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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

öffnet auf einen Augenblick den Zuleitungshahn, dann den Manometerhahn und überzeugt sich, daß die Flüssigkeit in beiden Manometerschenkeln gleich hoch steht. Dann läßt man aus der Bürette vorsichtig Kalilauge eintropfen, und wenn sich der anfangs entstehende Überdruck in Unterdruck verwandelt hat, läßt man so lange Kalilauge zufließen, bis Gleichgewicht hergestellt ist. Die absorbierte Kohlensäure ist dann durch ein gleiches Volumen Kalilauge ersetzt, welches man an der Bürette ablesen kann. Zur Nachweisung von Cyan leitet man das Gas durch starke Natronlauge und versetzt diese mit neutralisierter Pikrinsäure. Eine tief dunkelrote Färbung zeigt Cyan an. Zur Bestimmung des spezifischen Gewichts benutzt man einen Apparat, welcher auf dem Prinzip beruht, daß die spezifischen Gewichte zweier Gase, welche durch eine enge Öffnung in einer Platte ausströmen, sich wie die Quadrate der Ausströmungszeiten verhalten. Die Leuchtkraft des Gases wird photometrisch bestimmt.

Die Arbeit in den Gasanstalten ist mit mancherlei Gefahren verknüpft, im allgemeinen aber nicht besonders schädlich. Grelle Temperaturwechsel verursachen Rheumatismen, Bronchialkatarrhe etc., Kohlenstaub erzeugt Kohlenlunge, und bei der Arbeit an den Reinigungskasten leiden die Arbeiter ebenfalls durch den Staub und bekommen oft Augenentzündungen. Bisweilen treten Kohlenoxydvergiftungen auf, meist sind dieselben aber auf grobe Unvorsichtigkeiten zurückzuführen. Beim Ablöschen der Koks entwickelt sich Schwefelwasserstoff, welcher nicht nur den Arbeitern gefährlich wird, sondern auch die Umgegend belästigt (mit bleihaltiger Ölfarbe gestrichene Häuser werden schwarz), und bei Regeneration der Neinigungsmasse entwickeln sich giftige Gase. Dagegen besteht die am meisten gefürchtete Explosionsgefahr durchaus nicht in dem eingebildeten Grad, und namentlich sind die Gasometer ungefährlich. Die Nachbarschaft wird hauptsächlich durch den Rauch und die mancherlei übeln Gerüche, welche die Gasanstalten erzeugen, belästigt und zum Teil gefährdet. Es ist dringend zu fordern, daß bei der Regenerierung der Reinigungsmasse, dem Ablöschen der Koks, dem Reinigen der Steigeröhren wirksame Vorbeugungsmaßregeln zur Anwendung gebracht werden. Namentlich auch ist die Verunreinigung des Bodens und der Wasserläufe durch Abwässer und Abfälle der Gasanstalten zu verhindern. Undichtigkeiten der Sohle der Gasometer und der Becken, in welchen Abfälle aus den Reinigungsapparaten aufbewahrt werden, geben besonders Veranlassung zu Bodenverunreinigungen, welche sich bisweilen durch Absterben von Bäumen in Entfernungen von 300 m zu erkennen geben. Sehr beachtenswert sind Undichtigkeiten der Leitungen, da von solchen schadhaften Stellen aus das Gas durch Ansaugung in die Wohnungen gelangen kann. Dies Ansaugen geschieht auf weite Entfernungen und ist um so gefährlicher, als das Gas auf seinem Weg durch den Boden die riechenden Bestandteile verliert, so daß es in der Wohnung nicht bemerkt wird. Die Beschädigung der Vegetation durch L. im Boden ist direkt nachgewiesen worden. Es ist daher vorgeschlagen worden, die Leitungen nicht direkt in den Boden, sondern in weite, ventilierbare Kanäle zu legen, eine Einrichtung, die sich bereits mehrfach gut bewährt hat. Die Gasanstalten gehören zu den konzessionspflichtigen Anlagen. Die Erteilung der Genehmigung ist durch Gesetz vom 26. Juli 1876 dem Bezirksrat überwiesen.

 Leutsch, Ernst von, Philolog, geb. 16. Aug. 1808 zu Frankfurt a. M., vorgebildet in Celle, Dresden und Leipzig, studierte seit 1827 in Göttingen und Berlin, ward 1831 Privatdozent in Göttingen, 1837 außerordentlicher und 1842 ordentlicher Professor daselbst. 1865 zum Hofrat, später auch zum Geheimen Regierungsrat ernannt, starb er 20. Juli 1887. Von seinen Schriften heben wir hervor: „Thebaidos Cyclicae reliquiae“ (Götting. 1830); „Corpus paroemiographorum graecorum“ (Bd. 1 mit Schneidewin; das. 1839–51, 2 Bde., u. Par. 1868); „Grundriß zu Vorlesungen über die griechische Metrik“ (Göttingen 1841). Besonders verdient ist seine Redaktion des „Philologus“ seit Schneidewins Tod (1856) und des 1869 von ihm begründeten „Philologischen Anzeigers“. Vgl. Schneidewin, Ernst v. L., Nekrolog (Götting. 1888).

 Levay, Joseph, ungar. Dichter, geb. 18. Nov. 1825 zu Sajo Szent-Peter im Borsoder Komitat, studierte Rechtswissenschaft in Käsmark, wurde 1848 mit der Leitung der amtlichen Zeitung betraut, die er während der Dauer der Revolution führte, erhielt 1852 eine Professur am Lyceum zu Miskolcz und 1865 das Advokatendiplom. L., seit 1863 Mitglied der ungarischen Akademie, ist ein vortrefflicher volkstümlicher Lyriker, ein guter Kritiker und ausgezeichneter Redner. Außer zerstreuten Abhandlungen, Lobreden auf Kazincy, Paloczy, Deák u. a., Übersetzungen Shakespearescher Stücke (in der Kisfaludy-Ausgabe) veröffentlichte er die Gedichtsammlungen: „Lieder der Erinnerung“ (1850), „Gedichte“ (1852), „Neue Gedichte“ (1856), welche in 2 Bänden (Budapest 1881) gesammelt erschienen.

Levetzow, 2) Albert von, deutscher Politiker, wurde nach dem Rücktritt des bisherigen Präsidenten v. Wedel-Piestorf im November 1888 wieder zum ersten Präsidenten des deutschen Reichstags gewählt.

Levi, Leone, engl. Nationalökonom, starb 7. Mai 1888 in London. Von ihm erschien noch „International law, with material for a code“ (1887).

 Levitschnigg, Heinrich, Ritter von, österreich. Dichter und Schriftsteller, geb. 25. Sept. 1810 zu Wien, studierte daselbst erst die Rechte, dann Medizin und ging schließlich zum Militärstand über. Als Unterleutnant eines Regiments an der türkischen Grenze erwärmte er seine Phantasie ganz und gar für den orientalischen Bilderluxus, welchen Freiligrath und teilweise Rückert in die Poesie gebracht hatten, und er verließ, nachdem er lyrische Proben in Zeitschriften etc. veröffentlicht hatte, auch den Militärstand, um sich ganz der Litteratur zu widmen. Seine ersten Veröffentlichungen, das Gedicht „Rustan“ (Stuttg. 1841) und die „Gedichte“ (Wien 1842), zeigten ein schönes Talent, das sich aber in einem Labyrinth überschwenglicher und haltloser Metaphern verirrte, was bei den spätern Gedichten: „Westöstlich“ (das. 1846), noch mehr der Fall war. Als Feuilletonist der offiziösen „Pester Zeitung“ erlebte er 1848–49 die ungarische Revolution mit, der er nach ihrer Besiegung scharfe gegnerische Bilder in „Kossuth und seine Bannerschaft“ (Pest 1850) vorhielt. Den kaiserlichen Siegern widmete er seine „Soldatenfibel“ (Pest 1852), und noch einmal zeigte er in „Brennende Liebe“ (Wien 1852) den bereits charakterisierten Lyriker. Dann wandte er sich flüchtiger Romanschreiberei zu, brachte auch zur Zeit, als Wagners „Tannhäuser“ auftauchte, ein durch Ausstattung gehobenes gleichnamiges Schauspiel mit Tageserfolg zur Aufführung, sank aber schließlich zu Rätselbüchern u. dgl. herab und starb 25. Jan. 1862 in Wien.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0531.jpg&oldid=- (Version vom 20.4.2023)