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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10

Synchronistische Übersicht der Weltlitteratur (5. bis 15. Jahrhundert).
  Orient Abendland Abendland Historische Daten
476 bis 600 Arabische Dichtung der heidnischen Zeit: Die sieben Moallakat (Preisgedichte). Amrilkais, der Dichter und König. Antara. Kümmerliche Fortdauer der römischen Litteratur auch nach dem Zerfall des Reichs. Venantius Fortunatus (um 580). Heidnische Volksdichtung bei den germanischen, keltischen, slawischen, finnischen Völkern. 476–600 Fortdauer der Völkerwanderung.
Justinian, oström. Kaiser.
Das Frankenreich unter den Merowingern.
Germanen. Kelten. Slawen. Finnen.
Ulfilas’ gotische Bibelübersetzung (310–380).
Siegfriedsage. Tiersage. Dietrichssage.
Finsage (Ossian?). Poln.-tschech.-russ. Sagen von Bauernhelden. „Kalewala“.
600 bis 800 Mohammed, der „Koran“.

Hamâsa, Sammlung älterer arabischer Lyrik.

Beginn der arabischen Kunstdichtung unter den Kalifen: Abu Temmâm, Asmai, Abu Novás.

Kirchliche Hymnendichtung in lateinischer Sprache: Gregor der Große (540–604), Claudius Mamertus, St. Columban.

Lateinisch-kirchliche Litteratur bei den Angelsachsen und in Irland. Alkuin (735–804).

Byzantinische Geschichtschreiber und Poeten.

Heldensagen aus der Völkerwanderung („Hildebrandslied“).

Angelsächsisch: „Beowulf“.

Bretonische Artussagen, die in die französische und deutsche Dichtung übergehen.     571–622 Mohammed.
634–644 Die Araber in Vorderasien und Nordafrika.
711 Die Araber in Spanien.
732 Schlacht bei Tours.
768–814 Karl d. Gr.
786–809 Harun al Raschid.
  Orient Frankreich Deutschland England Nieder­lande Skandi­navien Historische Daten
800 bis 1000 Arabische Dichtung: Ibn Errumi; Abu Bekr Ibn Doreid; Abul Hassan Mutanabbi; Abullala Maharry; Ghaselen- und Kassidendichter.

Inder: Sankara Acharja, „Hammer der Thorheit“; Somadewa Bhatta, der Erzähler und Märchendichter.

Einzelne Lieder, Legenden, Kirchengesänge bezeugen die Entwickelung einer französischen Sprache aus der lateinischen Vulgärsprache. „Heliand“. Otfrieds Evangelienharmonie („Krist“). Kynewulfs angel­sächsische Legenden­dichtungen.     800 Karl d. Gr., zum römischen Kaiser gekrönt.
911 Die Normannen in Frankreich.
936–973 Otto I., d. Gr., deutscher König u. römisch. Kaiser.
1000 bis 1200 Araber: Ibbu ess Shaig, „Roman von Antara“; Hariri von Basra (1054–1121), „Die Verwandlungen des Abu Seid von Serug“.

Persische Dichtung: Unsuri (gest. 1029), „Suhrâb“; Abul Kasim Mansur, genannt Firdusi (940–1020), „Das Königsbuch“ (Schâhnâme); Nisami (gest. 1180), Lyriker und Epiker.

Byzantiner: Johannes Damascenus, „Barlaam und Josaphat“.

Südfrankreich (Langue d’Oc). Provençalische ritterliche Lyrik: Wilhelm von Poitiers, Bernart von Ventadour, Jaufre Rudel de Blaya, Bertrand de Born (um 1180), Peire Raimon von Toulouse.

Nordfrankreich. Ritterliche Epik: Robert Wace (1090–1174), Roman von Rollo; Turold, Rolandslied; Huon von Villeneuve u. a. Epische Gedichte aus dem um die Gestalt Karls d. Gr. sich bildenden Sagenkreis.

Ritterliche Sänger: Die Ritter von Kürenberg, Dietmar von Aist, Friedrich von Hausen (gest. 1190).

Spielmannsdichtungen: „König Rother“, „Salman und Morolf“, „König Orendel“

Epische Dichtungen der Geistlichen: „Das Annolied“, „Alexanderlied“ des Pfaffen Lamprecht. „Rolandslied“ des Pfaffen Konrad. Heinrich von Veldeke („Eneit“).

Fortdauer der angel­sächsischen Dichtung auch nach der Eroberung durch die Normanen u. bis zur allmählichen Bildung der englisch. Sprache. Besondere Pflege der altgerma­nischen Tiersage. Nordische Fassung der Siegfried- und Dietrich­sage. 1000 Otto III.
1066 Eroberung Englands durch die Normannen.
1077 Kämpfe zwisch. Papsttum und Kaisertum.
Heinrich IV. zu Canossa.
1096 Beginn der Kreuzzüge.
1099 Erstürmung von Jerusalem durch die Christen.
1152–90 Friedrich Barbarossa.
1198–1216 Innocenz III.
1200 bis 1300 Araber: „Tausendundeine Nacht“.
Abulfeda, der Geschichtschreiber.

Perser: Dschelâleddin Numi (1207–1273), „Mesnewi“; Sadi aus Schiraz (gest. 1263), „Rosengarten“ und „Fruchtgarten“.

Südfrankreich. Letzter Aufschwung der provençalischen Troubadour-Poesie während der Albigenserkriege: Peire Vidal (1175–1215), Raimon von Miraval, Gaucelm Faidit (gest. 1240), Peire Cardinal, Guillem Figueiras, Folquet von Marseille.

Nordfrankreich. Lyrische Dichtung ritterlicher Poeten: Graf Thibaut von Champagne (1201–1253); Gaces Brulez.

Epische Dichtungen aus dem karolingischen Stoffkreis: „Ogier der Däne“, „Guy von Nanteuil“, „Doolin von Nanteuil“.

Epische Dichtungen aus dem bretonisch-keltischen Sagenkreis vom Gral und König Artus: Chrestien von Troyes (nach 1170), Romane vom Gral, von Erec, von Lanzelot vom See etc.

Epische Dichtungen aus dem antiken Sagenkreis: Alexandre de Bernay (1150) und Lambert li Cors (1184), Romane von Alexander d. Gr.; Benoit de Sainte-More (1190), Roman von der Zerstörung Trojas.

Epische Dichtungen mit zeitgenössischem Stoff: Geschichte des Kastellans von Coucy und der Dame von Fayel. Lais, Contes, Fabliaux: Marie de France; Gautier de Coinsi; „Aucassin u. Nicolette“; Spielmannsdichtung: Huon der Spielmannskönig, Adenez der Spielmannskönig; Adam de la Halle (1280).

Übergang von der echt epischen zur allegorischen Dichtung: „Roman von der Rose“ des Guillaume de Lorris und Jean de Meung.

Ritterliche Lyrik: Walther von der Vogelweide, Ulrich v. Singenberg, Hildbold von Schwangau, Ulrich von Winterstetten, Reinmar von Zweter, Ulrich von Lichtenstein.

Höfische Dorflyrik: Neidhart von Reuenthal, Gottfried von Neifen.

Epische Dichtung auf Grund der alten Heldensage u. epischer Volkslieder: „Das Nibelungenlied“, „Gudrun“, „Hugdietrich“, „Wolfdietrich“, „Laurin“ u. a.

Epische Dichtung im Anschluß an die Franzosen: Hartmann von Aue (um 1210), „Erec“, „Iwein mit dem Löwen“, „Gregorius von Stein“, „Der arme Heinrich“; Wolfram von Eschenbach (um 1215), „Parzival“; Gottfried v. Straßburg (1215), „Tristan“; Konrad Fleck, „Flore und Blanscheflur“; Wirnt von Gravenberg; Ulrich v. Türheim; Rudolf von Ems (gest. 1254); Der Pleier (um 1260) u. a. – Konrad von Würzburg (gest. 1287).

Epische Dichtungen mit zeitgenössischem Stoff: Wernher der Gärtner, „Meier Helmbrecht“.

Schwankdichtung und didaktische Dichtung: „Der Pfaff Amis“ des Strickers (1250); Freidanks „Bescheidenheit“; „Der Renner“ des Hugo von Trimberg (um 1290).

  J. v. Maerlant, Welt­chronik; didaktische Dichtungen. Legenden­dichtungen: „Theophilus“ u. „Beatrijs“. Blütezeit der Skalden­poesie auf Island und an allen nordischen Höfen. 1210 Albigenserkriege.
1215–50 Friedrich II., der Hohenstaufe.
1226–70 Ludwig der Heilige von Frankreich. Letzte Kreuzzüge.
1254–73 Interregnum in Deutschland.
1266 Manfreds Fall.
1268 Konradins Fall.
1273–1297 Rudolf von Habsburg, deutscher König.
  Orient Italien Spanien Portugal Frankreich Deutschland England Nieder­lande Historische Daten
1300 bis 1400 Perser:

Hafis (gest. 1389), größter Lyriker. Nachschebi, „Tutiname“ (Märchensammlung). Zahlreiche Nachahmer des Hafis.

Sizilische und toscanische Nachahmer der provençalischen Lyrik. Ciullo d’Alcamo; Dante di Majano. Guido Cavalcanti.

Dante Alighieri (1265–1321), „Die göttliche Komödie“.

Francesco Petrarca (1304–74), Sonette und Kanzonen.

Giovanni Boccaccio (1313–75), „Decamerone“.

Sacchetti. Fiorentino.

Romanzen vom Cid.

Infant Don Juan Manuel, „Der Graf Lucanor“.

Juan Ruiz, der Erzpriester von Hita (gest. 1351).

König Diniz, Liederbuch.

Vasco de Lobeira: Amadis-Roman.

Allegorische Gedichte: „Die Pilgerfahrten des Guillaume de Guilleville“; „Der Roman von Fauvel“.

Geistliche Spiele.

Guillaume de Machault (gest. 1377); Eustache Deschamps; Alain Chartier.

Nachklänge der ritterlichen Epik: Heinrich von Freiberg, „Tristan“; Ulrich von Eschenbach, „Alexander“.

Bruder Philipp, der Kartäuser, „Marienleben“.

Allegorische und didaktische Dichtung: Hadamar von Laber, „Die Jagd“; Ulrich Boner, „Der Edelstein“ (1350).

Übergang zum Meistergesang: Johann Hadlaub, Heinrich Frauenlob, Barthel Regenbogen, der Schmied.

Geistliche Spiele.

William Longlande (1330 bis 1400), „Peter der Pflüger“.

Geoffrey Chaucer (1340 bis 1400), „Canterbury-Erzählungen“.

John Gower.

Jan Boendale (gest. 1351).

Dirk Potter, „Der Minne Lauf“.

1305 Die Päpste in Avignon.
1310 Kaiser Heinrich VII. in Italien.
1340–1452 Kriege zwischen England und Frankreich.
1367 Die deutsche Hansa.
1378 Beginn der großen Kirchenspaltung.
1400 bis 1500 Dschami, persischer Lyriker u. Epiker (gest. 1492). Die Humanisten. Zahlreiche neulateinische Schriftsteller; Poggio Bracciolini.

Florentinische Dichtung: Burchiello.

Luigi Pulci, „Der Riese Morgante“.

Lorenzo de’ Medici (1448–92), Lyriker, Didaktiker.

Novellen des Masuccio.

Bojardo (1434–94), „Der verliebte Roland“; Jacopo Sannazzaro, „Arcadia“.

Gir. Savonarola (1452–98), der mystische Reformator.

Juan del Encina.

Der dramatische Roman „Celestina“ des Fernando de Rojas.

  Herzog Karl von Orléans (1391 bis 1465).

Antoine de La Salle (1393–1461), „Petit Jehan de Saintré“; „Hundert neue Novellen“.

François Villon (1431–80), poetischer Vagabund von glänzendem Talent.

P. Blanchet, „Maitre Pathelin“. Die Clercs der Bazoche.

Philipp von Comines, Memoiren.

Meistergesang.

Letzte Wiederanknüpfung an die nationale Heldensage. Das Heldenbuch.

Hermann von Sachsenheim, „Die Mörin“. – Letzte allegorische Dichtung: Kaiser Maximilians „Teuerdank“.

Bürgerliche Lehr- und Schwankdichtung: Hans Rosenblüt. Hans Folz.

Satirische Dichtung: Seb. Brant, „Narrenschiff“.

König Jakob I. v. Schottland (gest. 1437), „Des Königs Buch“.

William Dunbar (1460–1520), „Die Distel und die Rose“.

John Skelton (1460–1529), Satiriker und humo­ristischer Lyriker.

  1414–18 Konzil von Kostnitz.
1419–36 Hussitenkriege.
1453 Fall von Konstantinopel.
1467–77 Karl der Kühne von Burgund.
1492 Eroberung des letzten Maurenreichs Granada.
1492 Kolumbus’ erste Fahrt nach Amerika.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 10. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 839b. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b10_s0839b.jpg&oldid=- (Version vom 10.2.2022)