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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

haben, denn das Phänomen des Meeresleuchtens findet in pelagischen Lebewesen seine Erklärung, wobei die Art und Weise des Leuchtens je nach den Arten eine verschiedene ist. Eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit der pelagischen Welt ist das Auftreten der einzelnen Arten und Gattungen in ganz ungeheuern Massen, die man erst neuerdings nach Maß und Zahl zu schätzen angefangen hat. Hierdurch erklärt es sich, wie mikroskopisch kleine pelagische Wesen die Nahrung des größten aller lebenden Tiere, des Wals, bilden können. Pelagische Formen bilden schließlich die Urnahrung aller marinen Tierwelt. Das massenhafte Auftreten pelagischer Organismen hat ferner darin eine weitere Bedeutung, daß die zu Boden sinkenden Skelette der absterbenden Individuen in hervorragender Weise sich an der Bildung des Bodenschlammes beteiligen. Es gilt dies besonders von den Kalkschalen der Kreidetierchen (Foraminiferen mit der Hauptgattung Globigerina) und den Kieselskeletten der Strahlinge (Radiolarien), denen, in der Bedeutung ihnen gleichkommend, sich die Kieselpanzer der Diatomeen anschließen. Auf viele Hunderte von Meilen ist der Meeresboden von Schlammmassen bedeckt, die größtenteils aus zu Boden gesunkenen Resten der pelagischen Formenwelt bestehen und demgemäß als Globigerinenschlamm, Radiolarienschlamm und Diatomeenschlamm bezeichnet werden. Bei der horizontalen Verteilung der pelagischen Fauna spielt die Hauptrolle die Temperatur, welche eine Scheidung in der Zusammensetzung der pelagischen Fauna hervorruft, die sonst, da sie ständig schwimmt, durch die Strömungen sich ganz gleichmäßig im Meer verteilen würde. Man unterscheidet demgemäß eine äquatoriale, nördliche und südliche gemäßigte arktische und antarktische Verbreitungszone. In den beiden letzten Zonen finden sich fast ausschließlich Kruster, Flossenfüßer und einige Tintenfische; auch die Wale sind auf die arktischen und antarktischen Gewässer beschränkt; in den gemäßigten Strichen und im heißen Gürtel kommen Kielfüßer, Quallen, Salpen und Fische hinzu. Über die vertikale Verbreitung frei schwimmender Organismen ist noch sehr wenig Positives bekannt. Sicher nachgewiesen ist bis jetzt die Existenz einer reichen pelagischen Fauna in allen Tiefen nur für das Mittelmeer, welches man gerade früher in seinen größern Tiefen für tierarm gehalten hatte. Im Mittelmeer sinken viele Tiere, die im Winter an der Oberfläche pelagisch leben, in den heißen Sommermonaten in die kühlere Tiefe und verbreiten sich bis zum Grund; zu ihnen kommen zahlreiche pelagische Formen, die in ihrem Vorkommen auf größere Tiefen beschränkt sind und nicht an die Oberfläche gelangen. Da aber im Mittelmeer wegen des Abschlusses des kalten atlantischen Bodenwassers durch die Schwelle von Gibraltar die Temperatur nicht wie in den Weltmeeren mit der Tiefe konstant abnimmt, so läßt sich diese Entdeckung nicht auf den Ozean verallgemeinern. Doch ist anzunehmen, daß sich auch hier neben einer oberflächlichen, superfizial pelagischen Fauna in größern Tiefen frei schwimmende Tiere finden, die für bestimmte Tiefen charakteristisch sind und als zonar pelagische Fauna zusammengefaßt werden. Je nach den Jahreszeiten mag auch der Aufenthaltsort der pelagischen Tiere in verschiedenen Tiefen liegen, und vielfach werden sie wie von horizontalen Strömungen, so auch von vertikalen erfaßt und gelangen so passiv in verschiedene Tiefen.

Meerman, Johan, gelehrter Schriftsteller und Dichter, geb. 1. Nov. 1753 im Haag, Sohn des als Herausgeber des „Novus thesaurus juris civilis et canonici“ und der „Origines typographicae“ bekannten Gerard M. (geb. 6. Dez. 1722 zu Delft, gest. 1771 als Pensionär in Rotterdam), studierte von 1767 bis 1773 in Leipzig, Göttingen und Leiden, bereiste einen großen Teil von Europa und ward 1806 unter der Napoleonischen Herrschaft zum Direktor der Akademie der schönen Wissenschaften zu Amsterdam und nach der Einverleibung Hollands in das französische Kaiserreich zum Senator ernannt. Er starb 19. Aug. 1815. Seine Bibliothek, deren Katalog eine litterarische Merkwürdigkeit ist, wurde 1824 für 131,000 Gulden versteigert. Von seinen Werken sind hervorzuheben eine „Geschiedenis van graaf Willem van Holland, Roomsch koning“ (Haag 1783–97, 5 Bde.); „Relationen über Großbritannien und Irland, Österreich, Preußen und Sizilien“ (das. 1787–94, 5 Bde.) und „Relationen über den Norden und Nordwesten Europas“ (das. 1805–1806, 6 Bde.); eine Bearbeitung der „Jaarboeken van wetenschappen en kunsten in het koningrijk Holland over de jaren 1806–1807“ (1809–10); Ausgaben von „Hugonis Grotii parallelon rerum publicarum liber tertius“ (Haarl. 1801–1802, 3 Bde.), „Grotii epistolae ineditae“ (das. 1806) und eine holländische Übersetzung des „Messias“ von Klopstock (1812). Sein Leben beschrieb seine Witwe Anna Cornelia, geborne Mollerus, die sich auch als Dichterin bekannt machte.

Meerschweinchen. Die Heimat des Meerschweinchens ist nach neuern Untersuchungen Peru, wo das Tier zur Zeit der Eroberung durch Pizarro neben Lama, Alpako und Hund als Haustier gezüchtet wurde. Das M. war das hauptsächlichste Schlachttier des gemeinen Mannes, ohne dessen Besitz er nur selten Fleischnahrung erlangt haben würde. Das Tier wurde aber auch zu Opfern benutzt, man schlachtete es mit dem Daumennagel, und die Zauberer prophezeiten aus dem fließenden Blut. 1551 und 1554 kamen M. nach Paris und Augsburg und von dort nach Zürich an Konrad Gesner. Sie erregten anfangs großes Aufsehen und fanden viele Liebhaber. Ihre Haltung und Züchtung war eine Zeitlang geradezu Modesache.

 Megánder (gräzisiert für Großmann), Kaspar, schweizer. Reformator, geb. 1495 zu Zürich, ward hier 1518 Kaplan, dann Leutpriester, schloß sich früh an Zwingli an, beteiligte sich an den Berner Disputationen und ward 1528 Professor in Bern, aber 1537 infolge seiner Opposition gegen die Vermittelungsversuche Bucers seines Amtes entsetzt. Er fand in Zürich Aufnahme, woselbst er 1545 als Archidiakon starb.

Mehl. Getreidemehl wird bisweilen mit Sand, Gips, Schwerspat verfälscht, häufiger sind pflanzliche und tierische Verunreinigungen, die mit dem Mikroskop erkannt werden: Brand-, Rost-, Schimmelpilze, Mutterkorn, Bakterien, Milben, Aaltierchen, Unkrautsame (Wachtelweizen, Wicken, Raden). Mutterkornhaltiges M. entwickelt beim Erwärmen mit Kalilauge einen Geruch nach Heringslake. Schüttelt und erwärmt man 2 g M. mit 10 cc einer Mischung von 95 Teilen verdünntem Alkohol und 5 Teilen Salzsäure, so färbt sich die Flüssigkeit bei Gegenwart von Mutterkorn rötlich. Auch zur Unterscheidung der verschiedenen Getreidemehle benutzt man hauptsächlich das Mikroskop. Gutes Weizenmehl muß beim Kneten mit Wasser mehr als ein Drittel seines Gewichts aufnehmen und eine gleichmäßige, elastische, nicht stark klebende, aber in Stränge dehnbare Masse bilden. Je weniger ausziehbar der Teig ist, desto geringer ist die Mehlsorte. Schüttet man

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0566.jpg&oldid=- (Version vom 2.2.2023)