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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Stadt und fast 9000 in den Vororten) fast ein Drittel der sämtlichen Inselbewohner umschließt. Wie sehr dort aller Handel sich konzentriert, zeigt der Umstand, daß dort alle Juden der Insel, 2700 an Zahl, und von sämtlichen Schiffern 88 Proz. (590 von 674) wohnen. Ihre eigne Reederei ist freilich unbedeutend. Der Verkehr in den übrigen kleinen Häfen, welche ausschließlich der Nordseite der Insel angehören, ist durchaus lokaler Natur. Die einst bedeutenden Salinen, von denen diejenigen an der Mündung des Potamo nördlich der Stadt K. und die am Kap Levkimo noch vorhanden sind, werden jetzt wenig gepflegt. Erst in neuerer Zeit ist die Entfremdung zwischen der Stadt K. und dem Land, welche nur schlechte Verbindungen miteinander hatten, durch die Erbauung eines vorzüglichen Straßennetzes, womit die Engländer 1822 begannen, gehoben worden. Dasselbe wird gut im stande gehalten und sogar langsam vergrößert. Wie tief jener Unterschied war, zeigt die erst in neuerer Zeit erfolgte, tief greifende Romanisierung der Hauptstadt, während das Landvolk durchaus griechisch blieb. Ja, es hat den häufig zuwandernden Albanesen (Spuren derselben haben sich in einzelnen Ortsnamen und in der Tracht erhalten) gegenüber die assimilierende Kraft des Hellenentums sich gründlich bethätigt u. dieselben stets bald aufgesogen. Die volkstümliche Einteilung der Insel in vier Landschaften rührt noch aus der Zeit der Anjous her: 1) Oros, im NO., der unwirtlichste und felsigste Teil der Insel, kaum zu einem Fünftel bebaut; 2) Aghiru, der Nordwesten, am dichtesten besiedelt und am besten angebaut (viel Ölbäume und Weinbau; der beste Wein der von Spagus); 3) Mezzo oder Mezzaria, die Mitte, reich an Ölbaumwäldern, aber namentlich im S. nicht genügend besiedelt und bebaut; 4) Levkimo, der öde Süden, welcher mit wenigen Ausnahmen nur armselige kleine Dörfer enthält, 1816 durch die Pest verwüstet, mit unsympathischer Bevölkerung.

K., im Altertum waldreicher als heute, besitzt nur am Nordabhang des Pantokrator Eichenwälder, die zu Anfang des 19. Jahrh. etwa 100,000 Stämme, jetzt aber wohl weniger, zählten, und Mischwald am Berg von A. Matthias. Um so ausgedehnter ist das Gestrüppe, namentlich aus Stecheichen bestehend, im Gebirge und Hügelland. Die Fauna ist arm; von wilden Säugetieren kommen nur Fuchs, Hase, Wiesel, Igel u. Schakal vor. Auch die Viehzucht ist, von dem Kleinvieh der Bergdörfer abgesehen, unbedeutend. Der in alter Zeit blühende Ackerbau verfiel später, die Thalgründe versumpften, und im 16. Jahrh. erzeugte K. nur so viel Getreide, als es für zwei Monate brauchte. Venedig that nichts, um diesen Zustand zu beseitigen, und erst die Franzosen suchten den Bodenbau zu heben. Jetzt ist Mais die wichtigste Körnerfrucht, dann Winterweizen, Mohrenhirse und Gerste; aber in der Hauptsache ist K. auf die Zufuhr aus Südrußland angewiesen. Um so wichtiger ist der Weinbau, dessen Produkt freilich unter der schlechten Behandlung und darunter leidet, daß ungeeignete Thalgründe und Niederungen statt der Hügel mit Reben bepflanzt werden. Doch scheint sich die Produktion zu heben. Noch mehr aber überwiegt der Ölbaum, dessen Anbau seit 1623 von Venedig mit allen Kräften gefördert wurde. Die Hälfte der Insel ist jetzt damit bedeckt, und es wurden 1879 auf K. (und Paxo) nicht weniger als 3,814,730 Ölbäume gezählt, die weitaus meisten in der Mitte der Insel. Doch steht der Ertrag wegen mangelnder Pflege nicht im Verhältnis zur Ausdehnung des Anbaues; er belief sich im Durchschnitt der Jahre 1857/58–1885/86 auf jährlich 87,500 Barili (à 71 Lit.). Das Sinken der Ölpreise führt aber allmählich eine Einschränkung der übertrieben ausgedehnten Ölbaumzucht herbei. Nicht so bedeutend, wie er es sein sollte, ist der Anbau der Agrumi (Apfelsinen-, Limonen- und Zitronenbäume) und Obstbäume, vernachlässigt der Gemüsebau. Sonst findet sich Flachs, Hanf und Waid angebaut. Im ganzen leistet weder Landwirtschaft, noch Fischerei, noch Industrie etwas Bedeutendes; die Gunst der natürlichen Verhältnisse wird in keiner Weise ausgenutzt. Die Verteilung der Bevölkerung zeigt folgende Tabelle:

  Flächeninhalt Einwohnerzahl Einw. auf 1 qkm
Der Norden 254 qkm 20813 82
Die Mitte 178  „  45642 256
Der Süden 161  „  10014 62
Ganz Korfu: 593 qkm 76469 130

 Kornegalle, Distriktshauptort auf der Insel Ceylon, in reizender Lage am Fuß eines Felsens, in Form eines liegenden Elefanten, auf dessen Gipfel ein sehr heilig gehaltener und von zahlreichen Wallfahrern besuchter buddhistischer Tempel den angeblichen Abdruck des Fußes Buddhas einschließt. Die Stadt ist Sitz der britischen Behörden, enthält die Ruinen des Palastes der alten Könige von Ceylon, deren Residenz K. eine Zeitlang war, und zählt 3680 Einw.

 Korolenko, Wladimir Galaktionowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 15. Juli (a. St.) 1853 zu Shitomir (Wolhynien), besuchte das technologische Institut in Petersburg, dann die land- und forstwirtschaftliche Akademie in Moskau. Schon als Student in politische Händel verwickelt, ward er 1879 nach Ostsibirien verbannt, durfte aber 1885 zurückkehren, worauf er seinen Wohnsitz in Nishnij Nowgorod nahm. Sein bewegtes Leben gab ihm reichen Stoff zu fesselnden Erzählungen und Schilderungen, von denen wir nennen: „Skizzen eines sibirischen Touristen“; „Sokolinec“ (d. h. ein auf die Insel Sokolin [Sachalin] Verbannter); „Son Makara“ („Makars Traum“), worin er Sagen und Aberglauben der Jakuten, unter denen er drei Jahre lebte, vorführt; „In schlechter Gesellschaft“; „Der Wald rauscht“, eine russische Volkslegende; „Der blinde Musikant“ u. a. Seine Werke erschienen zum Teil gesammelt unter dem Titel: „Očerki i razskazi“ (Mosk. 1887).

 Korytza (Goritza, Gjordscha), Hauptort eines Liwa des europäisch-türk. Wilajets Monastir (Albanien), 840 m hoch an einem südlichen Zufluß des obern Devol schön gelegen, mit ca. 10,000 meist alban. Einwohnern. Es hat mehrere Moscheen, Kirchen und eine Kaserne und ist Sitz eines Liwapaschas und eines griechischen Erzbischofs.

Koschmin, Stadt, Regierungsbezirk Posen, gehört seit 1887 zum Kreis K.

 Kossowo-Feier. Zur Erinnerung an die erste Schlacht auf dem Amselfeld (Kossowo-Polje), in welcher vor 500 Jahren 27. Juni 1389 das serbische Reich des Mittelalters von den Türken vernichtet ward, wurden von den Serben im Juni 1889 Feierlichkeiten veranstaltet. Die Hauptfeier fand im Königreich Serbien in Kruschewatz statt, wo auch ein Denkmal errichtet wurde; das Amselfeld selbst liegt auf türkischem Gebiet, und daher fand die Feier nicht dort statt. Die österreichischen und bosnischen Serben durften an der Feier in Kruschewatz nicht teilnehmen, damit dieselbe keinen großserbischen Charakter erhielt.

 Kotek, Joseph, Violinist, geb. 25. Okt. 1855 in Podolien als Sohn eines böhmischen, nach Rußland übergesiedelten Musikers, von welchem er den ersten

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 504. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0508.jpg&oldid=- (Version vom 29.6.2023)