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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

anschlossen. Bald darauf siedelte er nach Paris über, wo er sich durch den dortigen Naturalismus beeinflussen ließ, aber auf seinen Studienreisen nach Holland sich auch nach den niederländischen Interieurmalern Pieter de Hooch und Jan van der Meer bildete. In ihrer Art sind die mit einer Näharbeit beschäftigten Lübecker Waisenkinder (1886), die Segelnäher und die Kartenspieler behandelt. Außerdem hat er Landschaften, Architekturstücke und Interieurs gemalt. 1888 kehrte er wieder nach München zurück. Er besitzt die Medaille zweiter Klasse der dortigen Ausstellung.

 Kühlapparate, zur Herabsetzung der Körpertemperatur im ganzen oder einzelner Körperteile dienende Vorrichtungen. Dahin gehört zunächst der Eisbeutel sowie Eiskissen, Eismatratzen. Die Leiterschen Röhren sind weiche, dünne Bleiröhren, welche nach der Form des Körperteils, auf welchen sie angelegt werden sollen, gebogen werden können; aus einem hoch aufgehängten Irrigator läßt man dann permanent kaltes Wasser durch die Röhren fließen und kann so eine intensive Abkühlung erzeugen. Die neuen Leiterschen Apparate bestehen aus dünnen, biegsamen Metallplatten statt der Röhren. Auf einem andern Prinzip beruht die Kühlkompresse von Väschlin; sie besteht aus einer Kompresse aus Jute, welche mit sogen. Gefriersalzen imprägniert ist und zum Gebrauch dann nur mit Wasser angefeuchtet zu werden braucht. Die Kühlkompresse hat den Vorzug, daß sie immer wieder verwendet werden kann.

Kuhn, 3) Franz, Freiherr von Kuhnenfeld, österreich. Feldzeugmeister, wurde im Juli 1888 plötzlich seines Postens als Landeskommandierender und Befehlshaber des 3. Armeekorps in Graz enthoben, weil er es an Straffheit im Dienst fehlen ließ und sich allzu freimütige Äußerungen über den Erzherzog Albrecht gestattet hatte. Die Offiziere des Korps veranstalteten 24. Juli eine Abschiedsfeier, bei welcher K. in längerer Rede seine Verdienste rühmte und dann in demonstrativer Weise gefeiert wurde, weswegen er einen Urlaub ins Ausland erhielt.

Kühne, 1) Ferdinand Gustav, Romandichter, starb 22. April 1888 in Dresden. Vgl. Pierson, Gustav K., sein Lebensbild und Briefwechsel (Dresd. 1890).

Kukuljević (K.-Sakčinski), Ivan, Geschichtsforscher, starb 1. Aug. 1889 auf seinem Gut Puhakovec in Zagorien.

 Kumamoto, Hauptort eines Ken in der japan. Provinz Hiogo, auf der Insel Kiusiu, am rechten Ufer und 8 km oberhalb der Mündung des Sirakawa in die Bai von Simabara, ist in altem japanischen Stil durch ungeheure Steinmauern befestigt und Hauptort eines der zehn Militärbezirke des Reichs, hat ein die Ken K. und Oita umfassendes Tribunal, aber einen nur flachen Dschonken zugänglichen Hafen und (1887) 44,384 Einw.

 Kumaon, Division der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen, im westlichen Himalaja, im N. von Tibet, im O. von Nepal begrenzt, 12,438 qkm (585 QM.) groß mit (1881) 1,046,263 Einw. (91,3 Proz. Hindu, 8,4 Proz. Mohammedaner). Das Land ist teilweise eben, sumpfig und ungesund und steigt in dem eigentlichen K. zu bedeutenden Höhen auf (Nanda Dewi 7841 m), an deren Abhängen wertvolle Wälder der Ausbeute harren. Ackerboden ist wenig vorhanden, in neuester Zeit nimmt die Theekultur zu, auch baut man in den höhern Lagen Kartoffeln. Hauptort ist Almora; die Gesundheitsstation Naini Tal ist mehrere Monate lang im Jahr Sitz der Verwaltung der Nordwestprovinzen und Residenz des Lieutenant-Governors.

Kummer, 1) Karl Robert, Maler, starb 29. Dez. 1889 in Dresden.

2) Ernst Eduard, Mathematiker, starb 28. Jan. 1890 in Berlin.

 Kunbum, berühmtes Lamakloster im Distrikt Sining der chinesischen Provinz Kamsu, zählte früher an 7000 Lamapriester, seit dem Aufstand der Mohammedaner, welche es 1872 und 1874 verwüsteten und zerstörten, aber nur noch gegen 2000. Doch zieht die hier seit alters bestehende hohe Schule mit ihren vier Abteilungen für die Lehre der Mysterien, der Gebete, der Zeremonien und der Heilkunst für die 440 Krankheiten des Menschen noch eine große Zahl von Lernenden sowie die hohen religiösen Feste Tausende von Pilgern aus Tibet, der Mongolei und China an. Vgl. Huc, Wanderungen etc. (deutsch, Leipz. 1855); Kreitner, Im fernen Osten (Wien 1881).

 Kund, Richard, Afrikareisender, geb. 1852 zu Zielenzig in der Neumark, verließ beim Ausbruch des Kriegs 1870 das Gymnasium zu Landsberg, trat in das Kadettenkorps und machte den letzten Teil des Feldzugs als Fähnrich in einem Infanterieregiment mit. Er wandte den Forschungen in Afrika von jeher das regste Interesse zu und war 1884 so glücklich, zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Expedition der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft nach dem südlichen Congobecken berufen zu werden. Mit Leutnant Tappenbeck (s. d., Bd. 17) drang er zwischen 3 und 4° südl. Breite in das gänzlich unbekannte Innere des Gebiets östlich vom Kassai bis 21° östl. L. und vermehrte dadurch wesentlich unsre Kenntnis von dem System der linken großen Zuflüsse des Congo. Die beiden Forscher brachen 9. Aug. 1885 vom Stanley Pool auf, überschritten den Koango und erreichten hierauf die bisher unbekannten Flüsse Wambu und Sail. Nach mühsamer Überschreitung des inselreichen Kassai wurde der mächtige Lukenge (Lukata, Likata) entdeckt, bei dessen Überschreiten K. 15. Dez. schwer verwundet wurde. Da nun aber das rechte Ufer sich als unpassierbar erwies, so wurden Kanoes gebaut, der Lukenge abwärts bis zur Einmündung in den Kassai befahren, worauf man sehr bald den Congo erreichte. K. kehrte nun mit Tappenbeck Anfang 1886 nach Europa zurück. Berichte über ihre Reise finden sich in den „Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin“. Im August 1887 traten beide Forscher im Auftrag der deutschen Reichsregierung eine Erforschungsreise nach Camerun an, um in dem südlichen Teil des Camerungebiets eine Station anzulegen, welche wissenschaftlichen Forschungszwecken dienen sollte und zugleich als Stützpunkt für die in das hier unmittelbar an der Küste beginnende, unbekannte Hinterland vorzunehmenden Vorstöße zu gelten hatte. Dieser eigentliche Zweck konnte zwar nicht erreicht werden, da die Expedition vor der Feindseligkeit der Sudânneger zurückweichen mußte, wobei K. und Tappenbeck verwundet und von den eingebornen Trägern 10 getötet und 30 verwundet wurden; indessen wurden durch das Vordringen der Reisenden bis 12°30′ östl. L. und 3° nördl. Br. wichtige Entdeckungen gemacht, wie der beiden an der Westküste mündenden Ndjong, Beundo und Sonnaga, welch letzterer bei Malimba und Camerun in den Armen Borea, Bornu und Kwaka sich ins Meer ergießt. Glücklicher verlief ein von K. wiederum mit Tappenbeck 1888 mit einer 240 Mann starken Karawane gemachter Vorstoß, wobei der Oberlauf des Sannaga und Njong erreicht wurde. K. gründete zwei Stationen,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0518.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2023)