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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

wesentlichen Verbesserung der seitlichen Beweglichkeit im Fußgelenk (lateral motion of sub-astragalus). Hierdurch wird der Fuß geeignet, sich den Unebenheiten des Bodens anzupassen, wodurch eine bedeutende Erhöhung der Sicherheit des Auftretens erzielt wird. Auch die eigenartig konstruierten Kniegelenke mit konischen Scharnieren sind sehr dauerhaft und gut. Das Freessche Bein hat in Amerika eine große Verbreitung gefunden und wurde in der 47. Ausstellung des American Institute in New York (1878) als das beste prämiiert. Besonders hervorgehoben wird von den Trägern dieses künstlichen Gliedes die große Dauerhaftigkeit. Reparaturen und Erneuerungen einzelner Teile sind leicht und ohne Hilfe eines Mechanikers anzubringen. Das Gewicht für ein Bein in ganzer Größe übersteigt nie 3 kg, der Preis beträgt je nach Amputation 500–750 Mk.

Glinka, 3) Michael Iwanowitsch, russ. Komponist. Seine „Memoiren und Briefwechsel mit Verwandten und Freunden“ erschienen (in russischer Sprache) in St. Petersburg 1887.

Globus. Auf der Pariser Weltausstellung von 1889 befand sich ein G. von 40 m Umfang, bei welchem jedes Millimeter einem Kilometer der Erde entspricht. Die Erbauer des G., Villard und Cotard, zerteilten die Oberfläche des G. in 586 Felder, bemalten jedes derselben einzeln und fügten es in das metallene Gerüst ein, welches ein Gesamtgewicht von 10 Ton. hatte. Vom Relief hat man mit Recht abgesehen, da die höchsten Berge doch nur 8 mm hoch geworden wären. Die Tiefe der Meere ist durch Farbenabstufungen angedeutet worden.

Glocken. Gesprungene G. zu reparieren, gilt im allgemeinen für unthunlich. In Schweden wurde indes 1805 ein Verfahren entdeckt, durch welches gesprungene G. den frühern Klang und die frühere Stärke wiedererhalten. Dies Verfahren wird jetzt von Ohlsson in Lübeck für den dritten Teil der Kosten, die das Umgießen erfordern würde, mit gutem Erfolg ausgeübt. Der Riß wird mit dem Meißel auf ca. 1,5 cm erweitert, dann macht man in der Nähe desselben Vertiefungen, befestigt eine Anzahl Klammern quer über den Riß, bringt an dem entsprechenden Teil der Glocke einen Mantel von Thon und Blech an und gießt, nachdem die unmittelbar an dem Riß liegenden Teile der Glocke durch starkes Kohlenfeuer erhitzt worden sind, die Fuge mit einer Legierung, deren Zusammensetzung Geheimnis ist, aus. Bei Gelegenheit dieser Reparatur wird auch der Klöppel versetzt, weil das Metall, gegen welches er jahrelang geschlagen hat, spröde geworden ist und leicht springt.

 Glöersen, Kristian, norweg. Dichter, geb. 7. April 1838 zu Christiania, studierte daselbst Theologie und Philosophie, beschäftigte sich dabei aber hauptsächlich mit Ästhetik, wurde dann Schuldirektor in Christiania, später in Tromsö und zuletzt in Kragerö, wo er noch lebt. Nachdem er schon früh Gedichte teils unter seinem Namen, teils pseudonym veröffentlicht hatte, trat er mit den Erzählungen: „Sigurd“ (1877) und „En Fremmed“ („Ein Fremder“, 1880) auf, welche wegen ihrer treuen Schilderungen norwegischen Volkslebens, aber auch, wie besonders bei der letztern, wegen ihrer Satire auf hauptstädtische Verhältnisse Aufsehen erregten. Es folgten die Erzählungen: „Fra mit Friluftsliv“ und „Småting“ (1881), „Laura“ (1883), „Fra Nord og Syd“ (1884), „Dagligdags“ (1886) und „Mindre Fortällinger“ (1887). Auch als Lyriker hat er manches Ansprechende in Zeitschriften veröffentlicht.

 Glött, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Dillingen, hat eine kathol. Kirche, ein Schloß mit schönen Gärten, eine Erziehungsanstalt für weibliche Kretins, Bierbrauerei und (1885) 670 Einw.

 Glowacki (spr. -wátzki), Alexander, unter dein Pseudonym Bolislaw Prus bekannter und beliebter poln. Schriftsteller, geb. 1847, verfaßte Novellen, Humoresken und kritische Artikel. Er ist ständiger Feuilletonist des „Warschauer Kuriers“. Seine Schriften erschienen gesammelt in 5 Bänden („Piśma“, Warsch. 1885–86).

Gneisenau, Graf Neithardt von, preuß. Generalfeldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 2. pommersche Grenadierregiment Nr. 9 den Namen Kolbergisches Grenadierregiment Graf G. – Sein Sohn Bruno, Graf Neithardt von G., starb 2. Febr. 1889 als General a. D. und Domdechant in Naumburg. Vgl. Neff, Die Heldenlaufbahn des Generals der Infanterie August v. G. (Berl. 1889).

Gneist, Rudolf, wurde im Mai 1888 vom Kaiser Friedrich III. in den Adelstand erhoben.

Goeben, August Karl von, preuß. General. Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 2. rheinische Infanterieregiment den Namen Infanterieregiment v. G.

Goblet, Rene, franz. Politiker, blieb unter Brisson 1885 und auch unter Freycinet Unterrichtsminister und brachte im März 1886 das Volksschulgesetz, welches die Elementarschule von der Herrschaft der Geistlichkeit befreite, in den Kammern zur Annahme. Nach dem Rücktritt Freycinets bildete er 10. Dez. 1886 ein neues Ministerium, in welchem er den Vorsitz und das Innere übernahm. Nachdem er sich in der Schnäbelesache im April 1887 dazu hatte fortreißen lassen, für ein Ultimatum an Deutschland zu stimmen, das zum Krieg führen mußte, aber von der Mehrheit des Ministerrats abgelehnt wurde, geriet er mit dem Budgetausschuß wegen der Ersparnisse in Streit und nahm, als die Kammer 17. Mai 1887 auf die Seite des Ausschusses trat, seine Entlassung. Im Kabinett Floquet (3. April 1888) übernahm G. das Auswärtige und trat mit Floquet im Februar 1889 zurück. Bei den Neuwahlen 1889 wurde er nicht wieder gewählt.

 Godaweri, Distrikt in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, 16,899 qkm (307 QM.) groß mit (1881) 1,780,613 Einw., fast ausschließlich Hindu, welche mit Hilfe bedeutender Bewässerungsanlagen Getreide, Ölsaaten, Gewürze, Faserpflanzen und Tabak bauen.

Gödeke, Karl, Literarhistoriker, starb 28. Okt. 1887 in Göttingen.

 Godet (spr. -dä́), Frédéric, evang. Theolog, geb. 25. Okt. 1812 zu Neuchâtel, studierte daselbst, in Berlin und Bonn, wurde, nachdem er seit 1836 als Hilfsprediger in Valengin thätig gewesen war, als Lehrer des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Berlin berufen, kehrte 1844 nach Neuchâtel zurück und wurde Hilfsprediger zu Val de Ruz, 1850 Professor der Theologie an der Fakultät in Neuchâtel und 1851 bis 1866 daneben auch Pfarrer in seiner Vaterstadt. Aber 1873 trat G. aus der Staatskirche aus und wurde Professor an der theologischen Akademie der Freien Kirche des Kantons Neuenburg. Auch diese Stelle legte er 1887 nieder. Seine Hauptschriften sind: „Histoire de la réformation et du Refuge dans le pays de Neuchâtel“ (Neuchâtel 1859); „Commentaire sur l’évangile de saint Jean“ (3. Aufl., Par. 1881–85, 3 Bde.); „Commentaire sur l’évangile de saint Luc“ (3. Aufl., Neuchâtel 1888); „Commentaire sur l’épître aux Romains“ (das. 1879–80,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0391.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2023)