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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Heer ein, nahm an den Feldzügen von 1866 und 1870 teil, nahm seinen Abschied als Hauptmann und lebt in Berlin. Mit den lebendigen Gedichten „Adjutantenritte und andre Gedichte“ (Leipz. 1883) trat er als wirkliches Talent in die Litteratur ein. Es folgten der Roman „Breide Hummelsbüttel“ (das. 1887), die Novellensammlung „Eine Sommerschlacht“ (das. 1886), die Dramen: „Knut der Herr“ (das. 1885), „Der Trifels und Palermo“ (das. 1886), „Arbeit adelt“ (das. 1886) und das Trauerspiel „Die Merowinger“ (das. 1888), die Erzählungen: „Unter flatternden Fahnen“ (das. 1888) und „Der Mäcen“ (das. 1889, 2 Bde.) sowie „Gedichte“ (das. 1889), die alle ein wahrhaftes, aber noch gärendes Talent bekunden.

 Liljegren, Johann Gustaf, schwed. Altertumsforscher, geb. 29. Jan. 1791, studierte in Lund, wurde daselbst Dozent der vaterländischen Altertumswissenschaft, 1818 Amanuensis bei der königlichen Bibliothek zu Stockholm, dann 1821 beim Reichsarchiv angestellt und 1835 zum Reichsarchivar ernannt; starb 2. Juni 1837. L. hat bedeutende Verdienste um die nordischen Altertümer, besonders die Runenlitteratur und das Diplomwesen, sowie um die Grammatik der schwedischen Sprache. Unter seinen Schriften erwähnen wir: „Nordiska fornlemningar“ (12 Hefte, Stockh. 1818–21); „Skandinaviska fornålderns hjeltesagor“ (das. 1818 u. 1819, 2 Bde.); „Runlära“ (das. 1832); „Runurkunder“ (das. 1833); „Diplomatarium Suecanum“ (das. 1829–37, 2 Bde.; fortgesetzt von Hildebrand). Zu den „Runurkunder“ hat Dieterich in deutscher Sprache ein Lexikon geliefert: „Runensprachschatz“ (Stockh. u. Leipz. 1844).

 Linant de Bellefonds (spr. lināng dö̆ bälfong), Maurice Adolphe, bekannter unter dem Namen Linant Pascha, geb. 1800 zu Lorient, widmete sich dem Seewesen und schloß sich 1818 einer Gesellschaft von Gelehrten, welche sich zum Studium der ägyptischen Monumente nach dem Nilland begaben, als Zeichner an, trat dann als Ingenieur in Mehemed Alis Dienste und erhielt den Auftrag zur Ausarbeitung einer hydrographischen Karte von Ägypten. Infolge von Mißhelligkeiten mit der Umgebung des Paschas gab er seine Stellung auf, unternahm eine Reise durch Oberägypten, wo er die Lage mehrerer Städte des Innern bestimmte, und ging dann nach Abessinien, Kordofan, Dar Fur etc. Schließlich kam er nach Palästina, wo er die Panoramen von Jerusalem, Bethlehem etc. aufnahm. Um 1827 begleitete er Léon Delaborde auf einer Reise in Arabien. Bald danach trat er als Chefingenieur wieder in die Dienste des Vizekönigs und baute nun viele Kanäle und Straßen. 1845 leitete er mit Hilfe der französischen Brigade unter Bourdaloue die ersten Untersuchungen zur Durchstechung des Isthmus von Suez, und 1847 überreichte er das erste ausgearbeitete Projekt. Unter Said Pascha wurde er als Generaldirektor des Straßenwesens und Chefingenieur des Suezkanals bestätigt mit dem Rang eines Paschas. In den letzten Jahren lebte er in Zurückgezogenheit zu Kairo, wo er 1883 starb. – Sein Sohn Ernest trat mit seinem Bruder Auguste gleichfalls in ägyptische Dienste und stand unter Gordon Pascha im Sudân. Er fuhr hier, nachdem er seinen Bruder 1874 in Gondokoro durch den Tod verloren hatte, 1875 den Nil weiter hinauf über Fatiko und Foweira und eine Strecke längs des Somersetflusses bis zu Mtesas Residenz, wo er mit Stanley zusammentraf. Auf der Rückreise von dort wurde er bei Dufilé von den Eingebornen getötet, doch blieben seine Tagebücher und Karten erhalten.

 Lincoln, 2) Robert Todd, amerikan. Politiker, geb. 1. Aug. 1843 zu Springfield (Illinois), Sohn des Präsidenten Abraham L., besuchte die Harvard-Universität bei Boston, ward 1864 von seinem Vater dem General Grant als Adjutant beigegeben und machte den letzten Feldzug des Bürgerkriegs mit. Nach dem Frieden nahm er seine Rechtsstudien wieder auf und ließ sich in Chicago als Rechtsanwalt nieder. Präsident Garfield ernannte ihn 1881 zum Kriegsminister, und L. behielt diesen Posten auch unter dem Präsidenten Arthur bis 1885. Nach dem Amtsantritt Clevelands nahm er seine Anwaltspraxis in Chicago wieder auf, bis er 1889 vom Präsidenten Harrison zum Gesandten der Union in London ernannt wurde.

Lindau, 1) Rudolf, wurde im Juni 1888 zum Generalkonsul für Spanien in Barcelona ernannt.

 Linder, Gottfried, Komponist, geb. 22. Juli 1842 zu Ehingen, erhielt seine musikalische Ausbildung auf dem Konservatorium zu Stuttgart, an dem er 1868 als Lehrer angestellt wurde. 1879 wurde er zum Professor ernannt. Er komponierte die im Stil der neudeutschen Richtung gehaltenen Opern: „Dornröschen“, die er später „Roswitha“ nannte (1872), und „Konradin von Schwaben“ (1879), die mit Erfolg in Stuttgart aufgeführt wurden. Von seinen andern Werken sind zu nennen: „Waldlegende“, symphonisches Tonbild, Ouvertüre „Aus nordischer Heldenzeit“, Trios, Lieder etc.

 Lindh, Anders Theodor, finn. Dichter, geb. 13. Jan. 1833 zu Borgå, wo sein Vater Dompropst war, studierte in Helsingfors physikalisch-mathematische Wissenschaften, promovierte 1857, war dann im Forstwesen und bis 1862 als Sekretär bei der Oberbehörde für die Landesvermessung thätig, wandte sich dann aber der Rechtskunde zu und wurde 1877 als Mitglied des Stadtrats nach Borgå berufen. Seine lyrischen Dichtungen („Dikter“, 1862, neue Sammlung 1875) zeichnen sich durch die Ergüsse eines tiefen Gemüts und einer frischen Lebenskraft wie durch ergreifende Naturschilderungen aus. Als Dramatiker trat er auf in den Trauerspielen: „Konung Birger och hans bröder“ (1864) und „Maria af Skotland“ (1865). Auch lieferte er meisterhafte Übersetzungen aus dem Dänischen, Deutschen, Englischen, Französischen und Italienischen.

 Lindi, kleiner Hafen an der Küste von Deutsch-Ostafrika, unter 10° südl. Br., am Nordufer der schönen Bucht von L., die sich südwestwärts tief in die Küste hineinzieht, für den besten Hafen Ostafrikas gilt und den Ruhuhu aufnimmt. Die Stadt besteht aus kleinen, einstöckigen Steinhäusern und Negerhütten und hat etwa 2000 ständige Einwohner; der Wali bewohnt die Ruinen eines Forts aus der alten portugiesischen Zeit. L. ist Ausgangspunkt eines bedeutenden Karawanenverkehrs nach dem Nyassasee und führt namentlich vorzüglichen Gummi aus. Der Handel ist in den Händen von Indern.

Lindner, 1) Albert, Dichter, starb 4. Febr. 1888 in Berlin. Sein Leben beschrieb A. v. Hanstein (Berl. 1889).

2) Theodor, Geschichtschreiber, wurde 1888 als Professor der Geschichte an die Universität Halle berufen. Er schrieb noch: „Die Veme“ (Paderb. 1887) und „Deutsche Geschichte unter den Habsburgern und Luxemburgern“ (Stuttg. 1889 ff.).

 3) Friedrich Wilhelm, Pädagog, geb. 11. Dez. 1779 zu Weida, studierte in Leipzig, ward 1804 Lehrer an der allgemeinen Bürgerschule, habilitierte sich 1808 an der Universität, erhielt 1815 eine

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 530. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0534.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2023)