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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Genrebilder zeugen von feiner Beobachtung und großer Gemütstiefe. Die bedeutendsten darunter sind: die Abendmahlsfeier in einer Dorfkirche (1854, Nationalgalerie in Christiania), Volksversammlung und Szene aus Lappland (Nationalmuseum in Stockholm), Sennhütte in Dalekarlien (1860), der Organist in einer schwedischen Dorfkirche (Museum in Leipzig), die Trauung zu Blekinge, die Ablieferung des Zehnten, die Abendmahlskinder (1865), die goldene Hochzeit (1872), auf der Flucht vor dem Waldbrand (1874), Heimkehr der Jäger (1878), ein Mittsommerfest in Schweden (1880) und Rettung Schiffbrüchiger (1883). Er ist schwedischer Hofmaler. – Sein Sohn Henrik N. ist ebenfalls als Genremaler in Düsseldorf thätig.

 Nordgren, Axel, schwed. Maler, geb. 5. Dez. 1828 zu Stockholm, ging 1851 nach Düsseldorf, wo er sich bei Gude zum Landschaftsmaler ausbildete, und nahm daselbst seinen Wohnsitz. Er wählte seine Motive ausschließlich aus Schweden und Norwegen, mit besonderer Betonung der großartigen Gebirgsnatur und der Küstenlandschaft, die er gern unter Mondscheinbeleuchtung darstellt. Seine Hauptwerke sind: das Vorgebirge Kullen an der norwegischen Küste, norwegische Landschaft (Galerie zu Düsseldorf), Romsdalshorn bei Tralltauwaren, Wasserfall in Romsdalen, schwedische Küste bei Mondschein, Mondnacht im norwegischen Hochgebirge, Fischerdorf an der schwedischen Küste. Er starb 12. Febr. 1888.

 Nordheim, August von, Medailleur und Bildhauer, geb. 1813 zu Heinreichs (Kreis Schleusingen), bildete sich in Suhl zum Graveur aus, erhielt dann eine Stellung bei der Münze in Düsseldorf und widmete sich später auf der dortigen Akademie der Plastik. 1840 siedelte er nach Frankfurt a. M. über, wo er sich bei E. v. d. Launitz weiter bildete und seit 1844 seinen ständigen Wohnsitz nahm. Dort führte er zahlreiche Büsten, Statuetten und dekorative Arbeiten für den Dom, das Städelsche Institut etc. aus. Sein Name ist besonders durch den Münzstempel zu dem Frankfurter Thaler (1857) bekannt geworden, welcher auf dem Avers das Brustbild einer Personifikation der Stadt Frankfurt mit der Unterschrift A. v. N. zeigt. Auf Grund derselben wird das Bild vielfach für ein Porträt gehalten, was jedoch nicht der Fall ist. Er starb 13. Aug. 1884.

 Nördling, Wilhelm von, Eisenbahntechniker, geb. 29. Aug. 1821 zu Stuttgart, besuchte seit 1840 die polytechnische Schule und die École des ponts et chaussees in Paris, arbeitete dann im Dienste der französischen Regierung an dem Marne-Rheinkanal und bei der Schiffbarmachung der obern und niedern Marne, zuletzt als Bezirksingenieur in Vassy. 1847 bis 1851 bei der Französischen Ostbahngesellschaft in Metz, später bei der Südbahngesellschaft in Montauban beschäftigt, ging er 1857 als Ingenieur en chef der Orléans-Gesellschaft nach Paris und blieb 13 Jahre an den Unternehmungen dieser Gesellschaft beteiligt. 1870 folgte er einem Ruf der österreichischen Regierung als technischer Konsulent, aber schon 1872 ging er als Generaldirektor der Theißbahn nach Budapest. 1875 ward er abermals und zwar als Sektionschef und Generaldirektor des Eisenbahnwesens in das österreichische Handelsministerium berufen. 1879 trat er in den Ruhestand. N. schrieb: „Compte-rendu statistique de la construction des lignes du Cantal“ (Par. 1867); „Étude sur la jurisprudence en matière de marchés de travaux“ (das. 1868); „Stimmen über schmalspurige Bahnen“ (Wien 1871); „Eisenbahnkonkurrenz in England“ (das. 1875); „Die Entwickelung des französischen Eisenbahnwesens“ (das. 1875); „Die Alternativtracen der Arlbergbahn“ (das. 1879); „Die serbischen und bosnischen Bahnen“ (das. 1880); „Die Arlbergbahn und die Frage der Stellung der Techniker im staatlichen und sozialen Leben“ (das. 1880); „Über das technische Schul- und Vereinswesen Frankreichs“ (das. 1881); „Die Selbstkosten des Eisenbahntransports und die Wasserstraßenfrage in Frankreich, Preußen und Österreich“ (das. 1885).

Nordpolexpeditionen. Nach 1878, als außer Nordenskjöld mit der Vega eine Flottille von Kauffahrern bis zum Ob und Jenissei gelangen konnte, war das Karische Meer längere Zeit nicht wieder eisfrei gewesen; erst 1887 konnte die Jacht Maria das Karische Meer unbehindert durchsegeln, und ein Dampfer gelangte von Vardö sogar bis zum Jenissei, ohne daß freilich durch dieses vereinzelte Vorkommen eine Wiederbelebung der Versuche, eine Handelsverbindung durch das Karische Meer nach den sibirischen Flüssen ins Leben zu rufen, hätte eintreten können. Auf Nowaja Semlja stellte Wilkitsi im Auftrag der Russischen Geographischen Gesellschaft zu Petersburg Pendelmessungen an, Nossilow weilte 1887–88 auf der Westküste und 1888–89 auf der Ostküste am Eingang in den Matotschkin Schar, um botanische, geologische und ethnographische Arbeiten zu machen, eine Karte der Insel zu entwerfen und die Eisbewegung im Karameer zu studieren; der Finnländer Hinrichson machte 1887 Studien über die Fauna und die geologischen Verhältnisse der Doppelinsel. Johannesen erreichte das oft gesichtete, aber immer wieder bestrittene Land im O. des Nordostlandes von Spitzbergen, identifizierte dasselbe mit dem rätselhaften Gillisland und nannte es Nuninsel. Es liegt unter 80°10′ nördl. Br. und 32°3′ östl. L. v. Gr. Nach Spitzbergen selbst ging 1888 Gore Booth in seiner Jacht und gelangte bis zum Nordkap. Island durchkreuzte im Sommer 1886 Labonne von Reykjavik im S. quer durch die Einöde Storisandr bis zur Stadt Akureyri im N., während der Isländer Thoroddsen in den Jahren 1886–89 die Küsten der Nordwesthalbinsel sowie den Süden seines Heimatslandes bereiste und die geologischen Verhältnisse, namentlich aber die Erstreckung der Eisfelder im Innern erforschte. Grönland war das Feld einer unausgesetzten Forschungsthätigkeit; 1886 unternahmen die dänischen Marineoffiziere Ryder und Bloch eine Reise nach dem nördlichsten Distrikt von Upernavik, untersuchten den Eisfjord und den Gletscher von Augpadlartok und vermaßen die Küste von 72 bis 741/2° nördl. Br. Zu derselben Zeit gelangten der amerikanische Marineingenieur Peary und Maaigaard von Disko auf dem Binneneis zu einer Höhe von 2360 m, wobei das Eis niemals verlassen wurde. Die hervorragendste Leistung neuester Zeit war aber die Durchquerung, welche der Norweger Fridtjof Nansen (s. d., Bd. 17) 1888 ausführte. In der Gegend des Sermilikfjords an der Ostküste unter 65°30′ nördl. Br. verließ er mit seinen Gefährten das Schiff Iason in einem Boot, wurde durch Treibeis nach S. getrieben und erreichte die Küste unter 61°30′ bei Anoretok, fuhr dann bis Unievik unter 64°25′, richtete seinen Marsch zuerst nach Christianshaab an der Diskobai, änderte aber, da der Fortschritt zu langsam war, um die Westküste rechtzeitig zu erreichen, unter 64°50′ und in einer Höhe von 2600 m die Marschrichtung nach WSW. auf Godthaab zu, überschritt eine 3300 m hohe plateauartige Erhebung, wo −50° C. beobachtet wurden, und erreichte 26. Sept. unter 64°12′ den

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 612. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0616.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2023)