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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

unten mit Wurzeln, nach oben mit großen Blättern versehenen Stengel nachahmt.

Das Plasma erscheint nicht selten vollkommen gleichartig und durchsichtig (Hyaloplasma), in andern Fällen bildet es eine körnige, ins Grünliche spielende Substanz (Polioplasma) und vermag alle Zwischenstadien zwischen dem festen und flüssigen Aggregatzustand anzunehmen. Häufig wird es durch blasenförmige, mit Zellsaft erfüllte Hohlräume unterbrochen, deren Zahl mit dem Alter der Z. zunimmt, bis schließlich nur ein einziger großer Hohlraum sich bildet, der von einem dünnen, der Zellwand anliegenden Plasmaschlauch (Primordialschlauch) umgeben wird. Innerhalb der Grundmasse des Plasmas, dem sogen. Cytoplasma, treten Einschlüsse auf, welche teils im Leben der Z. eine aktive Rolle spielen,

Fig. 2. Zellen mit Chlorophyllkörnern.

wie der Zellkern, die Chlorophyllkörner (Fig. 2) und die Stärkebildner (s. Stärkemehl), teils nur passiv sich verhalten, wie Protein- (s. Aleuron) und Stärkekörner

Fig. 3. Zellen mit Stärkekörnern.

(Fig. 3), Kristalle, Öltropfen, Gerbstoffkugeln u. a. Das lebensthätige Plasma zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, in sehr verdünnter alkoholischer Lösung von Silbernitrat metallisches Silber auszuscheiden, es verhält sich demnach einem Aldehyd ähnlich. Von wesentlicher Bedeutung ist neben dem Plasma der rundliche, oft sehr kleine Zellkern. Zellkerne lassen sich in den lebensfähigen Zellen sämtlicher Gefäßpflanzen nachweisen; in mehrfacher Zahl treten sie im Embryosack (s. d.) der Phanerogamen, ferner in den Zellen vieler Kryptogamen, in den großen Zellen der Schlauchalgen sogar in millionenfacher Anzahl auf, nur bei Phykochromaceen und Schizomyceten scheinen sie zu fehlen. Der Zellkern besteht aus einem Kerngerüst (Chromatingerüst), das aus knäuelartig gewundenen zarten Fäden zusammengesetzt ist, und aus einer die Maschen dieses Gerüstes ausfüllenden dickflüssigen

Fig. 4. Zellkerne in verschiedenen Entwickelungsstadien (aus dem Wandbeleg des Embryosacks von Agrimonia).

Substanz, dem Kernsaft. Als Einschlüsse kommen in ihm 1–3 kleine, stark lichtbrechende Körberchen

Fig. 5. Weitere Entwickelungs­zustände von Zellkernen (aus dem Embryosack von Agrimonia); a–d die aufeinander folgenden Zustände.

(Kernkörperchen, Nucleoli) sowie bisweilen auch Proteinkristalle vor. Von hervorragender Bedeutung ist die Thatsache, daß bis jetzt niemals eine Entstehung von Zellkernen aus dem Plasma beobachtet werden konnte, sondern daß vielmehr alle in einer Z. vorhandenen Zellkerne durch Teilung andrer Kerne sich bilden. Der Vorgang der Kernteilung selbst findet

Fig. 6. Scheidewandbildung im Umkreis der Zellkerne (aus dem Embryosack von Agrimonia).

entweder durch direkte Teilung statt, indem sich der Kern in der Mitte einschnürt und zuletzt die durch ein dünnes Verbindungsstück zusammenhängenden Hälften

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 857. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0857.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2024)