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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

je nachdem dieser durch Gewässer, Wälder, kahle, Flächen etc. gebildet ist, in ihrer horizontalen Richtung abgelenkt und zuweilen in lokale Wirbelbewegung versetzt. Die steigende Richtung der Luftbewegung machte sich z. B. auf der Fahrt des Ballons Viktoria dadurch kenntlich, daß derselbe verschiedene Höhen erreichte, ohne daß sein Gewicht durch Auswerfen von Ballast verändert worden wäre, und auf eine Wirbelbewegung konnte daraus geschlossen werden, daß die Luftschiffer plötzlich einen starken seitlichen Wind wahrnahmen, welchem das Luftschiff folgte, worauf scheinbare Windstille eintrat, bis anderthalb Minuten später ein seitlicher Windstoß von der entgegengesetzten Richtung verspürt wurde, der auch eine entgegengesetzte Richtung der Fahrt hervorrief. Wenn derartige Untersuchungen auch nur als der erste Anfang zur Erforschung der in den obern Luftschichten herrschenden Verhältnisse angesehen werden können, so ist doch durch sie der Weg vorgezeichnet, auf welchem weiter fortgeschritten werden muß, und daher erscheint die Annahme gerechtfertigt, daß es mit der Zeit gelingen wird, durch systematisch angestellte Ballonbeobachtungen in Verbindung mit den Beobachtungen auf Höhenstationen Aufschluß zu erhalten über die Verhältnisse der Temperatur, der Feuchtigkeit und der Bewegung in den höhern Luftschichten und dadurch auch neue Grundlagen zu gewinnen zur Erklärung mancher meteorologischer Vorgänge auf der Erdoberfläche selbst. – Zur Litteratur: Graffigny, Die L. und die lenkbaren Ballons (deutsch, Leipz. 1888).

 Luftschifferabteilung. Nachdem der gefesselte Luftballon als Kriegsmittel in alle größern Heere eingeführt worden, hat man dort auch besondere Truppen für den Ballondienst formiert. In Deutschland ist das 1885 errichtete Ballondetachement 1887 als L. in den Etat aufgenommen. Es steht unter dem Chef des Generalstabs der Armee, trägt die Uniform des Eisenbahnregiments, jedoch statt des E ein L als Abzeichen. In Frankreich haben jedes der vier Genieregimenter sowie mehrere Festungen Luftschifferparke als Übungs- und Kriegsmaterial erhalten, welche aus je fünf Fahrzeugen bestehen, von denen das eine den Ballon mit 500 m langem Haltetau, einer Kabeltrommel und Dampfmaschine zum Betrieb der Trommel trägt. Die übrigen Wagen tragen den Gaserzeugungsapparat und die zur Gaserzeugung nötigen Materialien.

 Lühring (fälschlich Lührmann), Anna, geb. 3. Aug. 1796 zu Bremen als Tochter eines Zimmermeisters, wurde von dem Erscheinen Tettenborns mit den Lützowern in Bremen (15. Okt. 1813) und dem Heldentod der Eleonore Prochaska (s. d., Bd. 17) so begeistert, daß sie im Februar 1814 in den Kleidern ihres Bruders Bremen verließ und unter dem Namen Eduard Kruse vor Jülich bei den Lützowschen Jägern eintrat, mit denen sie, als schmucker Jäger beliebt, die Belagerung Jülichs und einige kleinere Gefechte mitmachte. Obwohl sie dem Hauptmann ihr Geschlecht entdecken muhte, blieb sie bei der Truppe bis zur Rückkehr nach Berlin, ward hier hoch gefeiert und geehrt und kehrte im Februar 1815 ins Elternhaus zurück. 1821 heiratete sie einen Kellner, Lucks, aus Altona, der 1827 in Hamburg Bürger wurde, aber verkam und 1832 starb. Einsam und dürftig lebte sie in Horn bei Hamburg, erhielt erst 1860 von Bremen eine Pension von 150 Thlr. Gold u. starb 25. Aug. 1866.

Luise, 2) L., Königin von Preußen. Vgl. Hudson, Louisa, Queen of Prussia (deutsch, Leipz. 1887).

4) L. Ulrike, Königin von Schweden, Schwester Friedrichs d. Gr. Vgl. Arnheim, Die Memoiren der Königin von Schweden, Ulrike L. (Halle 1888).

 Lumpenschneider, s. Papier (Bd. 17).

 Lund, 1) Ole Christian, dän. Dichter, geb. 18. Juni 1829 zu Kopenhagen, studierte Rechtswissenschaft und machte 1857 das Amtsexamen, widmete sich aber dann ganz der Litteratur, bereiste später das Ausland und ließ sich ohne Amt in Silkeborg nieder. Er veröffentlichte mehrere Sammlungen Gedichte („Smaadigte“, kleine Gedichte, 1861; „Digt og Sang“, 1867), die größern Dichtungen: „Klintekorset“ („Das Kreuz auf der Felswand“, 1868); „Guldgaasen“ („Die goldene Gans“, 1878) und den Roman „Zitta eller Domkirkens Datter“ (1870), der ihm durch seine reiche Erfindung und lebendige Erzählungskunst die Gunst des Publikums erwarb. Ein Drama, „Das Bild des Königs“, gelangte 1863 auf dem königl. Theater in Kopenhagen zur Aufführung.

 2) Troels Frederik, dän. Historiker, geb. 1840, studierte in Kopenhagen Theologie, promovierte 1871, war seit 1870 einige Jahre Assistent im Geheimen Archiv und ist jetzt Lehrer der Geschichte an der Offizierschule. Seine Hauptarbeiten sind: „Om Sokrates’ Läre og Personlighed“ (1871); „Historiske Skitser efer utrykte Kilder“, Studien zur dänischen Geschichte am Schluß des 16. Jahrh. (1876); „Mogens Heinesøn“, historisches Lebensbild aus dem 16. Jahrh. (1877); „Danmarks og Norges Historie i Slutningen af det 16. Aarhundrede“ (1879–88, Bd. 1–9), woraus der Abschnitt: „Das tägliche Leben in Skandinavien während des 16. Jahrhunderts. Studie über die Entstehung und Einrichtung der Wohnungen“ auch in deutscher Übersetzung (Kopenh. 1882) erschien.

 Lünemann, Gottlieb, protest. Theolog, geb. 17. April 1819 zu Göttingen, studierte daselbst 1838 bis 1843, wurde 1844 Repetent und 1851 außerordentlicher Professor der Theologie in Göttingen. Unter seinen Schriften nennen wir: „Pauli ad Philippenses epistola, contra Baurium“ (Götting. 1847) sowie die 7. Auflage von Winers „Neutestamentlicher Grammatik“ (Leipz. 1867). In Meyers „Kommentar zum Neuen Testament“ bearbeitete er die Briefe an die Thessalonicher (4. Aufl, Götting. 1878) und den Hebräerbrief (4. Aufl., das. 1878).

 Lunt (spr. lönnt), George, nordamerikan. Dichter und Jurist, geb. 31. Dez. 1803 zu Newburyport in Massachusetts, studierte am Harvard College und ließ sich 1827 in Newburyport als Sachwalter nieder. Später nach Boston übergesiedelt, gab er während des Bürgerkriegs den „Boston Courier“ heraus, wie er überhaupt am öffentlichen Leben in hervorragender Weise beteiligt war. Er veröffentlichte drei Bände Gedichte, nämlich: „Poems“ (1839), „The age of gold“ (1843) und „Lyric poems“ (1854); außerdem „Julia“ (1855); „Eastford, or house-hold sketches“ (1855); einen Band historischer und litterarischer Essays unter dem Titel: „Three eras of New England“ (1857); „Radicalism in religion, philosophy and social life“ (1858); „The union, a poem“ (1860); „Origin of the late war“ (1866); „Old New England traits“ (1873) Und „Miscellanies, poems“ (1884). L. starb 17. Mai 1885 in Boston.

 Lusignan, 2) Guy Ambroise Jussuf Bei, Fürst von L.-Calfa, armen. Gelehrter, geb. 2. März 1830 zu Konstantinopel als Sohn des aus der ägyptischen Expedition unter dem Namen Jussuf Bei bekannten Mameluckengenerals, Fürsten von L., studierte bei den Mechitaristen in Venedig, lehrte 1847–54 am

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0547.jpg&oldid=- (Version vom 26.12.2023)