verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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zum Mitglied des Reichsoberhandelsgerichts in Leipzig ernannt, 1871–76 und 1878 war er Mitglied des deutschen Reichstags. Er starb 29. Okt. 1879 in Stuttgart. Seine Schriften sind: „Die Beweislast hinsichtlich des Irrtums nach gemeinem Zivilrecht und Prozeß“ (Stuttg. 1852); „Das Erlöschen des klägerischen Rechts nach der Einleitung des Prozesses“ (das. 1852); „Die bedingte Novation nach dem römischen und heutigen gemeinen Recht“ (Tübing. 1863); „Die Leistung an Zahlungsstatt“ (das. 1866); „Die Verfassung des Norddeutschen Bundes und die süddeutsche Freiheit“ (1.–3. Aufl., das. 1867); „Grundzüge des württembergischen Erbrechts“ (das. 1872); „Das württembergische Unterpfandrecht“ (Leipz. 1876); „Abhandlungen aus dem römischen Rechte, dem Handels- und Wechselrecht“ (Stuttg. 1877, Heft 1).
Römerbad, s. Tüffer.
Römerbrief (Brief St. Pauli an die Römer), das ausführlichste und für Beurteilung des Paulinischen Lehrbegriffs wichtigste Sendschreiben des Apostels Paulus. Dasselbe ist während des Winters 58–59 zu Korinth abgefaßt und nach Rom geschickt, um die dortigen Christen mit dem Paulinischen Evangelium bekannter zu machen, bestehende Vorurteile aufzuheben und die beabsichtigte Reise des Apostels nach Rom vorzubereiten. Beanstandung haben nur die beiden letzten Kapitel erfahren; zumal im letzten scheint vieles eher auf Ephesos als auf Rom zu weisen. Der Brief ist unzähligemal kommentiert worden. Vgl. Grafe, Über Veranlassung und Zweck des Römerbriefs (Freiburg i. Br. 1881); Mangold, Der R. u. seine geschichtlichen Voraussetzungen (Marb. 1884).
Romerike, Landschaft im südöstlichen Norwegen, Amt Akershus, vom Glommen und dessen Nebenfluß Vormen durchströmt, ist meist eben und hat nur an einigen Stellen Berge bis zu 630 m Höhe.
Römermonat, im frühern Deutschen Reich Abgabe der Stände an den Kaiser, aus der Zeit der Römerzüge stammend. Hieraus entwickelte sich eine außerordentliche Kriegssteuer („eilende Hilfe“, „Reichshilfe“), deren Simplum R. genannt wurde. Seit 1535 zahlte jeder Reichsstand zum R. je für einen Reiter 12 und für einen Fußknecht 4 Gulden. Der R. war ursprünglich auf 128,000 Guld. veranschlagt; doch stellte sich die wirkliche Einnahme regelmäßig weit geringer. Zur Einforderung waren besondere Reichspfennigmeister bestellt.
Römerpreis (grand prix de Rome), der große Staatspreis an der École des beaux-arts und dem Konservatorium zu Paris, bestehend in einem Stipendium für einen vierjährigen Studienaufenthalt in Rom, wo die Stipendiaten in der Villa Medici gemeinsame Pension haben. Als zweiter prix de Rome wird eine goldene Medaille verliehen. Auch am Brüsseler Konservatorium heißt der alle zwei Jahre verteilte Kompositionspreis R.
Romershausens Augenwasser, s. Fenchelöl.
Romershausensche Luftpresse, s. Auslaugen.
Römerstadt, Stadt in Mähren, in einem Thal der Sudeten, an der Bahnlinie Kriegsdorf-R., ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Landesunterrealschule, Flachsbau, starke Baumwoll- und Leinweberei, Bleicherei, Seidenzeugfabrik und (1880) 4650 Einw.
Römerzinszahl, s. Indiktionenzirkel.
Römerzüge, die Heereszüge, welche die deutschen Könige im Mittelalter nach Italien unternahmen, um die Herrschaft über Italien anzutreten und in Rom die römische Kaiserkrone zu empfangen. Die deutschen Fürsten und andern Vasallen waren zur Heeresfolge bei diesen Zügen verpflichtet, was unter Maximilian I. und Karl V. durch Geldzahlungen abgelöst wurde; der 1521 hierfür angeführte Maßstab diente später auch für andre Steuern (s. Römermonat). Der letzte deutsche König, der in Rom gekrönt wurde (1452), war Friedrich III.; der letzte in Italien zu Bologna vom Papst gekrönte (1530) Karl V.
Röm. et Schult., Abkürzung für J. J. Römer, geb. 1763 zu Zürich, gest. daselbst 1819 als Professor der Botanik. Schult., s. Schultes. Flora europaea.
Romford (spr. römmford), Stadt in der engl. Grafschaft Essex, 14 km östlich von London, hat eine berühmte Brauerei, Vieh- und Kornhandel und (1881) 7176 Einw.
Römhild, Stadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen, Kreis Hildburghausen, an der Spring, die unweit davon in die Milz fällt, und an der Eisenbahn Rentwertshausen-R., hat eine Stiftskirche mit zwei ausgezeichneten, von Peter Vischer und seinen Söhnen gegossenen Bronzedenkmälern hennebergischer Grafen (vgl. Döbner, Die Denkmäler hennebergischer Grafen in der Stiftskirche zu R., Münch. 1840), das Schloß Glücksburg (jetzt deutsches Kriegerwaisenhaus), ein Amtsgericht, bedeutende Viehmärkte und (1885) 1693 Einw. In der Nähe die beiden Gleichberge (s. d.) und die Hartenburg. R. gab einer sächsischen Linie, die 1681 von Heinrich, dem vierten Sohn Ernsts des Frommen, gegründet wurde und 1710 mit ihm ausstarb, den Namen.
Romilly, Sir Samuel, ausgezeichneter brit. Rechtsgelehrter von französischer Abkunft, geb. 1. März 1757 zu London, trat 1783 als Sachwalter auf, erhielt infolge einer Denkschrift über die Formen und die Geschäftsordnung des britischen Parlaments 1806 im Ministerium Fox-Grenville das Amt des Generalanwalts nebst dem Rittertitel und wurde bald darauf ins Haus der Gemeinen gewählt. Er zeichnete sich hier als Redner aus, war bei der berühmten Untersuchung gegen Lord Melville einer der Kommissare des Unterhauses und Berichterstatter des Komitees und machte sich namentlich in den Verhandlungen über den Sklavenhandel bemerkbar. Nach Fox’ Tod verlor er seine Stelle im Ministerium und trat nun auf die Seite der Opposition, deren vorzüglichster Führer er wurde. Er verteidigte die Politik der abgetretenen Minister, sprach für die Katholikenemanzipation und berührte wiederholt die Parlamentsreform. Bei den Parlamentswahlen von 1818 wurde R. von Westminster gewählt, entleibte sich aber, in Schwermut verfallen, 2. Nov. d. J. Seine Schrift „Observations on the criminal law of England“ (Lond. 1810) hat auf die spätern Reformen des englischen Kriminalrechts großen Einfluß geübt. – Sein Sohn Sir John R., geb. 1803, ebenfalls Rechtsgelehrter und Parlamentsmitglied, seit März 1851 Master of the rolls (Oberkanzleidirektor), hat sich die Veröffentlichung der alten englischen Staatsurkunden angelegen sein lassen und gab die „Memoirs of the life“ seines Vaters (4. Aufl. 1842, 2 Bde.) heraus. Am 19. Dez. 1865 bewirkte das Ministerium Russell-Gladstone seine Erhebung zum Lord R. von Barry. Er starb 24. Dez. 1874 in London.
Romilly sur Seine (spr. -miji), Stadt im franz. Departement Aube, Arrondissement Nogent, an der Eisenbahn Paris-Belfort (Abzweigung nach Epernay), hat ein schönes Schloß, Strumpfwaren- und Nadelfabrikation, starke Bienenzucht und (1886) 6530 Einw. In der ehemaligen Klosterkirche Scellières wurde 1778 Voltaires Leiche beerdigt und lag hier, bis sie 1791 nach Paris gebracht wurde.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 924. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0924.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2024)