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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

R.

 Raćki[WS 1] (spr. ratschki), Franz, kroat. Geschichtsforscher, geb. 1829, wurde 1852 Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts am erzbischöflichen Seminar in Agram, verbrachte von 1857 an einige Jahre in Rom mit Quellenforschungen im vatikanischen Archiv und in Bibliotheken und ist jetzt Präsident der Südslawischen Akademie und Kanonikus in Agram. Von seinen wertvollen Arbeiten über die mittelalterliche Geschichte der Südslawen sind besonders bemerkenswert die Abhandlungen über die Slawenapostel Cyrill und Method, über die den Waldensern verwandte und in den südslawischen Ländern sehr verbreitete Sekte der Bogomilen und Patarenen, über die glagolitische und Cyrillische Schrift, ferner seine Kritik der Quellen für die Geschichte der Serben und Kroaten.

 Raebiger, Julius Ferdinand, prot. Theolog, geb. 20. April 1811 zu Lohsa in der preußischen Oberlausitz, studierte zu Leipzig und Breslau, habilitierte sich 1838 in der theologischen Fakultät zu Breslau, woselbst er 1847 zum außerordentlichen, 1859 zum ordentlichen Professor der Theologie ernannt wurde. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: „Kritische Untersuchungen über den Inhalt der beiden Briefe des Apostels Paulus an die korinthische Gemeinde“ (Bresl. 1847, 2. Aufl. 1886); „De christologia Paulina contra Baurium“ (das. 1852); „Theologik oder Encyklopädie der Theologie“ (Leipz. 1880).

Rädertiere. Über die systematische Stellung der R. herrschen noch sehr verschiedenartige Meinungen. Neuerdings wird vorgeschlagen, sie als verbindende Glieder zwischen Würmern und Krustentieren aufzufassen. Einzelne Arten der R. gehören zu den typischen, manchmal massenhaften Erscheinungen der Süßwasserfauna. Diese Arten haben zugleich eine außerordentlich weite Verbreitung, sie sind nahezu kosmopolitisch und in fast allen Gebieten gefunden worden, deren Süßwasserfauna durchfischt ist, sowohl in der Schweiz als in Deutschland, in Armenien, in Grönland und auf den Azoren, zugleich finden sich etliche von diesen Arten unter der pelagischen Fauna der Ostsee und nicht minder aber auch in sehr hoch (2640 m) gelegenen Alpenseen. Einige Arten sind auch charakteristische Mitglieder der grundbewohnenden Fauna der Süßwasserbecken. Unter den Rädertieren erfreuen sich besonders die Philodiniden großer Zähigkeit. Sie umgeben sich bei Trockenheit mit einer schützenden Hülle und können noch nach Monaten durch Wasserzusatz wieder zum Leben gebracht werden. Ebenso vertragen diese R. Kälte bis zu −20° und eine kurze Einwirkung von Wasser von +70°. Diese Lebenszähigkeit kommt aber nur bei den Philodiniden vor, denn Versuche mit andern Rädertieren ergaben, daß sie beim Austrocknen stets zu Grunde gehen und nur die Eier überleben. Solche Philodiniden finden sich auf europäischen Lebermoosen im Winkel zwischen Ober- und Unterlappen der Blätter, wo sie als Raumparasiten leben und wahrscheinlich die Lebermoose von Nostoc und andern parasitären Algen befreien. Ähnlich lebt eine marine Rädertierform (Discopus synaptae) als Raumparasit und nicht, wie man früher glaubte, als Schmarotzer in kleinen Grübchen der Haut der Holothurie Synapta.

Räderwerke geben häufig zu Unglücksfällen Anlaß und bedürfen daher besonderer Schutzvorrichtungen. Als Grundsatz wird allseitig die Notwendigkeit hingestellt, Räder überall in irgend einer Weise zu verdecken oder einzufriedigen, sobald sie sich im Bereich der Arbeiter befinden. Die Art der Umhüllungen ist in jedem einzelnen Fall zweckmäßig zu wählen und wird aus Holz, Blech oder Drahtgeflecht hergestellt. Räder, welche einer besondern Beobachtung nicht bedürfen, werden am besten mit festen Hüllen versehen. Bei Rädern, welche öfter nachgesehen oder ausgewechselt werden müssen (z. B. die Wechselräder der Spindeldrehbänke), wendet man aufklappbare oder sonst leicht zu entfernende Hüllen an und zwar am besten in einer solchen Verbindung mit dem Ausrücker der betreffenden Maschine, daß die Umhüllung nur dann geöffnet werden kann, wenn die Maschine zum Stillstand gebracht ist. Sehr wesentlich für die Sicherheit der Arbeiter ist der Umstand, daß das Reinigen der Zahnräder nur während des Stillstandes, das Schmieren womöglich während des Stillstandes geschieht. Andernfalls muß man sich zum Schmieren einer mit Fett bestrichenen Bürste bedienen. Besonders gefahrbringend sind die Riemenräderwerke. Zum gefahrlosen Auf- und Ablegen der Riemen, das immer noch vielfach mit den Händen geschieht, bedient man sich entweder einfacher Stangen oder zweckmäßiger Stangen mit einem eisernen Seitenarm (sogen. Hakenstangen). Abänderungen derselben sind die Riemenaufleger von Dülken

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Fig. 1–3. Pretzels Riemenaufleger.

u. Pretzel. Letzterer (Fig. 1–4) besteht aus der Stange a mit daran befestigten Bogenschienen b, an welchen, mittels Stifte geführt, noch zwei andre Schienen i laufen, die sich beim Auflegen je nach dem Umfang der Riemenscheibe selbstthätig herausziehen (Fig. 1–3) und am Ende durch eine Hülse c verbunden (Fig. 4, S. 696) sind, in der sich ein verschiebbarer Dorn d befindet, der sich mit Hilfe der Klemmschraube e feststellen läßt. Auf dem Dorn sitzt fest die kleine Scheibe f und drehbar die große Scheibe g. Die Entfernung zwischen beiden stellt man so ein, daß sie etwas größer ist als die betreffende Riemenscheibe. Darauf schiebt man den Dorn d so gegen den um die ruhende Riemenscheibe geschlungenen Riemen h, daß derselbe zwischen f und g liegt, hebt den Riemen hoch, bringt ihn in etwas schiefer Stellung an die rotierende Riemenscheibe k und erfaßt mit der kleinen Scheibe f die gegenüberliegende Kante dieser Riemenscheibe, wobei die Hülse der drehbaren Scheibe g mit der rotierenden Riemenscheibe in Berührung

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. Rački in Band 13.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 695. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0699.jpg&oldid=- (Version vom 9.12.2023)