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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

 Martin, 9) John, engl. Maler, geb. 19. Juli 1789 zu Haydon Bridge bei Hexham, besuchte seit 1806 die Londoner Akademie. 1816 gewann sein Bild: Josua heißt die Sonne stillstehen, großen Beifall und einen Preis; 1819 stellte er den Fall Babylons aus, 1821 Belsazars Fest, welches ihm eine Belohnung von 200 Pfd. Sterl. eintrug, 1828 die Zerstörung von Herculaneum und Pompeji. 1832–33 empfing er 2000 Pfd. Sterl. für seine Zeichnungen zu Miltons „Verlornem Paradies“, und 1833 begann er mit Westall die Illustrationen zur Heiligen Schrift. 1837 sah man in der Akademie eine Sündflut, 1840 einen Vorabend der Sündflut, 1850 das Jüngste Gericht. Phantasievolle Erfindung, Streben nach geschichtlicher Wahrheit, effektvolle Komposition zeichnen diese Gemälde aus; doch blieb er in Zeichnung und Kolorit hinter seinen Absichten zurück. Er verstand sich auch auf den Kupferstich und war auch in der Glasmalerei bewandert. M. starb 17. Febr. 1854 in Douglas auf der Insel Man.

 10) Thomas Henri, Philolog, geb. 4. Febr. 1813 zu Bellesme (Orne), 1831 in die Normalschule zu Paris aufgenommen, wurde 1834 Hilfslehrer in Dijon, 1835 Professor am Gymnasium zu Caen, bald darauf Professor der alten Litteratur an der neubegründeten Fakultät zu Rennes und starb 9. Febr. 1884 daselbst. Seit 1871 war er Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres. Nach den „Études sur le Timée de Platon“ (Par. 1841, 2 Bde.) und einer Ausgabe des „Theon Smyrnaeus de astronomia“ (das. 1849) veröffentlichte er: „Philosophie spiritualiste de la nature“ (das. 1849, 2 Bde.), gleichsam als Einleitung zu einer umfassenden Geschichte der astronomischen und Naturwissenschaften des Altertums, anstatt deren jedoch in der Folge eine große Reihe von Einzelarbeiten erschienen. In seinen religiös-philosophischen Schriften vertrat er die Vereinigung christlicher Religiosität mit philosophischem Denken. Hierher gehören besonders: „La vie future“ (3. Aufl., Par. 1870); „Le mal sociale et ses remèdes prétendus“ (das. 1862); „Les sciences et la philosophie“ (das. 1869).

 11) Don Meliton y Arrauz, span. Ingenieur und Schriftsteller, geb. 1820 zu Segovia, verlebte seine Jugendjahre in England, war 1841–45 Dolmetsch im spanischen Ministerium, nahm dann an dem Bau der Nordbahn teil und wurde 1861 zum Direktor des Straßenbaues ernannt. Seit 1860 war er lange Zeit Deputierter für Oviedo. Von seinen Schriften erwähnen wir: „El nuevo sistemo métrico de pesas y medidas“ (15. Aufl. 1852); „Ponos“ (1863), eine allegorische Geschichte der menschlichen Arbeit, von der 1870 eine Volksausgabe unter dem Titel: „La leyenda del trabajo“ erschien; „Filosofia del sentido comun“ (1872); „Las Huelgas“ (1875); „La imaginacion“ (1877). 1878 wurde er zur Pariser Weltausstellung abgeordnet und veröffentlichte dann in französischer Sprache: „Le travail humain“, sein bedeutendstes Werk, welchem 1879 eine schneidige Kritik der Zustände Spaniens („El trabajo en España“) folgte.

 Martinet (spr. -nä́), Achille Louis, franz. Kupferstecher, geb. 21. Jan. 1806 zu Paris, war Schüler des Kupferstechers Forster und des Malers Heim und stach mit gründlichem Verständnis und genauem Eingehen in den Geist und das Kolorit der Originale meist religiöse und Historienbilder. Seine Hauptblätter sind nach Raffael: die Madonna mit dem Stieglitz, die Madonna mit dem Palmbaum, die Madonna del Granduca, die mit der Nelke und das schlafende Christuskind; nach Murillo: die Geburt der heiligen Jungfrau; nach Signol: die Ehebrecherin vor Christus; nach Delaroche: die heilige Jungfrau in der Einöde, Karl I. in der Wachtstube von Cromwells Soldaten verspottet; nach Gallait: Egmonts letzte Augenblicke, die Ausstellung der hingerichteten Grafen Egmont und Hoorn; nach Cogniet: Tintoretto am Sterbebett seiner Tochter; nach Horace Vernet: Napoleon III. zu Pferde. Er starb 11. Dez. 1877.

Martinez Campos, Arsenio, span. General, nahm im Juni 1888 seine Entlassung als Generalkapitän von Madrid.

Martini, 1) Giambattista (Padre M.), Musikgelehrter. Sein Briefwechsel wurde von Parisini herausgegeben (Bologna 1888 ff.).

 3) Simone, ital. Maler, geb. 1284 zu Siena, der bedeutendste der sienesischen Schule jener Zeit. 1315 vollendete er das große Fresko: Madonna mit vielen Heiligen und Engeln im Palazzo pubblico zu Siena, 1320 ein Altarbild für das Katharinenkloster zu Pisa (der Rest desselben jetzt in der Bibliothek des Seminars), in demselben Jahr für San Domenico zu Orvieto eine Madonna mit Halbfiguren von Heiligen, 1328 das Reiterbild des Feldhauptmanns Fogliani im Palazzo pubblico in Siena (Fresko). 1333 führte er mit L. Memmi die Verkündigung Mariä aus (in den Uffizien zu Florenz). 1339 wurde er an den päpstlichen Hof von Avignon berufen, wo er eine Reihe von Fresken in der Kathedrale und im päpstlichen Palast malte und im Juli 1344 starb. Zartheit der Empfindung und Ausführung charakterisieren seine Kunst, die zu der dramatisch entwickelten Giottos im Gegensatz steht.

 4) Karl Wilhelm von, Publizist und Schriftsteller, geb. 11. Juli 1821 zu Lugos in Ungarn, studierte in Wien und trat 1838 in die Artillerieschule, aus welcher er als Professor der Mathematik hervorging. Anfangs nebenbei, später ausschließlich mit journalistischen Arbeiten beschäftigt, war er zuerst in Pest, dann in Triest, Graz, Prag in hervorragender Weise an tonangebenden Journalen thätig. Mit dem Jahr 1867 trat er in das Preßbüreau des Staatsministeriums in Wien ein, entfaltete auch als Abgeordneter auf politischem Gebiet eine rege Thätigkeit und starb 22. Juni 1887 als Redakteur des „Fremdenblattes“ in Baden bei Wien. Selbständig erschienen von ihm die Romane: „Bilder aus dem Honvedleben“ (2. Aufl., Prag 1854), „Heidebilder“ (das. 1854), „Stillleben eines Grenzoffiziers“ (das. 1854), „Pflanzer und Soldat“ (das. 1854, 2 Bde.), „Vor hundert Jahren“ (das. 1864, 2 Bde.), alle von lebendiger, formgewandter Darstellung.

 Marvin, Charles, engl. Reisender und Schriftsteller, geb. 1854, verbrachte seine Jugend in Rußland, kehrte Mitte der 70er Jahre nach England zurück und erlangte eine Stelle im Auswärtigen Amte, die er aber wegen indiskreter Benutzung amtlicher Schriftstücke (er verkaufte 1878 eine Abschrift des geheimen Übereinkommens zwischen Lord Salisbury und Rußland an die Zeitung „Globe“) verlor (vgl. seine Schrift „Our public offices“, 1879). Indes gab ihm seine in England seltene Vertrautheit mit der russischen Sprache vielfache Veranlassung, dieselbe in der Presse zu verwerten und sich auch ernsten Politikern nützlich zu machen. So bereiste er 1882 im Auftrag des radikalen Parlamentsmitglieds und Eigentümers der „The Newcastle Chronicle“, J. Cowen, Rußland und veröffentlichte das Ergebnis seiner Beobachtungen in dem Buch „The Russian advance towards India“ (1882), begleitete 1883 als Journalist

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0560.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2024)