant und Kommandeur der 10. Division, 1890 kommandierender General des 5. Armeekorps in Posen.

Seesterne, s. Asteroideen (Bd. 17).

 Seiches (franz., spr. ssähsch), stehende Schwingungen des Seespiegels mit einem Knoten, die sich in periodischem Steigen und Fallen des Wassers offenbaren, wobei die Amplitude der Niveauschwankung sehr verschieden ist und zeitlich abnimmt. Der Genfer See, der zur Erzeugung der S. besonders geeignet zu sein scheint, und an dem das Phänomen am sorgfältigsten studiert ist, zeigt longitudinale und transversale S., von denen die erstern in der Richtung der Längenerstreckung des Sees zwischen Genf und Villeneuve mit einem Knoten in der Mitte zwischen beiden Punkten schwingen, während die andern sich zwischen Nord- und Südufer bewegen, so daß nun die Drehpunkte in die Längsachse des Sees zu liegen kommen. Aus den von dem Limnimeter aufgezeichneten Kurven geht jedoch hervor, daß neben der einknotigen Seiche auch noch Seespiegelschwankungen mit doppeltem Knoten vorkommen. Die Longitudinalbewegung hat eine Schwingungsdauer von 73 Minuten und ist einknotig, eine zweite, ebenso oft auftretende Seiche mit einer Periode von 35,6 Minuten ist wahrscheinlich doppelknotig; die Transversalschwingungen haben eine Dauer von 5–6 Minuten. Die einknotige Welle hat an beiden Seeenden entgegengesetzte, die zweiknotige dieselbe Phase. Verwickelt wird das Phänomen nun dadurch, daß zwischen den beiden Arten stehender Schwingungen, der einknotigen und mehrknotigen, Interferenzen wie auch Übereinanderlagerung stattfinden können. In Thonon, am Südufer des Genfer Sees auf französischem Gebiet, treten gar drei Schwingungssysteme auf, deren Perioden bez. 10, 35 und 73 Minuten, deren Amplituden im Maximum 8 cm, 2 cm und 4 cm betragen. In Genf sind die S. von 10 Minuten selten und schwach ausgeprägt. Bei den Schwingungen mit einer Periode von 73 Minuten entspricht ein Kurvenberg zu Genf einem Kurventhal zu Thonon und umgekehrt, die Amplitude nimmt an beiden Stationen gleichzeitig zu und ab, ohne daß eine konstante Beziehung zwischen beiden bestände; dasselbe gilt für die S. von 35 Minuten. Wahrscheinlich rühren die Schwingungen von zwei verschiedenen Systemen her, von denen das eine sich über den ganzen See erstreckt, das zweite nur über das eine oder das andre der beiden Becken des Genfer Sees, die durch eine unterseeische Moränenablagerung zwischen Yvoire und Nyon voneinander getrennt sind. Für die Schwingungsdauer der S. hat F. A. Forel eine einfache Formel aufgestellt. Nach derselben ist die Schwingungsdauer einer Seiche , wo l die Länge, g die Beschleunigung der Schwere, h die mittlere Tiefe des Querschnittes des Sees bezeichnet. Diese Formel ist außer durch Forels eigne Beobachtungen an Schweizer Seen auch an mehreren andern Seebecken bestätigt. Forel hat dann seine Theorie auch auf die von alters her bekannten Strömungen des Euripus, jene gezeitenähnlichen Erscheinungen des zwischen der Insel Euböa und dem Festland eingeschlossenen schmalen Meerbusens, angewandt. Hier treten neben wirklichen schwachen Gezeiten besonders zur Zeit der Quadraturen richtige S. auf, die auf einknotigen Schwingungen beruhen. Ähnliche Erscheinungen werden aus dem Gebiet des Mittelmeers, von Malta, aus dem Hafen von Algier und von der West- und Südküste Siziliens berichtet, doch ist es noch zweifelhaft, ob dieselben auf stehenden Schwingungen beruhen. Die Veranlassung zu diesen plötzlichen Störungen des Gleichgewichtszustandes eines Binnensees oder eines fast geschlossenen Meeresteils kann nur von den atmosphärischen Veränderungen ausgehen, da erfahrungsgemäß der Beginn der Seespiegelschwankung mit dem Ausbruch eine Sturms zusammenfällt. Eine einfache barometrische Depression allein genügt jedoch noch nicht, erst ein in möglichst vertikaler Richtung erfolgender Stoß auf einen Teil der Wasserfläche, wie beim Föhn, oder wenn eine Böe in Stößen weht, vermag den Seespiegel in stehende Schwingungen zu versetzen.

 Seidel, 3) Heinrich, Dichter, geb. 25. Juni 1842 zu Perlin in Mecklenburg als Sohn des dortigen Pfarrers, erhielt seine erste Bildung auf dem Gymnasium zu Schwerin, studierte dann auf den Polytechniken zu Hannover und Berlin, erlernte auch zu Schwerin und Güstrow die praktische Maschinenbaukunde und war dann eine Reihe von Jahren als Ingenieur thätig, unter anderm beim Bau der großen Halle des Anhalter Bahnhofs in Berlin. Die Erfolge seiner poetischen Veröffentlichungen bestimmten ihn, sich ganz der Litteratur zu widmen. Die Reihe seiner Gedichte, Märchen und kleinen Novellen, die allesamt von einer sinnig poetischen, mit dem feinsten Blick für Außen- und Innenleben begabten, dazu mit dem liebenswürdigsten Humor ausgerüsteten Natur Zeugnis ablegen und in zahlreichen Auflagen verbreitet wurden, eröffneten die Novelle „Der Rosenkönig“ (Berl. 1871), die „Blätter im Winde“, Gedichte (das. 1872), und die Märchensammlungen: „Fliegender Sommer“ (Bresl. 1873) und „Fragezeichen“ (das. 1875). Ihnen folgten die durch den Reiz ihrer Stimmung wie ihrer Form gleich bestechenden Novellen: „Aus der Heimat“ (Leipz. 1874), die „Vorstadtgeschichten“ (das. 1880), „Jorinde, und andre Geschichten“ (das. 1882), die Gedichtsammlungen: „Winterfliegen“ (Berl. 1880), „Idyllen und Scherze“ (Leipz. 1884), die „Wintermärchen“ (Glog. 1885) und die reizenden Büchlein: „Neues von Leberecht Hühnchen und andern Sonderlingen“ (Leipz. 1888), „Die goldene Zeit“ (das. 1888) und „Ein Skizzenbuch“, neue Geschichten (das. 1889). Außerdem schrieb er noch: „Natursänger“ (Text zu Giacomellis Bildern aus dem Vogelleben, Leipz. 1888) und verschiedene Kinderbücher. Von seinen „Gesammelten Schriften“ erschienen bisher 7 Bände (Leipz. 1888–89).

 Seidemann, Johann Karl, luther. Theolog, geb. 1807 zu Dresden, wurde 1837 Pfarrer in Eschdorf und starb, seit 1870 emeritiert, 5. Aug. 1879 in Dresden. Unter seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: „Thomas Münzer“ (Dresd. 1842); „Die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 755. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0759.jpg&oldid=- (Version vom 5.9.2024)