Seite:Meyers b17 s0513.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

leicht zerstört wird. Nach manchen Angaben enthält K. auch Harzseife, Fettseife, Alkohol. Es ist weit weniger giftig als Karbolsäure, steht aber letzterer an desinfizierender Kraft wenig nach, ja übertrifft dieselbe in gewissen Fällen, so zur Abtötung der Tuberkelbacillen. Man benutzt es in 2–5 Proz. Lösung zur Desinfektion von Wunden, insbesondere Wundhöhlen, Händen, Instrumenten (für letztere, weil nicht durchsichtig, weniger geeignet), ferner namentlich zur desinfizierenden Abwaschung von Geräten etc.

Kreosot. Neuerdings wurde das K. besonders angelegentlich zur Behandlung der Lungentuberkulose empfohlen. Die Thatsache, daß alle Teerprodukte energisch desinfizierende oder wenigstens entwickelungshemmende Wirkung auf die Tuberkelbacillen ausüben, ist geeignet, die vom Standpunkt der Erfahrung am Krankenbett gegebene Empfehlung des Kreosots durch Sommerbrot zu unterstützen. Leider wird in manchen Fällen die Anwendung des Mittels unmöglich, weil der Magen dasselbe nicht oder nicht auf die Dauer erträgt.

Krestowskij, 2) W. (N. D. Chwoschtschinskaja), russ. Schriftstellerin, starb 20. Juni 1889 in Petershof bei St. Petersburg.

Kreta. Im Sommer 1889 brach wieder einmal ein Aufstand in K. aus, wo sich der Generalgouverneur Sartinsky Pascha nicht die Sympathien der christlichen Bevölkerung erworben hatte. Die Aufständischen besetzten das Gebirge von Sfakia und verkündeten die Vereinigung der Insel mit Griechenland als ihr Ziel. Die griechische Regierung trat in einer Note an die Mächte vom 6. Aug. für den Aufstand ein. Die Pforte schickte Schakir Pascha mit bedeutenden Streitkräften nach K., welcher auch bald den Aufruhr unterdrückte. Darauf wurde eine Amnestie erlassen und durch einen Ferman Reformen, namentlich auf wirtschaftlichem Gebiet, versprochen; beide Erlasse erschienen aber den Christen nicht genügend uno beschwichtigten die Unzufriedenheit nicht. Die griechische Regierung hatte daher Mühe, sich des Drängens der kretischen Flüchtlinge auf Intervention zu erwehren.

Kretzschmer, Johann Hermann, Maler, starb 5. Febr. 1890 in Berlin.

 Kriegsflotten der wichtigsten europäischen Staaten. Nächst den Dampf- u. den Panzerschiffen haben die Torpedoboote bei ihrer Einführung auf die Entwickelung der K. aller Länder den bedeutsamsten Einfluß ausgeübt. Die Panzerschiffe hatten bereits mehrere Wandlungen ihrer Bauart und Einrichtung hinter sich, als die Torpedoboote Mitte der 70er Jahre ihnen gegenübertraten, denn Zweck der letztern war vornehmlich die Bekämpfung der Panzerschiffe mittels Torpedos. Glaubte man anfangs, daß es am vorteilhaftesten sei, die Torpedoboote so klein als möglich zu machen, und daß solche von 8 bis 12 Ton. genügen würden, so erkannte man bald, daß der aus dieser geringen Größe hervorgehende Mangel an Seetüchtigkeit ihren Nutzen fast ganz aufhob. Infolgedessen wuchsen sie nach und nach auf 30, 40, 50–60 Ton. Damit war ihre anfänglich sehr geschätzte Mitführung als Beiboote auf dem Deck großer Schiffe ausgeschlossen. Man vereinigte nun in der Regel sechs Boote unter Führung eines größern Fahrzeugs von 250 bis 500 Ton., die sogen. Divisionsboote, Torpedobootjäger oder Torpedoavisos, zu kleinen Flottillen, um sie den Schlachtschiffen oder Geschwadern zur Ausübung des Kundschafter- und Sicherungsdienstes auf hoher See beizugeben oder ihnen selbständig den gleichen Dienst in der Küstenverteidigung zu übertragen. Je mehr aber die Torpedoboote bei Flottenübungen zur praktischen Verwendung kamen, um so mehr brach sich die Überzeugung Bahn, daß für den Dienst auf hoher See diese kleinen Boote wenig geeignet sind, daß sie dagegen der Küstenverteidigung vielen Nutzen versprechen. Richtig war die anfängliche Ansicht, daß die kleinen behenden Boote von den schwerfälligen Panzergeschützen wenig zu fürchten hätten, daß aber diese Sicherheit mit ihrer Größe schwindet. Wenn auch ihre im Lauf weniger Jahre außerordentlich gesteigerte Fahrgeschwindigkeit ein Hinaufgehen in dieser Richtung wieder ausglich, so war doch all diesen Bestrebungen in den Revolverkanonen und Schnellfeuergeschützen, die in kurzer Zeit überraschende Fortschritte in ihrer technischen Entwickelung machten, ein Gegner entstanden, den sie nicht mehr überholen konnten. Mit den wirkungsvollen Schnellfeuerkanonen größern Kalibers hat die Artillerie den Schiffen großer Fahrgeschwindigkeit gegenüber die Stellung als Waffe im Seekrieg wiedergewonnen, die sie gegenüber den Panzerschiffen nie verlor, den kleinen Blitzbooten aber eine kurze Zeit lang hatte preisgeben müssen. Ebenso rasch entwickelten sich der Schiffs- und Schiffsmaschinenbau, deren Leistungen die schnell fahrenden Kreuzer von 2–3000, neuerdings sogar zu 5–6000 Ton. bezeugen. Insbesondere ist der außerordentliche Fortschritt im Schiffsmaschinenbau auf die Seetaktik von großem Einfluß gewesen, insofern die Fahrgeschwindigkeit der Schiffe die Bedeutung einer Waffe erhielt. Das italienische Panzerschiff Sardegna von 13,860 T. hat Maschinen von 22,800 i e (indizierte Pferdekräfte), die englischen Panzerdeckkreuzer Blake und Blenheim von 9000 T. 20,000 i e, der französische Panzerkreuzer Dupuy de Lôme von 6300 T. 14,000 i e, die deutschen Torpedo-Divisionsboote D.7 u. D.8 von 350 T. haben 4000 i e; und 26 Knoten (48 km) Geschwindigkeit. Gegenüber diesen größern Schiffen, die Kohlen für mehrere tausend Seemeilen Fahrt an Bord nehmen können, ist die Bedeutung der kleinen Torpedoboote auf hoher See sehr geschwunden, zumal die Lancierung der Torpedos eine so günstige Entwickelung genommen, daß dieselbe mit gleicher Sicherheit auch von den Kreuzern ausgeführt wird. Damit kehrte auch das gesunkene Vertrauen zu den schweren Panzerschiffen, das sie bei der schnell wachsenden Bedeutung der Torpedoboote einbüßten, wieder zurück, unterstützt vom Schiffbau, der es verstanden, durch den Zellenbau und Herstellung vieler wasserdichter Abteilungen, durch Längs- und Querschotten im Schiffsraum die Wirkung treffender Torpedos zu lokalisieren und ihnen so die Schwimmfähigkeit zu erhalten, auch wenn sie ein Leck durch einen Torpedo erhielten. Glaubte man eine Zeitlang, daß der Kampfwert der Panzerschiffe für die Seeschlacht nicht mit ihrer Größe und Schwere des Panzers wie der Geschützarmierung wachse, sondern daß mehrere kleine Panzerschiffe in dieser Beziehung einem großen vorzuziehen seien, so hat auch diese Ansicht sich geändert, ebenso die, daß der Seitenpanzer ganz, wie an den italienischen Panzerschiffen der Lepantoklasse, oder teilweise, wie an den englischen Schiffen der Admiralsklasse, entbehrlich sei. Schießversuche mit Brisanzgeschossen haben gelehrt, daß die Wirkung derselben gegen ungepanzerte Schiffswände ganz furchtbar ist, wogegen sie beim Anprall gegen Panzerwände springen, ohne durch diese hindurchzugehen. Man ist daher heute der Ansicht, daß für die Seeschlacht, sei es gegen Schiffe oder Küstenwerke, große Panzerschiffe mit starkem

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0513.jpg&oldid=- (Version vom 13.6.2023)