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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

behufs Aufnahme einer „Bibliotheca patrum latinorum“, daneben zahlreiche Klassikerhandschriften kollationierend, wurde im Herbst 1879 in Leipzig zweiter Adjunkt des kaiserlich russischen Seminars, Ostern 1880 Kustos an der Bibliothek zu Göttingen und starb 16. Dez. 1883 daselbst infolge eines Sturzes in den Fahrstuhlschacht. Er veröffentlichte: „Prodromus corporis glossariorum latinorum“ (Leipz. 1876); „Conjectanea Plautina“ (in den „Analecta Plautina“ von F. Schöll, G. Götz, G. Löwe, das. 1877); „Exempla scripturae Visigoticae“ (mit Ewald, Heidelb. 1883). Auch verband er sich mit Götz und Schöll zur Neubesorgung von Ritschls „Plautus“ und edierte mit Götz die „Asinaria“ (Leipz. 1881), den „Amphitruo“ (das. 1882) und den „Poenulus“ (das. 1883). Die „Glossae nominum“ gab aus seinem Nachlaß Götz heraus (Leipz. 1884), den ersten Band der „Bibliotheca patrum latinorum Hispaniensis“ bearbeitete nach seinen Aufzeichnungen v. Hartel (Wien 1887).

Lübeck, deutscher Freistaat. Während die Reederei sich im Zeitraum 1884–88 von 42 Schiffen zu 11,177 Ton. auf 28 Schiffe zu 9559 T. verminderte, hat sich der Schiffsverkehr gesteigert. Die Zahl der ein- und ausgelaufenen Seeschiffe hob sich von 4618 Schiffen zu 889,044 T. (1887) auf 4896 Schiffe von 978,262 T. (1888). Unter den letztern waren 2756 Dampfschiffe zu 734,728 T. Auf den Verkehr mit deutschen Häfen entfielen vom gesamten Tonnengehalt 1888: 104,311 T., auf den Verkehr mit dem übrigen Europa 870,985 T., auf den mit außereuropäischen Häfen 2966 T. Auf der Trave kamen 1887 an: zu Berg 544 beladene Schiffe mit 33,800 T. Gütern, zu Thal 503 beladene Schiffe mit 24,400 T. Gütern. Das Budget war in Einnahme und Ausgabe für 1889 auf 3,230,309 Mk. festgesetzt. Die gesamte Staatsschuld belief sich auf 13,847,632 Mk.

 Lucanus, Friedrich, bekannt durch seine Thätigkeit im Kunstvereinsgebiet, geb. 3. Dez. 1793 zu Halberstadt, ward Apotheker und 1841 zugleich Lehrer der Chemie und Warenkunde an der Provinzialgewerbeschule daselbst, gründete 1828 zu Halberstadt die erste Kunstausstellung und den Kunstverein und gab dadurch den Anstoß zur Bildung ähnlicher Institutionen. Bis zu seinem Tod war er Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Kunstvereine westlich der Elbe und Leiter des Halberstädter Vereins sowie Konservator der Domschätze. L. bediente sich zuerst des Dammarharzes als Gemäldefirnis und erfand 1840 den Retouchierfirnis und die Balsammalerei. Er starb 23. Mai 1872 in Halberstadt. Er schrieb: „Nachweisung über die Harzmalerei der Alten“ (Halberst. 1840); „Anleitung zur Erhaltung, Reinigung und Wiederherstellung der Gemälde“ (4. Aufl., das. 1881); „Der Dom zu Halberstadt“ (das. 1837); „Wegweiser durch Halberstadt“ (2. Aufl., das. 1866); „Die Liebfrauenkirche zu Halberstadt“ (2. Aufl., das. 1872).

Lucius, Robert, preuß. Minister der landwirtschaftlichen Angelegenheiten, wurde vom Kaiser Friedrich III. im Mai 1888 unter dem Namen L. von Ballhausen in den Freiherrenstand erhoben.

 Lüdemann, Karl, protest. Theolog, geb. 6. Juli 1805 zu Kiel, studierte daselbst 1823–28, ward 1831 Prediger an der Nikolaikirche, 1834 Kloster- und Garnisonprediger und Privatdozent, 1839 außerordentlicher, 1841 ordentlicher Professor und 1855 Kirchenrat; 1886 trat er in den Ruhestand und starb 17. Febr. 1889 in Kiel. Unter seinen Schriften sind außer Predigten („Aus dem Wort des Lebens“, Kiel 1863) hervorzuheben: „Die sittlichen Motive des Christentums“ (das. 1841); „Über das Wesen des protestantischen Kultus“ (das. 1846); „Zur Bekenntnisfrage“ (das. 1862); „Erinnerung an Klaus Harms und seine Zeit“ (das. 1878). Ein religiöses Glaubensbekenntnis legte er ab in dem dichterischen Erguß: „Die Heiligtümer der Menschheit“ (Kiel 1873). – Sein Sohn Hermann, geb. 15. Sept. 1842 zu Kiel, seit 1884 ordentlicher Professor in Bern, schrieb: „Die Anthropologie des Apostels Paulus“ (Kiel 1872).

 Ludenberg, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Düsseldorf, hat eine Provinzial-Irrenanstalt (Grafenberg) und (1885) 1964 Einw.

 Lüderitz, 2) Gustav, Kupferstecher, geb. 15. Dez. 1803 zu Berlin, trat mit 16 Jahren in die dortige Akademie, 1822 in das Atelier des Kupferstechers Buchhorn und ging 1827 nach Paris, wo er im Atelier von Th. Richomme arbeitete und die Schwarzkunst oder Schabmanier erlernte. 1832 ging er nach London, um die Technik des Stahlstichs sich anzueignen. Dann kehrte er nach Berlin zurück, wo er bis an sein Ende thätig war. Er starb als königlicher Professor und Lehrer an der Kunstakademie 13. Febr. 1884. Seine Hauptstiche in Linienmanier sind: die Bergpredigt nach K. Begas, die Söhne Eduards nach Th. Hildebrandt und das trauernde Königspaar nach Lessing. Von seinen Schwarzkunstblättern sind hervorzuheben: Prinzessin Margarete von Spanien als Kind nach Velazquez, Romeo und Julia nach K. Sohn, Christuskopf auf dem Schweißtuch der heil. Veronika nach Correggio, die Nähschule nach Vautier, die Mohrenwäsche nach K. Vegas, Auerbachs Keller nach A. Schrödter und Zu Gott! nach W. v. Kaulbach.

 Ludlow (spr. lö́ddlo), John Malcolm, engl. Schriftsteller, geb. 1821 in Indien als Sohn eines verdienten Offiziers, studierte Rechtswissenschaft und trat um 1850 der Gruppe der „christlichen Sozialisten“ (Ch. Kingsley, Maurice, Furnivall, Th. Hughes) bei, aus deren Humanitätsbestrebungen das 1854 gegründete, noch blühende Working Men’s College hervorging. Später wurde L. von der Regierung zum Kommissar der englischen Hilfsgesellschaften (Friendly societies) ernannt, als welcher er eine segensreiche Wirksamkeit ausübte. Er schrieb außer semen wertvollen, auch in Deutschland bekannt gewordenen amtlichen Berichten: „British India, its races and its history“ (1858); „The war of American independence“ (1874); „The popular epics of the middle ages, of the Norse-German and Carlovingian cycles“ (1865–68, 2 Bde.); „Concentric chart of history“ (1885); „The captain of the Janizaries“, Novelle (1886).

Ludw., auch Abkürzung bei zoolog. Namen für Hubert Ludwig, Professor in Bonn, und bei botan. Namen für Friedrich Ludwig, Professor in Greiz (Mykolog).

Ludwig, 1) L. I., der Fromme. Vgl. „Die Lebensbeschreibungen Ludwigs des Frommen von Thegan und vom sogen. Anonymus“ („Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit“, Bd. 19, Leipz. 1889).

4) L. IV., der Bayer. Vgl. Fischer, L. IV., der Bayer (Götting. 1883); Preger, Die Verträge Ludwigs des Bayern mit Friedrich dem Schönen 1325 und 1326 (Münch. 1883); „Quellen zur Geschichte Ludwigs des Bayern“ (deutsch von Friedensburg, Leipz. 1883 ff.).

17) L. I., König von Bayern. Seine „Gedichte“ aus den Jahren 1848–68 gab Laubmann heraus (Münch. 1888). Vgl. noch Riedl, L. Augustus, König von Bayern (Freiburg 1888); Söltl, L. I. und Graf v. Armansperg (Nördling. 1886).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0544.jpg&oldid=- (Version vom 10.7.2023)