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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

eine kleine Menge M. auf schwarzes, mattes Papier, legt ein Stück recht glattes Papier darauf und drückt das M. mit einem flachen Holz glatt, so lassen sich mit der Lupe gelbliche Kleieteilchen und schwarze Radeschalen leicht entdecken; legt man mehrere derartig hergerichtete Proben nebeneinander, so lassen sich die feinsten Farbenunterschiede erkennen. Beim Pekarisieren wird ein Brettchen mit derartigen Proben in Wasser getaucht, wobei die Farbenunterschiede deutlicher hervortreten. Zur Prüfung des Klebers macht man aus 50 g Weizenmehl und 20–25 g Wasser einen Teig, schlägt diesen in ein Tuch und knetet ihn unter einem Wasserstrahl, bis das Wasser klar abläuft. Sammelt man das Wasser in einem Gefäß, so setzt sich darin das Stärkemehl ab und kann gewogen werden. Guter Kleber ist blaßgelb und läßt sich zu dünnen Strängen ausziehen, ohne zu zerreißen; schlechter Kleber ist dunkler, bröckelig oder schleimig. Das Gewicht des feuchten Klebers beträgt 25–30 Proz. Zur Bestimmung der Backfähigkeit dient das Aleurometer (s. d., Bd. 1). Gutes Weizenmehl enthält 10 bis 12, höchstens 15 Proz. Wasser, durch Austrocknen einer gewogenen Probe läßt sich der Wassergehalt leicht bestimmen. Schüttelt man eine Messerspitze voll M. im Reagenzglas mit Chloroform, so fallen Mineralstoffe zu Boden, während das M. im Chloroform schwimmt (einen geringen Bodensatz gibt auch reines M.). Zur genauern Untersuchung auf mineralische Verunreinigungen werden 10 g M. im Platintiegel eingeäschert. Weizenmehl enthält 0,5–0,9 Proz. Asche, Roggenmehl bis 2 Proz. und kleiereiches M. nicht über 2,5 Proz. Bisweilen ist M. auch mit Alaun oder Kupfervitriol verfälscht worden, häufiger mit andern Mehlen, die man mikroskopisch nachzuweisen hat. Erwärmt man 1 g M. mit 50 g Wasser auf 60–61°, höchstens 62,5° und untersucht dann unter dem Mikroskop, so zeigen sich die Roggenstärkekörner mit Ausnahme der kleinsten gequollen, meist geplatzt, während die Weizenstärkekörner unverändert sind. Die oben erwähnte Mischung von Alkohol mit Salzsäure färbt sich mit Roggenmehl nicht, wird aber mit Gersten- und Hafermehl gelb und bei Mischungen deutlich blaßgelb. Um Buchweizenmehl zu erkennen, resp. zu entdecken, verkleistert man das M. mit konzentrierter Kalilauge und Wasser und setzt Salzsäure zu. Der durch die Kalilauge gelblich gewordene Kleister des Reis- (und des Roggen-) Mehls erscheint nach Zusatz der Salzsäure weiß, der Kleister des Buchweizens wird durch Kalilauge dunkelgrün oder schmutzig braungrün und dann durch Salzsäure rot.

 Mehlmotte (Ephestia Kuehniella Zeller), Kleinschmetterling aus der Familie der Pyraliden, ist auf den Vorderflügeln glänzend bleigrau, gelb oder fast braun, mit zierlicher dunkler Fleckenzeichnung. Die Raupe des erst in den letzten Jahren aus seiner Heimat, wahrscheinlich Indien, nach Europa und speziell nach Holland und Deutschland eingeschleppten Schmetterlings ist der des gewöhnlichen Mehlzünslers ähnlich und tritt schädlich in Dampfmühlen auf; indem sie hier alles verspinnt, was sie erreichen kann, vermag sie besonders an dem kostbaren Beuteltuch schweren Schaden anzurichten. Die fortwährend warme Temperatur in Dampfmühlen begünstigt in hohem Grade die Entwickelung des Schädlings; mit Vorliebe spinnen die Raupen sich auch in den Röhren ein, die das Mehl von den untern nach den obern Räumlichkeiten führen, und können dieselben so vollständig verspinnen, daß die Mühle zur Reinigung der Röhren sowie auch der Beutelkisten und anderweitiger Geräte zeitweilig außer Betrieb gesetzt werden muß. Ein absolut sicheres Mittel gegen die M. ist bisher nicht bekannt, empfehlenswert ist das Wegfangen der Schmetterlinge bei Licht, durch welches dieselben zahlreich angelockt werden.

Méhul, Etienne Nicolas, Komponist. Seine Biographie schrieb A. Pougin (Par. 1889).

Meier, 2) Hermann Heinrich, Politiker, starb 9. März 1889 in Bremen.

 Meierotto, Johann Heinrich Ludwig, Schulmann, geb. 22. Aug. 1742 zu Stargard in Pommern, ward 1771 Professor am Joachimsthaler Gymnasium zu Berlin, 1775 Rektor dieser Anstalt, zugleich seit 1786 Kirchenrat im reformierten Kirchendirektorium und seit 1788 auch Oberschulrat im Oberschulkollegium. Er starb 24. Sept. 1800. Er schrieb: „Lateinische Grammatik in Beispielen aus den klassischen Schriftstellern“ (Berl. 1785, 2 Bde.); „Über Sitten und Lebensart der Römer“ (das. 1776, 2 Bde.; 2. Aufl. von Buttmann, 1802); „Ciceronis vita ex ipsius scriptis excerpta“ (das. 1783); das in mehrere Sprachen übersetzte „Exempelbuch für Seefahrer und Strandbewohner“ (das. 1790) u. a.

 Meilen, Dorf und Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Zürich, am Nordostufer des Züricher Sees, Horgen gegenüber, mit schöner Kirche am See, Weinbau, Seidenindustrie und (1888) 2859 Einw. 4 km nordöstlich der Pfannenstiel, 737 m ü. M., mit einem Denkmal des Naturforschers Oken und Wirtshaus. Südöstlich von M. wurden im Winter 1853/54 in der Nähe des Sees Überreste von Pfahlbauten entdeckt.

 Meinungskonsumtion, s. Konsumtion (Bd. 10).

 Meisl, Karl, österreich. Dramatiker, geb. 30. Juni 1775 zu Laibach, gehörte als Possen- und Travestiendichter der Wiener Volksbühne, welche in dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts alle deutschen beherrschte, mit Bäuerle und Gleich dem tonangebenden Triumvirat an. Er hat mit ihnen das Verdienst, die Volksstücke nach der Hanswurst- und Kasperlzeit dramatisch auf eine höhere Stufe gestellt zu haben, und leistete für seine Zeit Achtungswertes. Seine Possen und Parodien: „Die schwarze Frau“ (worin der Klapperl eine Hauptrolle des Schauspielers W. Scholz), „Julerl, die Putzmacherin“, „Das Gespenst auf der Bastei“, „Othellerl, der Mohr von Wien“, „Die Fee aus Frankreich“, „Der Kirchtag in Petersdorf“ etc. gehörten jahrzehntelang zu dem Hausrat der Wiener Posse. Seine Lieder und Kouplets, von denen viele lange Zeit populär blieben, wurden von namhaften Musikern, wie Drechsler, Wenzel Müller und Adolf Müller, komponiert; selbst Beethoven verewigte durch seine Musik einen Text von M., das Festspiel „Die Weihe des Hauses“, mit welchem 1822 die Bühne der Josephstadt in Wien eröffnet wurde. Später wurde M. durch Raimund verdunkelt und verdrängt. M. war Beamter und schließlich kaiserlicher Rechnungsrat. Für die Bühne hatte er fast ein halbes Jahrhundert (1802–41) geschaffen; er starb in größter Armut 8. Okt. 1853 in Wien.

 Meisterrecht, das Recht zum selbständigen Gewerbebetrieb. Vgl. Meister (Bd. 11) und Zunft (Bd. 16).

Meixner, Karl Wilhelm, Schauspieler, starb 6. Sept. 1888 in Wien.

 Mejuro (Mediuro, Arrowsmith), Laguneninsel in der Ratakkette des deutschen Marshallarchipels, auf deren Riff viele Inseln mit zahlreichen Fruchtbäumen liegen; 30 qkm groß mit 1500 Einw. An der Nordseite gestattet ein sicherer Paß selbst größern Schiffen die Einfahrt in die Lagune, welche bei der Insel Ulikor einen sichern Ankerplatz hat.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 563. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0567.jpg&oldid=- (Version vom 24.2.2024)