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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Griechenland. Nach den vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung vom 28. April 1889 (n. St.) beträgt die Bevölkerung Griechenlands:

Nomarchien QKil. Bevölkerung auf 1 qkm
Arta 1250 32890 26
Trikkala 5700 143143 25
Larissa 6420 168034 26
Nordgriechenland: 13370 344067 26
Attika und Böotien 6306 257764 41
Euböa 4199 103442 24
Phthiotis und Phokis 6084 136470 22
Akarnanien und Ätolien 7489 162020 21
Mittelgriechenland: 24078 659696 27
Argolis und Korinth 5244 144836 27
Achaia und Elis 5075 210713 41
Arkadien 4301 148285 34
Lakonien 4240 126088 30
Messenien 3341 183232 55
Peloponnes: 22201 813154 36
Kykladen 2695 131508 49
       
Korfu (Kerkyra) 1092 114535 105
Kephalonia 815 80178 98
Zakynthos 438 44070 101
Ionische Inseln: 2345 238783 102
Zusammen: 64689 2187280 34

Erst seit 1887 ist eine amtliche Statistik des griechischen Handels veröffentlicht worden. Freilich erklärt ein Kenner des Landes, Philippson („Petermanns Mitteilungen“ 1889), die Ziffern wegen des großen Schmuggels und der häufigen Betrügereien der Zollbeamten für nicht allzu genau. Der Gesamtwert des griechischen Handels betrug 1887: 254,112,455 Drachmen, wovon 144,721,806 auf die Einfuhr und nur 109,390,649 auf die Ausfuhr entfallen, und ist 1888 auf 227,531,496 Drachmen (124,388,595 in der Einfuhr und 103,142,901 in der Ausfuhr) gesunken. Das Überwiegen der Einfuhr ist nach Philippson chronisch und in den letzten Jahren infolge schlechter Ernten und dadurch bedingter vermehrter Getreideeinfuhr noch gestiegen, soll aber durch den Verdienst der den Zwischenhandel in der Levante vermittelnden Handelsflotte und durch den Umstand, daß sich viele im Ausland reich gewordene Griechen in Athen niederlassen, ausgeglichen werden. Die bedeutende Abnahme der Einfuhr im J. 1888 ist eine Folge der guten Getreideernte, wodurch der Bedarf Griechenlands an ausländischem Getreide sich verminderte; die Abnahme der Ausfuhr wurde durch das Sinken des Korinthenpreises hervorgerufen. Am meisten verloren bei der Einfuhr nach G. die Getreide liefernden Länder, Rußland um 9, Rumänien um 7 Mill. Drachmen; zugenommen hat diejenige aus dem Deutschen Reich (um 0,9 Mill.), Frankreich und einigen kleinen Staaten. Die Ausfuhr von G. nahm am bedeutendsten ab bei den die meisten Korinthen verbrauchenden Ländern, bei Großbritannien um 1,2, bei Frankreich um 4,6 Mill. Drachmen. Der Handel mit Großbritannien ist der bedeutendste; dann folgt derjenige mit Frankreich, ferner mit Rußland, welches der hauptsächlichste Getreidelieferant ist. Das Deutsche Reich nimmt erst die siebente Stelle ein, wobei indessen zu beachten ist, daß deutsche Waren meist über österreichische, italienische oder französische Häfen importiert und infolgedessen diesen Ländern gutgeschrieben werden. Über den Spezialhandel (mit Ausschluß der Transitwaren) und dessen Provenienz im J. 1888 gibt folgende Tabelle nähere Auskunft:

Länder Einfuhr
Drachmen
Ausfuhr
Drachmen
Großbritannien 25320147 1341526
Frankreich 28909879 40613881
Rußland 15754612 7668312
Österreich-Ungarn 12856504 4062695
Türkei 10932663 17906047
Belgien 1271433 342822
Deutsches Reich 4139525 908436
Vereinigte Staaten 4064951 3466289
Italien 2048257 10165154
Ägypten 475918 1955058
Rumänien 1890837 4711016
Andre Länder 1550353 2512405
Zusammen: 109149182 95653741

Auf die einzelnen Arten von Waren verteilt sich der Wert der Ein- und Ausfuhr folgendermaßen:

Waren Einfuhr
Drachmen
Ausfuhr
Drachmen
Lebendes Vieh 1910617 22040
Animalische Produkte 4437308 2100558
Fischereiprodukte 4381975 2953763
Ackerbauprodukte 38302356 59027963
Öl 354290 3008603
Walderzeugnisse 7650589 1427498
Mineralien 7252644 21335928
Chemische Produkte 2151456 243962
Textilwaren 24165957 167170
Metallwaren 4636161 3027
Zucker- und Teigwaren 3555145
Modewaren etc. 1929073
Papier, Bücher etc. 1289152 17090
Töpfer- und Glaswaren 1433231
Häute und Knochen 1504359 523089
Möbel und Instrumente 781014
Weine und Spirituosen 401958 4461094
Verschiedenes 3011897 1361956
Zusammen: 109149182 95653741

In der Einfuhr stehen also Nahrungs- und Genußmittel, namentlich Getreide (30,8 Mill. Drachmen), obenan; dann folgen Industriewaren, namentlich Gewebe und Rohstoffe, besonders Holz. Die Ausfuhr betrifft besonders Ackerbauerzeugnisse, unter denen, wie bekannt, die nach Großbritannien und Frankreich gehenden Korinthen den ersten Platz mit 52,4 Mill. Drachmen einnehmen; dann folgt der Wein, während die Ausfuhr von Öl abnimmt. Bedeutend ist diejenige von Mineralien etc., die hauptsächlich von Laurion in Attika stammen. Industrieprodukte sind nur sehr schwach vertreten. Die Einfuhr geschieht vornehmlich über Piräeus (1887: 30,7 Proz.), Syra (17,9 Proz.) und Patras (15,7 Proz.).

Schiffsverkehr 1888: es liefen ein 5979 Schiffe (davon 4933 beladen) von 2,373,073 Ton., aus 5462 Schiffe (davon 3906 beladen) von 2,420,530 T. Von fremden Flaggen waren an der Schiffahrt beteiligt: Großbritannien beim Eingang mit 582 Schiffen von 465,155 T., beim Ausgang mit 557 Schiffen von 550,957 T., Österreich-Ungarn mit 570 Schiffen von 518,747 T., resp. 539 Schiffen von 443,266 T., Frankreich mit 303 Schiffen von 389,630 T., resp. 301 Schiffen von 391,092 T., Italien mit 419 Schiffen von 308,041 T., resp. 380 Schiffen von 304,134 T., die Türkei mit 1299 Schiffen von 112,518 T., resp. 1242 Schiffen von 117,916 T., Deutschland nur mit 21 Schiffen von 14,771 T., resp. 22 Schiffen von 14,889 T. Die griechische Handelsmarine bestand zu Anfang des Jahrs 1888 (Küstenfahrzeuge ausgeschlossen) aus 4359 Segelschiffen von 222,232 T. und 82 Dampfern

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0398.jpg&oldid=- (Version vom 20.5.2023)