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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

die englische Gesandtschaft zur Krönung des neuen Zaren, besuchte darauf den Kaukasus und das Kaspische Meer, wo er besonders die Erdölgegenden erforschte und auch Handelsinteressen verfolgte. Von seinen weitern Schriften über Zentralasien und die anglo-russischen Verhältnisse, über die er in Verbindung mit H. Vambéry auch öffentliche Vorträge hielt, nennen wir: „Grodekoff’s ride from Samarcand to Herat“ (1880, 2. Aufl. 1886); „Merv, queen of the world and scourge of the Turcomans“ (1881); „The Russians at Merv and Herat“ (1883); „Reconnoitring Central-Asia“ (1884); „Region of eternal fire: Petroleum region of the Caspian“ (1884, neue Ausg. 1888); „The Russians at the gate of Herat“ (1885); „Russia’s power of attacking India“ (1886). Auch schrieb er eine Biographie des Fürsten Mich. Gortschakow (1887).

Marwitz, von der, märkische Adelsfamilie. In Anerkennung der Verdienste, welche sich das Geschlecht v. d. M. um das preußische Heer erworben (11 Generale sind aus demselben hervorgegangen), erhielt 1889 das 8. pommersche Infanterieregiment Nr. 61 den Namen Infanterieregiment v. d. M.

 Mary-Lafon (spr. -fóng), Jean Bernard, franz. Dichter und Historiker, geb. 26. Mai 1812 zu La Française (Tarn-et-Garonne), erhielt seine Bildung im Collège von Montauban, begann gegen 1830 sich in Paris mit litterarischen Arbeiten zu beschäftigen und wurde Bibliothekar in Montauban. Hier starb er 24. Juni 1884. Neben lyrischen Gedichten: „Sylvie, ou le boudoir“ (1835) und einem Roman („La jolie royaliste“, 1836, 2 Bde.) schrieb er eine Reihe kultur- und litterargeschichtlicher Werke, von denen anzuführen sind: „Bertrand de Born“ (1833); „Tableau de la langue provençale“ (1841); „Histoire politique, religieuse et littéraire du midi de la France“ (1844, 4 Bde.); „Rome ancienne et moderne“ (1852–54); „Pasquino et Marforio“, eine satirische Geschichte der Päpste (2. Aufl. 1876); „Le maréchal de Richelieu et madame de Saint-Vincent“ (1862; 2. Aufl. u. d. T.: „Les dernières armes de Richelieu“, 1865); „La bande mystérieuse“ (1863); „La France ancienne et moderne“ (1864); „Histoire littéraire du midi de la France“ (1882) u. a. Auch einige Dramen veröffentlichte er („Le maréchal de Montluc“, 1842; „Le chevalier de Pomponne“, 1845; „L’oncle de Normandie“, 1846; „La belle sœur“, 1878, u. a.), endlich „Cinquante ans de vie littéraire“ (1882).

 Marzabotto, Ort in der ital. Provinz Bologna, Station der Eisenbahnlinie Bologna-Pistoja, unweit des Reno, bekannt durch die Ruinen einer Etruskerstadt aus dem 5. Jahrh. v. Chr., welche schon im folgenden Jahrhundert untergegangen sein muß. Nachdem schon der in M. ansässige Graf Giuseppe Aria seit 1831 und nach ihm sein Sohn Pompeo auf dem zum Reno hinziehenden Plateau Ausgrabungen veranstaltet und die in Steingräbern und der auf einem Hügel belegenen Burg gefundenen Altertümer, wie Thongefäße, Schmucksachen etc. im Museum ihres Schlosses aufgestellt hatten, ließ die italienische Regierung 1889 neue Ausgrabungen in großem Maßstab unternehmen. Dadurch sind drei große, von O. nach W. laufende Straßenzüge bloßgelegt, welche von einer Hauptstraße und mehreren kleinen Straßen durchschnitten werden. Von den so gebildeten Häuserkarrees sind elf aufgedeckt, die fast alle eine Länge von 165 m und eine Breite von 30–40 m zeigen. Längs der Häuser zogen sich Kanäle hin, zu welchen Abzugsgräben aus den Häusern führten. Aus dem Vergleich mit römischen Bauten ergibt sich, daß die Etrusker den Römern nicht allein bei der Anlage mancher Kolonien in Oberitalien, sondern auch bei dem Entwurf ihrer Privathäuser zum Vorbild gedient haben. Vgl. E. Brizio, Una Pompei Etrusca a Marzabotto nel Bolognese (Bolog. 1887).

 Maschinengeschütze, in England gebräuchliche Bezeichnung für Mitrailleusen und Schnellfeuergeschütze.

 Maschonaland, der nordöstliche Teil des Matabelelandes in Südafrika, eine aus großen Hochebenen und offenen Flächen bestehende, sehr fruchtbare Landschaft, welche vom Umniati und dessen Zuflüssen gut bewässert wird. Die Einwohner, Maschona, gehören zu den Kaffern und waren ehemals Herren des ganzen Gebiets zwischen Sambesi und Limpopo, wurden aber von den Matabele in ihre jetzigen Wohnsitze zurückgedrängt und befinden sich nun zwischen jenen und den Bamangwato in einer sehr übeln Lage. Seit Jahren sind die östlichen Krale dieses Volkes das beliebteste Ziel der Raubzüge der Matabele, so daß die einst reichen Maschona, fast ganz ihrer Herden beraubt, zu einem großen Teil aus ihren fruchtbaren Thälern auf die Höhen vertrieben sind, wo sie sich zwischen den Felsen befestigte Dörfer gebaut oder in Felshöhlen Zuflucht gesucht haben. Sie bilden keinen zusammenhängenden Staat, sondern setzen sich aus lauter kleinen Gemeinschaften zusammen und können daher den Raubzügen ihrer Feinde, welche die Männer töten und Weiber und Kinder als Sklaven fortschleppen, keinen Widerstand entgegensetzen. Sie sind friedliebend und geschickte Schmiede, Korbflechter und Weber von Zeugen aus Baumwolle, welche sie viel bauen. Ihre Stammesgenossen jenseit des Sabiflusses sind aber verwegene Räuber. Das Land wurde wie Matabeleland gegen den Einspruch Portugals 13. März 1889 als innerhalb der Sphäre des britischen Einflusses befindlich erklärt, da Lobengula, der Häuptling der Matabele, auch über M. herrsche.

 Masson, 4) Victor, franz. Verlagsbuchhändler, geb. 1807 zu Beaune, übernahm, bei Hachette in Paris vorgebildet, 1846 die Crochardsche Buchhandlung, wurde 1857 Mitglied des Tribunal du commerce und 1862, wo er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt ward, in die Jury der Londoner Weltausstellung gewählt. Er gehörte lange Zeit zum Vorstand des Cercle de la librairie. Später zog er sich nach La Chassagne zurück, wo er 13. Mai 1879 starb. Aus seinem Verlag gingen besonders naturwissenschaftliche Werke hervor, so von Cuvier, De Candolle, d’Orbigny, Milne Edwards, Quatrefages u. a.

 Mateba, Insel im untern Congostrom, halbwegs zwischen Boma und Ponta da Lenha, 15 km lang und 4 km breit, wurde 1885 vom Congostaat pachtweise einem belgischen Haus überlassen, welches auf der Insel Pflanzungen anzulegen beabsichtigte; die Ufer der Insel sind von üppiger Vegetation von Palmen und Bananen bedeckt, das Innere ist eben, der Boden vorzüglich und gut mit Bäumen bestanden. Die Einwohner gehören zum Stamm der Mussorongo, wohnen in 9 Dörfern und zählen etwa 700 Seelen. Die belgische Gesellschaft hat ihre Faktorei bei dem Dorf Bulu errichtet, wo kleine Dampfer bequem anlegen können.

 Matsumaye, Stadt in der japan. Provinz Oshima, am äußersten Südende der Insel Jeso, an der westlichen Einfahrt der Meerenge von M. oder Tsugar, mit (1884) 16,090 Einw. Die auf der Landseite befestigte Stadt war früher die bedeutendere der beiden Hauptstädte der Insel, hat eine unsichere Reede und ist in letzter Zeit namentlich infolge des Aufschwunges

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0561.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2024)